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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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bleiben?«
    »Machen Sie es kurz.«
    »Schon mal was von DNS gehört?«
    »Ich bin kein totaler Kretin.«
    Fraglich.
    »Amelogenin ist genau genommen ein Genort für Zahnpulpa.«
    »Genort?«
    »Eine Stelle im DNS-Molekül, die ein bestimmtes Merkmal kodiert.«
    »Was zum Teufel hat denn dieses Zahnzeugs mit dem Geschlecht zu tun?«
    »Nichts. Aber in der weiblichen Variante weist die linke Seite des Gens eine kleine Tilgung nichtessentieller DNS auf und ergibt ein kürzeres Produkt, wenn es mit PCR kopiert wird.«
    »Dieser Pulpa-Genort zeigt also Längenunterschiede zwischen den Geschlechtern.«
    »Genau.« Ich konnte kaum glauben, dass Slidell das so schnell begriffen hatte. »Wissen Sie etwas über Geschlechtschromosome?«
    »Mädchen haben zwei X, Jungen ein X und ein Y. Genau das sage ich ja. Die Natur würfelt, und du musst dich an Kopf oder Zahl halten.«
    Seine Bildsprache wurde immer gewagter.
    »Wenn man die Amelogenin-Region analysiert«, fuhr ich fort, »erkennt man die weibliche Variante, die zwei X-Chromosome hat, an einem Streifen. Die männliche, die ein X- und ein Y-Chromosom hat, erkennt man an zwei Streifen, einen von derselben Größe wie der weibliche und einen etwas größeren.«
    »Und Cagles Knochen erwiesen sich als männlich.«
    »Ja.«
    »Und Ihr Schädel ist männlich?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wahrscheinlich?«
    »Mein Bauch sagt mir Ja, aber ich habe keine eindeutigen Beweise.«
    »In Bezug auf das Geschlecht.«
    »In Bezug auf das Geschlecht.«
    »Aber es ist nicht Aiker.«
    »Nicht, wenn wir die richtigen Zahnbefunde bekommen haben.«
    »Aber das Skelett könnte seins sein.«
    »Nicht, wenn es zum Schädel aus dem Klo gehört.«
    »Und Sie glauben, dass es das tut?«
    »Es klingt so. Aber ich habe weder die Fotos noch die Knochen selbst gesehen.«
    »Könnte es sein, dass Cagle seine Meinung geändert hat und auf Ihre Anrufe einfach nicht reagiert?«
    »Er war sehr kooperativ, als wir miteinander telefonierten.«
    Diesmal war es Slidell, der für Schweigen sorgte. »Lust auf einen kleinen Ausflug nach Columbia?« »Ich warte vor dem Eingang.«

24
    Fünfzehn Minuten, nachdem wir das MCME verlassen hatten, überquerten Slidell und ich die Grenze zu South Carolina. Zu beiden Seiten der I-77 lag die grenztypische Ansammlung von Ramschläden, Restaurants und Vergnügungszentren, eine Carolina-Version von Nogales oder Tijuana.
    Spielsalons. Schießbuden. Billigklamotten. Schnaps-Discounter. Kitsch-Boutiquen. Fast-Food-Restaurants und Imbissbuden.
    Rinaldi war unterwegs nach Sneedville, Tennessee, um über Ricky Don Dorton und Jason Jack Wyatt zu recherchieren. Außerdem wollte er sich die Vergangenheit des Piloten, Harvey Pearce, genauer anschauen und plante eine gehaltvolle Konversation mit Sonny Pounder.
    Jansen war wieder in Miami.
    Slidell hatte kaum etwas gesagt, seit er mich abgeholt hatte, offensichtlich zog er die Wortfetzen aus dem Funkgerät dem Klang meiner Stimme vor. Ich vermutete, seine kühle Schulter war eine Folge meiner Bemerkung über Homophobie.
    Mir soll’s recht sein, Skinny.
    Bald fuhren wir zwischen dicht bewaldeten, mit Kudzu verhangenen Hügeln dahin. Mal trommelte Slidell aufs Lenkrad, mal klopfte er sich auf die Brusttasche. Ich wusste, dass er Nikotin brauchte, aber ich brauchte Sauerstoff. Trotz seines Seufzens und Räusperns und Trommelns und Klopfens weigerte ich mich, ihm grünes Licht fürs Rauchen zu geben.
    Wir kamen an den Ausfahrten nach Fort Mill und Rock Hill vorbei und später am Highway 9, der in östlicher Richtung nach Lancaster abging. Ich dachte an Cagles kopfloses Skelett und fragte mich, was wir in seinem Labor finden würden.
    Ich dachte auch an Andrew Ryan, an unsere gemeinsamen Fahrten zu einem Tatort oder einer Leichenfundstelle. Slidell oder Ryan? Mit wem wäre ich lieber zusammen? Die Frage erübrigte sich.
    Die University of South Carolina hat acht Campusse, deren Mutterschiff mitten im Herzen der Staatshauptstadt verankert ist. Vielleicht waren die Uni-Gründer des Palmenstaates fremdenfeindlich. Vielleicht waren die Mittel beschränkt. Vielleicht wollten sie einfach, dass ihre Kinder vor der eigenen Haustür ausgebildet wurden.
    Vielleicht aber sahen sie die bacchantischen Riten der Frühlingsferien in Myrtle Beach voraus und versuchten, über die Jahrhunderte zu greifen, um eine ganz andere Art von Hadsch zu verhindern.
    In Columbia nahm Slidell die Bull Street und bog am Rand des Campus links ab. Nachdem er auf dem

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