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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Häufchen.
    »Sieht nach Psittacidae aus.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht«, sagte Ryan.
    Rachel schaute nicht hoch.
    »Familie der Papageien. Kakadus, Aras, Loris, Unzertrennliche, Sittiche.«
    »Ich hatte einen Wellensittich, als ich klein war«, sagte Ryan.
    »Tatsächlich?«, fragte Rachel.
    »Hab ihn Welle genannt.«
    Rachel warf mir einen Blick zu, und die beiden Ketten ihrer Lesebrille schwangen im Gleichtakt hin und her.
    Ich hielt mir den Zeigefinger an die Schläfe und schüttelte den Kopf.
    Rachel wandte sich wieder den Knochen zu, nahm das Brustbein in die Hand und musterte es eingehend.
    »Wahrscheinlich eine Art Ara. Schade, dass wir den Schädel nicht haben.«
    Eine Rückblende. Larabee, der über den kopflosen Passagier spricht.
    »Zu klein für einen Hyazinth-Ara. Zu groß für einen Rotrücken.«
    Rachel betrachtete das Brustbein von allen Seiten und legte es dann wieder auf den Tisch.
    »Schauen wir uns mal die Federn an.«
    Ich öffnete die Tüte und schüttelte den Inhalt heraus. Rachel senkte den Blick auf den Tisch.
    Wenn eine Frau völlig erstarren kann, dann tat Rachel es jetzt. Einige Sekunden lang rührte sich kein einziges Molekül in ihr. Dann nahm sie andächtig eine der Federn zur Hand.
    »O mein Gott.«
    »Was ist?«
    Rachel starrte mich an, als hätte ich eben eine Münze hinter ihrem Ohr hervorgezaubert.
    »Wo haben Sie die her?«
    Ich wiederholte, was ich ihr schon über den Keller des Farmhauses erzählt hatte.
    »Wie lange lagen sie dort unten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Rachel trug die Feder zu einer Arbeitstheke, zupfte zwei Fasern heraus, legte sie auf einen Objektträger, träufelte eine Flüssigkeit darauf, schob sie mit einer Nadelspitze hin und her, saugte die Flüssigkeit mit einem Löschpapier auf und legte ein zweites Glasplättchen darüber. Dann ließ sie ihren üppigen Hintern auf einen Hocker sinken, schob den Objektträger in ein Mikroskop, stellte die Schärfe ein und spähte ins Okular.
    Sekunden vergingen. Eine Minute. Zwei.
    »O mein Gott.«
    Rachel erhob sich, watschelte zu einem Schrank mit langen, hölzernen Schubladen und zog einen flachen, rechteckigen Behälter heraus. Dann kehrte sie zum Mikroskop zurück, zog den Objektträger heraus, den sie eben präpariert hatte, ersetzte ihn durch einen aus dem Behälter und beugte sich wieder über das Okular.
    Ryan und ich sahen uns verwirrt an.
    Rachel ersetzte die erste Vergleichsprobe durch eine zweite und kehrte dann zu der aus Rinaldis Feder präparierten zurück.
    »Jetzt hätte ich gern ein zweites Mikroskop«, sagte sie und ersetzte Rinaldis Feder durch eine dritte Vergleichsprobe. »Aber das habe ich nicht.«
    Als Rachel schließlich den Kopf hob, war ihr Gesicht gerötet, und ihre Augen waren weit aufgerissen vor Aufregung.

18
    »Cyanopsitta spixii.« Ehrfürchtig, wie eine Gläubige, die den Namen ihres Gottes ausspricht.
    »Ist das eine Art Papagei?«, fragte Ryan.
    »Nicht nur irgendein Papagei.« Rachel verschränkte die Hände vor der Brust. »Der seltenste Papagei der Welt. Wahrscheinlich der seltenste Vogel der Welt.«
    Die verschränkten Hände hoben und senkten sich mit ihrem limonengrün-türkisen Busen.
    »O mein Gott.«
    »Möchten Sie einen Schluck Wasser?«, fragte ich.
    Rachel wedelte erregt mit den Fingern.
    »Genau genommen ist es ein Ara.« Sie setzte ihre Lesebrille ab und ließ sie ans Ende der Kette sinken.
    »Ein Ara ist eine Papageienart?«
    »Ja.« Sie nahm die Feder zur Hand, die neben dem Mikroskop lag, und strich liebevoll darüber. »Die stammt aus dem Schwanz eines Spix-Ara.«
    »Haben Sie ein ausgestopftes Exemplar?«, fragte Ryan.
    »Natürlich nicht.« Sie rutschte von ihrem Hocker. »Dank der Zerstörung ihres Lebensraums und des Vogelhandels gibt es keine mehr. Ich bin schon froh, dass ich diese Objektträger für den Vergleich mit den Federn habe.«
    »Worauf genau achten Sie?«, fragte ich.
    »Oje. Mal sehen.« Einen Augenblick lang legte sie sich eine Zusammenfassung nach ihrem eigenen KUSS-Prinzip zurecht.
    »Federn haben Schäfte, aus denen Äste wachsen. Die Äste haben Nebenäste, so genannte Strahlen, die durch Fortsätze miteinander verschmelzen können, die man Häkchen, Dornen oder Blättchen nennt. Zusätzlich zur allgemeinen Morphologie und der Farbe der Feder sehe ich mir Form, Größe, Pigmentation, Dichte und Verteilung dieser Fortsätze an.«
    Rachel ging zu einem der Regale über dem Schubladenschrank und kam mit einem großen braunen Buch

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