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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hier lassen.“
    „Wer hatte die Aufsicht während
Ihrer Abwesenheit?“, fragte Ruritzli.
    „Oberaufseher Jürgensen, wie
ich schon sagte. Er ist medizinisch geschult. Wollen Sie ihn sprechen?“
    Der Inspektor nickte. Der Arzt
griff zum Telefon, um Jürgensen herzurufen. Dann führte er seine Besucher in
das Krankenzimmer, wo sechs Betten standen. Nur eins war belegt.
    Kastl trug einen lappigen
Pyjama, hielt die Augen geschlossen und war etwas rosiger als vorhin im Wald.
In den Adern an Schläfen und Hals pochte das Blut. Der Atem rasselte.
    „Nun?“ Ruritzli sah die beiden
an.
    „Das ist er!“, sagte Tim. „Es
gibt nicht den geringsten Zweifel! Wir erkennen ihn mit absoluter Sicherheit.“
    „Vorhin trug er einen Overall“,
ergänzte Gaby, „aber der Pyjamakragen hing raus.“
    Verständnislos blickte der Arzt
von einem zum andern. Im selben Moment klopfte es, und gleich darauf wurde die
Tür geöffnet.
    „Das ist Herr Jürgensen“, sagte
der Arzt.
    Wie angewurzelt verharrte der
Oberaufseher auf der Schwelle. In dem Teiggesicht regte sich wenig. Nur die
Augen quollen etwas hervor. Er trug jetzt seine Uniformjacke, passend zu den
komisch-blauen Hosen. Auf der Glatze bildete sich Schweiß.
    „Hallo“, Tim grinste. „So sieht
man sich wieder. Jürgensen ist also der Name. Wo haben Sie denn Ihren Freund
Edu gelassen?“

    Bei Jürgensen zuckte ein
Augenlid. Aber seine Beherrschung war beachtlich. Mit einer
Ich-verstehe-nur-Bahnhof-Miene musterte er Tim, dann wandte er sich an den Arzt.
    „Sie haben mich rufen lassen,
Herr Doktor.“
    „Kennen Sie sich nicht?“,
fragte der Arzt verwirrt. „Ach, ich vergaß. Sie sind ja erst kurze Zeit hier,
Jürgensen. Darf ich bekannt machen: Oberaufseher Jürgensen — Inspektor Ruritzli.
Ja, äh! Da eben der Name Edu fiel... Auch Eduard Fischer, der aber von allen
nur Edu genannt wird, gehört erst seit kurzem zu uns.“
    Ruritzli räusperte sich. „Um es
kurz zu machen: Gabriele Glockner und Peter Carsten“, er wies auf die beiden,
„suchten mich auf, weil sie heute Vormittag im Wald hinterm Buchsbach eine
bemerkenswerte Begegnung hatten. Sie berichteten, dass Sie, Jürgensen, und ein
rotblonder Mann namens Edu — so wurde er angeredet — dort einen vermeintlich
Toten verstecken wollten: nämlich Konrad Kastl, der hier soeben identifiziert
wurde. Die beiden Jugendlichen luden Kastl, der bewusstlos war, auf ihren
Buggy, um ihn ins Hospital zu bringen. Aber — so behaupten sie — die dunkle
Limousine mit Ihnen, Jürgensen, und jenem Edu kehrte zurück. Es kam zu
Handgreiflichkeiten. Sie, Jürgensen, hätten Gabriele mit dem Messer bedroht.
Kastl wurde von Edu in den Wagen geladen und mitgenommen. Was haben Sie dazu zu
sagen?“
    Jürgensen riss Mund und Augen
auf. Er staunte sogar mit den Ohren.
    „Das ist ja eine tolle
Geschichte!“ Er lachte. „Aber ich war den ganzen Vormittag hier. Auch Edu
Fischer war hier. Und uns würde es nicht im Traum einfallen, mit dem erkrankten
Häftling eine Spazierfahrt zu machen. Nein, Inspektor! Die Sache ist von A bis
Z erlogen. Ich weiß nicht, warum die beiden das erfinden. Aber es ist kein
guter Scherz.“
    „Besitzen Sie oder Edu Fischer
eine schwarze Limousine mit dem Kennzeichen...“ Ruritzli nannte es.
    Jürgensen hielt den Kopf etwas schief.
„Allerdings. Das ist mein Wagen. Aber der halbe Ort kennt ihn. Und wer lesen
kann, vermag auch das Kennzeichen zu entziffern. Inspektor, ich verstehe nicht,
was das soll. Spinnt sich eine Verschwörung an — gegen mich, gegen Fischer?“
    „Sie bestreiten also alles“,
stellte der Inspektor fest.
    „Selbstverständlich.“
    Gaby war während des Gesprächs
zum Fenster getreten. Es lag rückseitig und war vergittert. Sie blickte
hinunter auf einen gepflasterten Hinterhof. Er war schmal. Die Mauer begrenzte
ihn. Doch auch hier verfügte sie über eine Pforte. Die war stabil, nämlich aus
Stahlblech, das Schloss sicherlich kompliziert. Aber wer den Schlüssel hatte,
der konnte ungesehen hinein und hinaus. Dass Jürgensen und Fischer einen
Schüssel besaßen, war anzunehmen.
    „Hier haben sie ihn
rausgebracht“, sagte Tim. Er war neben sie getreten und dämpfte die Stimme zum
Hauch.
    „Können wir Kastl vernehmen?“,
fragte Ruritzli den Arzt.
    „Vielleicht morgen. Er schläft
tief, wie Sie sehen. Es wäre unverantwortlich ihn jetzt einer Vernehmung
auszusetzen.“
    Der Inspektor nickte. Zu
Jürgensen sagte er: „Das wäre es im Moment. Aber möglicherweise komme

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