Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
unterbrach meine Gedanken.
»Wo ist Ihr kleiner Freund?«
»Wenn Sie Detective Ryan meinen, der ist nach Montreal zurückgeflogen.«
»Schade. Er ist gut für Ihre Hautfarbe.«
Ich fuhr mir mit der Hand an die Wange.
»Erwischt.« Larabee deutete mit den Fingern eine Pistole an und feuerte auf mich.
»Sie sind so lustig, dass Hawkins besser ’ne Bahre bringen sollte, weil ich gleich sterbe vor Lachen.«
Ich erzählte ihm, was ich von Wally Cagle über das Lancaster-Skelett erfahren hatte, und berichtete ihm von meiner Unterhaltung mit Hershey Zamzow.
»Könnte ein Tag der Durchbrüche sein. Jansen hat angerufen. Slidell hat angerufen. Kaffeekränzchen in einer halbe Stunde.«
»Haben Sie Neuigkeiten?«
Larabee schaute auf seine Uhr, klopfte dann darauf.
»Im großen Ballsaal in dreißig Minuten. Kein Frackzwang.«
Larabees Mundwinkel bogen sich nach oben.
»Ihre Haare glänzen auch mehr.«
Ich verdrehte die Augen so sehr, dass ich fürchtete, sie könnten den Rückweg nicht mehr finden.
Nachdem Larabee gegangen war, rief ich noch einmal bei Mrs. Flowers an. Noch immer kein Fax von Cagle.
Ich nahm meine Nachrichtenzettel zur Hand und ging sie durch.
Jansen.
Slidell. Cagle.
Ich rief Cagles Handy an. Keine Antwort. Ein Polizeireporter des Charlotte Observer hatte angerufen.
Ein Kollege von der UNC-Greensboro.
Ich versuchte es noch einmal bei Cagle. Er nahm noch immer nicht ab.
Ich schaute auf die Uhr.
Showtime.
Ich legte die rosa Zettel mittig auf meine Schreibtischunterlage und ging zum Konferenzsaal.
Larabee und Jansen diskutierten die Vorzüge der Panthers gegenüber den Dolphins. Die Ermittlerin des NTSB trug Jeans, Sandalen und ein braunes Tank-Shirt von Old Navy. Ihre kurzen blonden Haare sahen aus, als hätte sie sie eben erst gefönt.
Slidell und Rinaldi kamen dazu, als ich Jansen die Hand gab.
Rinaldi trug einen blauen Blazer, eine graue Bundfaltenhose und eine türkis- und zitronenfarbene Krawatte von Jerry Garcia.
Slidell war in Hemdsärmeln. Sein Halsschmuck sah aus wie etwas, das man aus einem Wühltisch bei K-Mart zieht, nachdem die guten Sachen schon weg sind.
Während die anderen sich Kaffee eingossen, nahm ich mir eine Diet Coke.
»Wer macht den Anfang?«, fragte ich, als alle Platz genommen hatten.
Larabee deutete auf mich.
Ich wiederholte, was ich dem ME über die Lancaster-Überreste erzählt hatte, beschrieb, wie ich die Details von Wally Cagle erhalten hatte, und erklärte die mögliche Verbindung zwischen dem Skelett und dem Kopf und den Händen aus dem Außenklo. Ich umriss, was ich von Hershey Zamzow und Rachel Mendelson über Bärenwilderei und den illegalen Handel mit seltenen und gefährdeten Arten erfahren hatte. Schließlich ließ ich meine Bombe über die vermissten FWS-Beamten Brian Aiker und Charlotte Grant Cobb platzen.
Während ich redete, machte Rinaldi sich Notizen auf seinem Designerblock. Slidell hörte nur zu, die Füße ausgestreckt, die Daumen im Gürtel.
Einige Sekunden lang sagte keiner ein Wort. Dann schlug Jansen auf den Tisch.
»Ja!«
Slidell ließ träge den Blick zu ihr wandern.
»Ja«, wiederholte sie.
Sie zog den Reißverschluss ihrer Ledermappe auf, nahm einige Papiere heraus, legte sie auf den Tisch, fuhr das oberste mit dem Finger ab, hielt inne und las laut vor.
»Die verkohlte Substanz von der Unterseite der Cessna enthält die Alkaloide Hydrastin, Berberin, Kanadin und Berberastin.«
»Das ergibt Ovomaltine?«, fragte Slidell.
»Das ergibt Gelbwurz«, sagte Jansen.
Wir alle warteten, dass sie fortfuhr.
Jansen blätterte zu einer anderen Seite.
» Hydrastis canadensis. Gelbwurz. Den Wurzeln und Wurzelstöcken werden des Hydrastins und des Berberins wegen medizinische Wirkung zugesprochen. Die Cherokee benutzten Gelbwurz als Antiseptikum und gegen Schlangenbisse. Die Irokesen behandelten damit Keuchhusten, Lungenentzündung und Verdauungsstörungen. Die ersten Siedler benutzten sie als Augenspülung und gegen Halsschmerzen und Soor. Die kommerzielle Nachfrage nach Gelbwurz setzte um die Zeit des Bürgerkriegs ein …«, Jansen schaute von ihren Notizen hoch, »… und es ist mittlerweile eines der meistverkauften Kräuter in Nordamerika.«
»Und wird wofür verwendet?« Larabees Tonfall verriet seine Geringschätzung der Kräutermedizin.
Jansen wandte sich wieder ihrem Ausdruck zu.
»Verstopfte Nasen, Soor, Infektionen von Augen und Ohren und als lokales Antiseptikum, Abführmittel, Entzündungshemmer – suchen
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