Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
war, und sämtliche Intrigen der Welt könnten den neuen Wyatt nicht dazu bringen, Cornelia mit den Augen anzusehen, mit denen er nun Lucy anschaute.
Guckte sie überhaupt noch wer an? Sie blätterte die aktuelle Ausgabe von Town & Country durch: Fotos – Fehlanzeige. Und selbst sie konnte nicht leugnen, dass Lucy am vergangenen Abend mit ihrem angeblich selbst geschneiderten Kleid – fraglos auch wieder so eine dreiste Lüge – das Highlight der Auktion gewesen war, und dass Margaux Irving und der Rest der Meute sich einfach nicht von ihr losreißen
konnten. Fünfzehntausend Dollar hatte Cornelia für ihr Couture-Kleid von Ralph Rucci hingeblättert, aber bei der Versteigerung hatte es bloß läppische zwölftausend gebracht – hatte ihr Kleid etwa allein dadurch, dass sie es getragen hatte, dreitausend Dollar an Wert verloren?
Zum Glück klingelte in diesem Augenblick das Telefon und riss sie aus ihren trüben Gedanken. »Schlechte Nachrichten«, sagte Daphne zur Begrüßung.
Cornelia legte ihre Zeitschrift beiseite. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Daphne war die Königin der Werbemaschinerie – wenn sie etwas als schlechte Nachrichten bezeichnete, musste es schon die reinste Apokalypse sein. »Sag nicht, meine Fernsehshow ist abgesagt worden«, fauchte Cornelia, kurz davor, in Tränen auszubrechen.
»Viel schlimmer. Die Parfumproben, die wir in den Geschenktüten verteilt haben. Die jeder einzelne der achthundertvierzehn Ballgäste mit nach Hause genommen hat. Die Parfumflakons, mit denen du die Crème de la Crème der Modewelt im Sturm erobern wolltest!«
»Ich weiß, wovon du redest! Spuck’s aus – was ist passiert?«
Sie hörte Daphne tief durchatmen. »Ich habe gerade mit dem Vorstandschef von Dafinco telefoniert. Scheint, als hätten sie schon den ganzen Morgen empörte Anrufe von empörten Leuten bekommen, sie sich mit dem Parfum eingesprüht und einen furchtbaren lila Ausschlag davon bekommen haben. Die Klatschpresse wird das ausschlachten, Cornelia, das wird eine Schlammschlacht.«
» Aber das ist doch lächerlich! « Entsetzt sprang Cornelia auf. »Ich habe das Parfum doch selbst schon getragen. Das kann gar nicht sein. Diese Leute wollen doch bloß Geld rausschlagen …«
»Ich habe es selbst ausprobiert, und mein Handgelenk sieht aus, als hätte jemand Säure drübergekippt. Glaub mir, es stimmt.«
Cornelia starrte entgeistert auf das unschuldig wirkende rosarote Fläschchen auf ihrer Kommode. »Also gut, und selbst wenn es stimmt, dann kann ich doch nichts dafür. Ihr Labor ist da schuld! Die waren es doch, die sich aufgeregt haben und meinten, sie machen keine Tierversuche …«
»Hör zu, Mädel, du kapierst es einfach nicht.« Noch nie war Daphne ihr so unverblümt über den Mund gefahren. Dass ihre Presseagentin ihr ausnahmsweise mal nicht Honig ums Maul schmierte, führte Cornelia mehr als alles andere den Ernst der Lage vor Augen. »Denen ist es wurstpiepegal, ob Dafinco dafür verantwortlich ist oder nicht. Du bist diejenige, an die sich alle erinnern werden. Schließlich hast du dein Gesicht für die Werbekampagne hingehalten.«
»Und was willst du damit sagen?«
»Es bringt alles nichts. Wir veröffentlichen eine Presseerklärung. Aber du solltest den Ball flach halten, bis die ganze Geschichte sich beruhigt hat. Und mit Ball flach halten meine ich, mit niemandem reden. Hast du das verstanden?«
Cornelia stöhnte. Sie hatte sich schon ausgemalt, wie Hollywood bei ihr anklopfte, und stattdessen sollte sie jetzt wie ein unartiges Kind unter Stubenarrest zu Hause bleiben? Das war einfach nicht fair. Irgendwie lief gerade alles schief. »Womit habe ich das verdient?«, jammerte sie. Daphne sagte nichts dazu, also legte Cornelia auf. Seit ihrem siebten Lebensjahr hatte Cornelia keine Träne mehr geweint – damals war sie zu dem Entschluss gekommen, dass sie ihrer Mutter die Genugtuung nicht gönnte, sie weinen zu sehen -, aber in diesem Moment wünschte sie, sie könnte sich daran erinnern,
wie das ging. Bei Wyatt abgeblitzt zu sein, gepaart mit dem schrecklichen vorläufigen Ende ihrer Karriere, weckte in ihr den Wunsch, sich aus ihrem Fenster im zwölften Stock zu stürzen. Das Einzige, worauf sie sich im Leben noch freuen konnte, so ging ihr in diesem Moment auf, war die bevorstehende Bloßstellung von Lucy Ellis, dem Mädchen, das Cornelia Rockman inzwischen mit einer Inbrunst hasste, die sogar ihr selbst unheimlich war.
»Wyatt?«, rief Lucy leise
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