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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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deutete mit dem Kopf zu einem vom Boden bis zur Decke reichenden Schrank.
    »Was meinen Sie, was dieser Heini da drin aufbewahrt?«
    »Knochen.«
    »Meine Fresse.«
    Während Slidell die unverschlossenen Hängeschränke über den Arbeitstheken durchsuchte, ging ich zu dem einzigen Schreibtisch im Raum. Die Platte war leer bis auf eine Schreibunterlage.
    Eine Schublade auf der linken Seite enthielt verschiedene Formulare. Archäologische Vermessungsblätter. Begräbnisstätten-Inventare. Fragebögen zur Knochenklassifizierung. Bestellzettel für audiovisuelle Hilfsmittel.
    Die lange mittlere Schublade enthielt die übliche Ansammlung von Stiften, Reißzwecken mit Plastikkopf, Heftklammern, Gummibändern, Briefmarken und Münzen.
    Nichts Außergewöhnliches.
    Abgesehen davon, dass alles in eigenen Kästchen, Schälchen und Schubern sortiert war, alle beschriftet und makellos sauber. Jeder Gegenstand war mit geometrischer Präzision in seinem Behältnis ausgerichtet.
    »Pedantischer kleiner Wichser.« Slidell war hinter mich getreten.
    Ich kontrollierte die beiden rechten Schubladen. Briefpapier. Umschläge. Druckerpapier. Etiketten. Post-its.
    Derselbe gewöhnliche Bürobedarf. Dieselbe zwanghafte Pingeligkeit.
    »Schaut Ihr Schreibtisch so aus?«, fragte Slidell.
    »Nein.« Einmal hatte ich in einer Schublade einen toten Goldfisch gefunden. Das löste das Rätsel seines Verschwindens im Frühling davor.
    »Meiner auf keinen Fall.«
    Ich wusste, in welchem Zustand Slidells Auto war, deshalb wollte ich mir den seines Schreibtisches lieber nicht vorstellen.
    »Irgendeine Spur von dem Bericht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Slidell untersuchte nun die Schubladen unter den Arbeitstheken, und ich wandte mich den Aktenschränken links des Schreibtisches zu. Der eine enthielt Unterrichtsmaterialien. Der andere war voll mit Fallberichten.
    Bingo!
    Auf der anderen Seite des Zimmers knallte Slidell eine Schublade zu.
    »Ich brauch mal frische Luft.«
    »Okay.«
    Ich erwähnte die Akten nicht. Lieber ein rauchender Slidell draußen vor der Tür als einer, der mir hier im Genick saß.
    Die Dossiers waren chronologisch geordnet. Dreiundzwanzig stammten aus dem Jahr, in dem Cagle das Lancaster-Skelett untersucht hatte. Ich fand zwei für den fraglichen Monat, aber keinen über eine kopflose Leiche.
    Ich ging auch die vorangegangenen und darauf folgenden Jahre durch und las schließlich den Reiter einer jeden Akte.
    Der Bericht war nicht da.
    Slidell kehrte nach zehn Minuten zurück, er roch nach Camels, Achselhöhlen und schweißfeuchter Haarcreme.
    »Ich habe Cagles Fallakten gefunden.«
    »Echt?«
    Slidell beugte sich über mich, ich roch Zigarettenatem.
    »Der Lancaster-Bericht ist nicht dabei.«
    »Glauben Sie, dass Wally-Boy ihn verlegt hat?«, fragte Slidell.
    »Ist nicht sehr wahrscheinlich, aber suchen Sie weiter.«
    Slidell machte sich wieder daran, mit Schubladen zu knallen.
    Ich ging zum Schreibtisch und wandte mich dem schwarzen Brett zu. Wie Mrs. Flowers bestand Wally Cagle auf gleichen Abständen und rechten Winkeln.
    Eine Postkarte von jemandem namens Gene. Polaroids von einer archäologischen Ausgrabung. Drei Fotos einer Katze. Ein Ausdruck mit Namen, gefolgt von vierstelligen internen Durchwahlnummern.
    Die Mitte der Tafel nahm eine handgeschriebene Liste ein, auf der Aufgaben und Termine verzeichnet waren. Bis zum letzten Donnerstag waren alle ausgestrichen.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte ich.
    Slidell kam zu mir.
    Ich deutete auf eine Zeile inmitten der unerledigten Aufgaben: Fotos und Bericht für Brennan heraussuchen.
    »Er benutzt ein Lineal, um Sachen auszustreichen? Gott, was für ein Korinthenkacker.«
    »Darum geht’s nicht. Auch wenn die Sekretärin ihn nicht gesehen hat, war Cagle erst letzten Donnerstag noch hier. Hat er das nun deshalb nicht ausgestrichen, weil er die Akte nie herausgesucht hat? Oder hat er sie herausgesucht und dann vergessen, sie auszustreichen?«
    »Wies aussieht, hat Wally-Boy nicht mal ’ne Stange Wasser in die Ecke gestellt, ohne sie aufzulisten und durchzustreichen.«
    »Vielleicht wurde er unterbrochen.«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht hat jemand anders die Akte genommen.«
    »Wer denn?« Slidells Stimme triefte vor Skepsis.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer wusste denn überhaupt, dass das verdammte Ding existierte?«
    »Cagles Diplomand«, blaffte ich. Slidells Gehabe reizte mich.
    »Teile daraus hat er Cagle am Telefon vorgelesen.«
    »Vielleicht hat Cagle das Zeug mit

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