Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
Terrace, Tivoli.
Lijas Stadthaus befand sich in Elm Ridge im Third Ward, zwischen Frasier Park und dem Trainingsgelände der Carolina Panthers. In der Anlage standen sich zwei Reihen zweistöckiger Doppelhäuser gegenüber, getrennt von einer Rasenfläche. Vor jeder Einheit lag eine breite Veranda mit einer Hollywood-Schaukel oder Schaukelstühlen; Vogelhäuschen oder Hängefarne nach Belieben.
In der frühen Abenddämmerung sah Elm Ridge aus wie ein pastellfarbener Regenbogen. In meinem Kopf konnte ich die Architekten in den Planungssitzungen hören. Charleston-Gelb. Savannah-Pfirsich. Birmingham-Braun.
Lijas Haus war das letzte in der östlichen Reihe des mittleren Paars. Miami-Melone mit Läden in Key-West-Rot.
Ryan und ich stiegen zur Veranda hoch und drückten auf die Klingel. Auf dem Fußabstreifer stand: »Man hat wieder Matte!«
Während wir warteten, wurde mein Blick von der Schaukel angezogen, und das Herz schien mir bis zu den Zehen zu rutschen. Mein Blick huschte nach links, dann nach rechts. War mein Beschatter jetzt gerade irgendwo da draußen und fotografierte uns?
Ryan, der meine Angst spürte, drückte meine Hand. Ich erwiderte den Druck und zwang meine Mundwinkel nach oben.
Katy würde ich warnen, wenn ich allein mit ihr sprechen konnte, aber das ganze Ausmaß meiner Befürchtungen würde ich ihr nicht verraten.
Meine Tochter umarmte mich und machte mir ein Kompliment zu meiner Erscheinung, das kleine schwarze Leinenkleid, das ich in aller Eile aufgebügelt hatte. Dann wanderte ihr Blick zu Ryan.
Meine Begleitung hatte sich für ein Ensemble aus heller Hose, blauem Blazer, hellgelbem Hemd und gelber Krawatte mit blauen Punkten entschieden.
Und Basketballschuhen. In Rot.
Mit einem fast unmerklichen Hochziehen einer Augenbraue lächelte Katy ihn und nahm ihm die Hors d’œuvres ab. Dann führte sie uns ins Haus und stellte uns den anderen Gästen vor, Lijas derzeitigem Freund Brandon Salomone, einer Frau namens Willow und einem Mann namens Cotton.
Und dem so unwiderstehlich gut aussehenden Palmer Cousins.
Cousins’ Outfit deutete auf eine ganze Kolonie obdachloser Maulbeerraupen hin. Seidene Krawatte. Seidenes Hemd. Seidene Hose und ein seidenes Jackett mit einem bescheidenen Beitrag von Merinoschafen.
Katy bot Wein und Bier an, entschuldigte sich, kehrte zurück und bot noch einmal Wein und Bier an, und bat mich dann flüsternd, mit ihr in die Küche zu kommen.
Ein schwarzer Klumpen stand in einem Bräter oben auf dem Herd. Der Raum roch wie das Innere eines Grillkessels.
Lija bearbeitete etwas in der Spüle. Sie drehte sich kurz um, als wir eintraten, warf die Hände in die Luft und machte sich dann wieder ans Werk.
Man könnte sagen, sie sah angespannt aus. Man könnte auch sagen, Enrons Buchhalter hatten ein bisschen aufgerundet.
»Ich glaube, wir haben den Braten anbrennen lassen«, sagte Katy.
»Wir haben ihn nicht anbrennen lassen«, blaffte Lija. »Er hat Feuer gefangen. Das ist ein Unterschied.«
»Kannst du den irgendwie retten?«, fragte Katy.
Der Braten war nicht verbrannt. Das wäre eine Verbesserung gewesen. Er war völlig verkohlt.
Ich stach ihn mit einer Gabel an. Brikettähnliche Stücke brachen ab und fielen auf den Bräterboden.
»Friede seiner Asche.«
»Na klasse.« Lija zog den Stöpsel. Wasser rauschte den Abfluss hinab.
»Was tust du da?«, fragte ich ihren Rücken.
»Hühnchen auftauen.« Sie klang den Tränen nahe.
Ich ging zur Spüle und drückte einen Finger in den Brocken in ihren Händen.
Lija drückte den Stöpsel wieder in den Ausguss und drehte den Hahn auf.
Bei der Geschwindigkeit, die sie vorlegte, würde der Hahn in einigen Jahrzehnten auftauen.
Ich schaute in den Vorratsschrank.
Gewürze. Spagetti mit Tomatensoße in der Dose. Fertigmahlzeiten von Kraft. Suppen von Campbell’s. Olivenöl. Aceto Balsamico. Sechs Schachteln Linguine. »Wie weit weg ist der nächste Laden?«
»Fünf Minuten.«
Mit dem Vogel in der Hand drehte Lija sich um. »Habt ihr Knoblauch?«, fragte ich.
Zwei Köpfe nickten.
»Petersilie?«
Nicken.
»Wir haben einen ganz frischen Salat im Kühlschrank.« Lija lächelte mit zitternden Lippen.
Ich schickte Katy nach Muscheln in der Dose und tiefgefrorenem Knoblauchbrot.
Während meine Tochter zum Supermarkt raste, servierte Lija die Vorspeisen, und ich setzte Wasser auf und hackte. Als Katy zurückkehrte, briet ich den Knoblauch in Olivenöl an, fügte frische Petersilie, die Muscheln und Oregano hinzu und
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