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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hauptverdächtiger schnell in der Tinte. Und das
müsste er wissen.“
    „Logo!“, nickte Klößchen. „Ist
also das Arsen für eine andere Person bestimmt. Dazu müsste man mehr über ihn
wissen und... Du, ich hab’s. Vielleicht ist er verheiratet, und seine
Angetraute hängt ihm zum Halse raus oder wie ein Klotz am Bein. Vielleicht ist
sie das Ziel seiner finsteren Absichten.“
    Karl bewegte den Gedanken
hinter seiner hohen Stirn und zuckte schließlich die Schultern. Alles war
möglich.
    Zehn Minuten später
schlenderten sie durch die Sandgasse, die nur so hieß, denn auch hier hatte der
Boden Kopfsteinpflaster. Drei- und vierstöckige Häuser schlossen sich auf
beiden Seiten zu Zeilen zusammen. Die Mauern waren alt und dick und voller
Schwamm. Die Eingänge sahen aus, als führten sie in Grüfte. Scharfer Geruch lag
in der Luft. An jeden markanten Stein hatten Hunde gepinkelt.
    Nr. 23 A. Diese, nämlich
Prötls, Adresse hatten sie im Telefonbuch gefunden.
    Die zweiflügelige Hoftür war
alt. Wahrscheinlich fraßen sich hier seit 300 Jahren die Holzwürmer satt. Es
war Hof- und Haustür zugleich. Am Steinpfeiler links hatte man zwölf
Klingelknöpfe anmontiert, daneben die Namen der Wohnungsinhaber. Acht Wohnungen
waren belegt, vier Klingelknöpfe ohne Namen.
    W. und M. Prötl wohnten im
dritten Stock.
    „Also verheiratet“, sagte Karl,
„falls er nicht mit Bruder oder Schwester zusammenlebt.“
    Karl drückte gegen die Tür.
Knarrend gab sie nach.
    Sie blickten in einen dunklen
Gang, breit genug für einen Kleinwagen. Er unterhöhlte das Gebäude,
buchstäblich. An den Wänden lehnen Fahrräder. Neben einem Kinderwagen lag ein
roter Gummiball, lag flach auf einer Seite, weil er kaputt und die Luft ihm
entwichen war. Eine Steintreppe führte linker Hand in die Stockwerke hinauf.
Damit niemand glaubte, das sei eine Hühnerleiter, hing an der Wand ein Schild:
STIEGEN-AUFGANG.
    „Wir gehen mal die Stiege
hinauf“, sagte Karl. „Wenn wir gefragt werden, suchen wir einen gewissen
Pollaczek. Das klingt glaubwürdig, wie?“
    „Und wenn hier ein Pollaczek
wohnt?“
    „Dann suchen wir eben einen
anderen Pollaczek. Die gibt’s hier wie Sand am Meer.“
    Sie traten durch die Tür und
erklommen die Stufen.
    Im ersten Stock begegneten sie einer
dicken Frau, die einen Wäschekorb schleppte. Sie grüßten, stiegen weiter hinauf
und spürten, dass die Frau ihnen nachblickte.
    Im zweiten Stock plärrte ein
Kind hinter einer Wohnungstür. Hinter der nächsten übte jemand auf einer Geige,
hatte aber wenig Aussichten, Paganini oder Menuhin den Rang abzulaufen.
    Im dritten Stock, wo außer den
Prötls noch U. Pichler und A. Androsch wohnten, herrschte Stille. Ebenso in der
vierten Etage, wo sie jetzt ankamen.
    „Und nun?“, fragte Klößchen.
    „Wir wissen jetzt, Prötl lebt
in bescheidenen Verhältnissen, um nicht zu sagen: etwas besser als in der
Gosse. Ich wette, hier hat nicht mal jede Wohnung ein Bad. Aus jedem Winkel
grinst uns Bedürftigkeit an.“
    „Aber Prötl speist im
Grand-Hotel, kleidet sich elegant, lebt tagsüber im Schloss wie der Schlossherr
persönlich und — hat Gift in der Tasche.“
    Karl nickte. „Ich fress einen
Besen, wenn’s dafür eine harmlose Erklärung gibt. Wir sollten ein bisschen
warten, falls wir nicht weggejagt werden. Vielleicht zeigt sich M. Prötl, was
vermutlich seine Frau ist. Zeigt sie sich nicht, klopfen wir und fragen nach
Pollaczek.“
    Klößchen lehnte sich ans
Geländer, ließ aber gleich davon ab, denn es knackte bedrohlich, und der
Treppenschacht war tief. Indem er hinunter sah, gewahrte er eine Hand. Sie war
noch im Erdgeschoss, glitt aber aufwärts übers Geländer und gehörte zu einem
Mann, der eine karierte Jacke trug. Die Karos waren braun und gelb und etwas
kleiner als Badezimmerkacheln. Und auf der Hand — einer linken — befand sich
eine Tätowierung: ein geringeltes Tattoo — aus der Höhe nicht genau zu
erkennen.
    Anfangs pfiff der Mensch das
Kufstein-Lied. Aber von Stufe zu Stufe wurde ihm die Luft knapper. Außerdem
übte der Geigenvirtuose was anderes.
    Im dritten Stock klingelte der
Karierte an einer Wohnungstür.
    Den Jungs hüpfte das Herz, denn
es war die Prötl-Tür.
    Sie wurde geöffnet.
    „Habe die Ehre, Frau Prötl!“
    Die Stimme klang wie ein
Schmalzbrot, das aufs Gesicht fällt.
    „Tag, Herr Heisung“, piepste
eine Frau. „Ja, bitte?“
    „Ist Wilhelm da?“
    „Mein Mann ist im Schloss. Um
diese Zeit doch immer.“
    „Ich weiß,

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