Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ich weiß. Aber ich
dachte, weil sein Wagen in der Reparatur ist, wäre er vielleicht noch daheim.“
    „Er hat den Bus genommen.“
    Täusche ich mich?, dachte Karl.
Oder klingt ihr Stimmchen angewidert? Kann sie den Karierten nicht leiden?
    „Hm. Ehem! machte der. „Ich
soll ihm was bringen. Hat mich gestern Abend noch angerufen, weil er’s dringend
braucht. Aber ich habe Besuch. Gerade, dass ich mich für ein paar Minuten
wegstehlen kann. Geben Sie’s ihm, ja? Hier!“
    Papier raschelte.
    Sehen konnten die beiden nicht,
was sich abspielte. Die Prötl-Tür und der Vorplatz lagen im toten Winkel. Aber
das Hören genügte.
    „Was ist das?“, fragte Frau
Prötl.
    „Ein... äh... Wilhelm braucht
es im Schloss. Ich glaube, er will die Gnudus billotiphieren.“ Das war
offenkundiger Nonsens, erfüllte aber seinen Zweck.
    „Ah, ja, verstehe“, heuchelte
sie piepsig. „Fühlt sich wie Pulver an.“
    „Es ist Pulver.“
    „Und wozu braucht er das?“
    „Ich sagte doch schon, er will…“,
aber Heisung hatte seinen Nonsens vergessen, stammelte herum und entschloss
sich zu der Behauptung: „Er braucht’s für Gemälde, die er ausbessern will.“
    „O je!“, piepste sie. „Malen
kann er doch gar nicht. Wäre ja ein Jammer, wenn er einen Rembrandt verdirbt.
Das heißt, über einen Rembrandt verfügt Herr von Villenau nicht. Aber er
besitzt Gemälde von Böcklin, Feuerbach und Thoma. Nicht wahr? Jedenfalls hat
Wilhelm das erzählt.“
    „Kann schon sein.“
    Den Heisung interessierte das
Thema nicht. Er hatte es jetzt eilig — sicherlich wegen seines Besuchs.
    „Servus, Frau Prötl“, schmalzte
er aus tiefer Kehle und wandte sich zum Gehen. Sie hörten, wie er hinabstieg.
    M. Prötl hatte sich in die
Behausung zurückgezogen.
    „Ich gehe ihm nach“, sagte
Karl. „Du luchst der Piepmaus das Pulver ab. Dieser Heisung ist Giftlieferant,
bestimmt hauptberuflich Ganove, also könnte es gefährlich werden. Wir treffen
uns im Marktplatz-Cafe.“
    Klößchen seufzte. Karl sauste
die Stiege hinunter. Drei Minuten verstrichen, dann stand Klößchen vor der
Prötl-Tür. Fliegen surrten im Gang. Der Geiger sägte immer noch auf den
Darmsaiten herum. Klößchen klingelte. Hinter der Tür näherten sich Schritte. M.
Prötl öffnete.
    „Tag, Frau Prötl“, strahlte
Klößchen sie an. „Der Herr Heisung schickt mich. Gerade hat er festgestellt,
dass er Ihnen das falsche Pulver brachte. Ihr Mann braucht ein ganz anderes.
Ein Versehen. Ich soll das Pulver abholen, weil es für einen anderen Kunden
bestimmt ist.“

    „Ach? Na, sowas!“
    Frau Prötl kannte keinen
Argwohn. Neugierig musterte sie den rundlichen Schoko-Fan. An seinen Worten
zweifelte sie nicht.
    „Moment, ich hole es.“
    Sie blieb zehn Sekunden weg und
brachte einen verschlossenen Briefumschlag, in dem man das Pulver fühlte: etwa
die gleiche Menge wie das Arsen von gestern.
    „Gehörst du zu Heisung?“
    „Nö. Er bat mich nur um den
Gefallen. Und man ist ja nicht ungefällig.“
    „Ja“, lächelte Frau Prötl. „Du
bist wohl nicht von hier?“
    „Nein. Aber mir gefällt der
Ort.“
    Himmel, dachte Klößchen. So ein
Pärchen! Wie passen die denn zusammen?
    Frau Prötl hatte nicht nur eine
piepsige Stimme. Sie sah auch aus wie eine Feldmaus: klein, unscheinbar und
verhuscht. Ihr dünnes Haar deutete keine Frisur an. Die gestreifte Bluse schien
zwei Nummern zu groß zu sein. Sie trug Wollsocken und lächelte mit winzigen
Zähnen. Ihre Augen war rehbraun und hätten schön sein können ohne die
Abweichung. Das linke Auge schielte. Das andere war auf Klößchen gerichtet.
    „Und was soll ich meinem Mann sagen?“,
fragte sie.
    „Herr Heisung kommt später
nochmal vorbei, sobald er seinen Besuch verabschiedet hat“, behauptete
Klößchen. „Servus, Frau Prötl.“
    Mit dem Umschlag, der
höchstwahrscheinlich Arsen enthielt, eilte er die Stiege hinunter.

7. Hauptgewinn im WURZELSEPP
     
    Heisung war ein feister Bursche
mit brandrotem Haar. Er watschelte. Bei beschleunigter Gangart ruderte er mit
den Armen.
    Karl folgte ihm um drei Ecken,
aber nicht weit. Dann verschwand Heisung in einer kleinen Kneipe, die sich ZUM WURZELSEPP
nannte. Karl blieb stehen vor dem Schaukasten, in dem die Speisekarte hing:
Bauchfleisch und Blumenkohl wurden vom Koch empfohlen. Karl trat ein, aber
nicht, weil er Hunger hatte.
    Zwei Jugendliche standen an der
Theke. Die dralle Serviererin hatte ihnen Bier gezapft und ging jetzt zu dem
ältlichen Gast, der hinten in

Weitere Kostenlose Bücher