Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Das hätte die Sache erst richtig rundgemacht.
Aber was soll’s, Erfolg war Erfolg. Sie würde ihn gleich am nächsten Morgen anrufen.
Schnell schaute sie sich nach ihrer tiefschwarzen Lincoln-Limousine um. Da die nirgendwo zu sehen war, rief sie den Fahrer an. »Wo sind Sie?«, raunzte sie ins Telefon, als ihr Chauffeur dranging.
»Gerade mal zehn Häuserblocks entfernt, aber der Verkehr ist mörderisch«, erwiderte er.
Wutschnaubend und ohne ein weiteres Wort legte Cornelia auf. Diesen unfähigen Kerl würde sie gleich morgen hochkant rauswerfen. Es gehörte zu ihren strikten Grundsätzen, niemals in der Öffentlichkeit einem ihrer Angestellten die Leviten zu lesen. Das machte einfach keinen guten Eindruck. Cornelia trat auf die Straße und hob die Hand, um ein Taxi heranzuwinken. Eins war sie nämlich: findig, wenn sich mal wieder alles gegen sie verschworen hatte.
Lucy Jo war wild entschlossen, nicht loszuheulen, ehe sie zu Hause war. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Hals über Kopf rannte sie auf die 68th Street zu und biss sich heftig auf die Innenseite der Wange, um sich von dem eigentlichen Schmerz abzulenken. Die Blamage bei Nolas Show war schon schlimm genug gewesen – da brauchte sie dem Ganzen nicht noch die Krone aufzusetzen und in der U-Bahn loszuheulen wie ein Kleinkind.
Als sie an die Haltestelle kam, wurde sie von den Menschenmassen, die in einem Schwall aus der Station strömten, beinahe wieder auf die Straße gespült. »Alles geflutet«, erklärte ihr ein alter Mann mit einer Baseballkappe der Mets auf dem Kopf. »Die Züge fahren nicht. Sie brauchen erst gar nicht runterzugehen.«
Lucy Jo hatte nicht mal gemerkt, dass es inzwischen in Strömen regnete – irgendwie kam es ihr vor wie eine natürliche Verlängerung der seelischen Höllenqualen, die sie gerade durchlitt. Gedemütigt, arbeitslos, und nun muss ich mich auch noch um ein Taxi prügeln. Das mit den verschiedenen Buslinien hatte sie bis heute noch nicht verstanden, und ausgerechnet während eines sintflutartigen Wolkenbruchs herausfinden zu wollen, welcher Bus eigentlich wohin genau fuhr, schien nicht unbedingt die beste Idee. Auf der Straße drängten sich schon unzählige Konkurrenten um die wenigen Taxis, weshalb Lucy Jo beschloss, es lieber ein bisschen weiter nördlich zu versuchen, drüben in Richtung Fifth Avenue, die ohnehin auf ihrem Heimweg nach Murray Hill lag. Da standen die Chancen sicher besser, ein Taxi zu ergattern . Entschlossen zog sie sich die Kapuze ihres Parkas über den Kopf und marschierte los.
Als sie schließlich an der Ecke Fifth und 60th Street angekommen war, sah sie aus, als sei sie voll bekleidet in einen
Swimmingpool gesprungen, und noch immer war kein Taxi in Sicht. Sie hatte sie Hoffnung schon beinahe aufgegeben, als sie in der Ferne ein schwaches Licht aufleuchten sah, das die Fifth Avenue entlang auf sie zukam. Das Leuchtschild auf dem Autodach strahlte hell wie eine Broadway-Reklame und verhieß verlockend Trautes Heim . Wie eine auf einer einsamen Insel gestrandete Schiffbrüchige sprintete Lucy Jo auf die Straße und ruderte mit der Kraft der Verzweiflung heftig mit beiden Armen, um den Taxifahrer auf sich aufmerksam zu machen. Nur einige wenige Schritte vor ihr hielt er an.
Doch noch ehe sie nach dem Türgriff fassen konnte, lief ein anderes Mädel an ihr vorbei – unsichtbar hinter einem großen Regenschirm – riss die Tür auf und glitt geschmeidig wie eine Katze auf den Rücksitz.
»Entschuldigen Sie?« Lucy Jo war schockiert und beinahe sprachlos angesichts dieser Frechheit. »Das ist mein Taxi! Ich warte schon so lange …«
»Eben. Sie sind ja schon ganz nass.« Womit der Regenschirm rasch zusammengeklappt wurde, hinter dem dann seine Besitzerin zum Vorschein kam, eine glamouröse Blondine mit grünen Katzenaugen. Sie wirkte elegant und vornehm und kam Lucy Jo irgendwie bekannt vor, und mit einem leisen Lachen knallte sie Lucy Jo die Autotür vor der Nase zu. Dann wischte sie einen kleinen Kreis im beschlagenen Rückfenster frei, sodass Lucy Jo ihr triumphierendes Lächeln sehen konnte, als das Taxi losfuhr.
Lucy Jo schaute hinterher, wie das Fahrzeug im Regen verschwand. Vielleicht hole ich mir ja eine tödliche Lungenentzündung, dachte sie in dem Bemühen, dem Ganzen doch noch etwas Gutes abzugewinnen. Dann blickte sie zu der Bushaltestelle hinüber, nur um geradewegs in das hübsche Gesicht der schamlosen Taxidiebin zu schauen, das sie selbstzufrieden
von einem
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