Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Alleingang meine komplette Show ruiniert hast? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie viel Arbeit in diesem Abend steckt? Wie viel Geld? Und Zeit? Und dass sich jetzt alle bloß
das Maul darüber zerreißen werden, dass so eine fettarschige Kellnerin durch den gottverdammten Laufsteg gekracht ist und vor versammeltem Publikum ihr Miederhöschen entblößt hat!«
Lieber Gott. Lucy Jo fing schon wieder an zu würgen.
» Denk nicht mal im Traum daran, morgen wieder zur Arbeit anzutanzen; morgen nicht und überhaupt nie mehr«, wütete Nola weiter. »Du bist entlassen! Du bist fertig!«
Lucy Jo schnappte sich ihren Parka und die Tasche, vollgepackt mit Skizzenblock und Visitenkarten, und rannte zum Ausgang.
5
»Mein Lieber, vom Affen abstammen! Hoffen wir, dass es nicht stimmt. Und wenn doch, dann lass uns beten, dass es sich nicht herumspricht.«
Angeblicher Ausspruch der Ehefrau
des Bischofs von Worcester,
als sie von Darwins Evolutionstheorie hörte.
Auch wenn Wyatts unerwartet überstürzter Abgang ihr erst mal die Laune verhagelt hatte, wollte sie sich von dieser kleinen Unstimmigkeit nicht die tolle Party vermiesen lassen – ganz besonders, wo sie doch Mittelpunkt und Krönung des Abends war. Drei Stunden hatte sie allein für Haare und Make-up gebraucht, und ihr Outfit – ein asymmetrisches grünes Minikleid von Zac Posen, das eine Schulter freiließ und erst in Monaten in die Geschäfte kommen würde – verlangte nach einem bewundernden Publikum. Und sie genauso. Entschlossen schluckte sie die Kränkung herunter, wie herab-lassend Wyatt sie behandelt hatte. Er verstand einfach nicht, wie anstrengend es war, eine prominente Societygröße zu sein, und das musste sie ihm nachsehen. Wyatt war einer von der alten Schule; wenn es nach ihm ginge, würden sie das ganze Jahr mit den immer gleichen Pärchen rumhängen und genauso ein langweilig-biederes Leben führen wie seine Eltern. Sie würde ihn schon noch rumkriegen, wenn er erst mal merkte, wie viel Spaß es machte, im Rampenlicht zu stehen.
»Huhu, Cornelia!« Binkie Howe, eine der alten Schachteln – eine Freundin ihrer Eltern -, warf ihr eine Kusshand zu. »Das Titelfoto mit dir ist einfach göttlich.«
Cornelia lächelte. Jetzt, wo sie mit sämtlichen Manhattaner Medienfuzzis geflirtet und ihre Freunde und Lieblingsfeinde begrüßt hatte, musste sie unbedingt Theo Galt suchen.
Theo, der einzige Sohn eines Private-Equity-Milliardärs, hatte in L. A. ein eigenes Plattenlabel aufgezogen. Sie waren sich schon ein paar Mal begegnet, hatten aber nie mehr als einige wenige Worte miteinander gewechselt – womöglich wegen der kleinen, aber nicht unbedeutenden Nebenrolle, die Cornelia bei der letzten Scheidung seines Vaters vor vier Jahren gespielt hatte. Während einer Cocktailstunde im Park-Avenue-Penthouse von Galt Senior, am Saison-Eröffnungsabend der Met, hatte Ehefrau Nummer drei Cornelia, damals gerade süße dreiundzwanzig, und ihren Ehemann Howard Galt, damals gute zweiundfünfzig, in flagranti in ihrem Schlafzimmer erwischt; bei einem kleinen Techtelmechtel, von dem sich nicht leugnen ließ, dass es genau das war, wonach es aussah. Eigentlich konnte man es nicht mal einen Seitensprung nennen – über ein bisschen Gefummel waren sie nicht hinausgekommen – aber es reichte. Zunächst nahm Nummer drei die Sache erstaunlich gelassen – sie ging einfach völlig ungerührt um die beiden herum und zog vor dem Spiegel ihren Lippenstift nach, und später saßen sie in der Oper in derselben Loge, ohne dass sie sich irgendwas hätte anmerken lassen. Sie hatte Cornelia sogar zum Abschied ein Küsschen auf die Wange gegeben. Aber gleich am nächsten Tag hatte sie eine Horde blutrünstiger Anwälte engagiert, die Howard ausnahmen wie eine Weihnachtsgans. Cornelias Mutter hatte einige Anrufe getätigt, um den guten Namen
der Rockmans aus den Klatschspalten rauszuhalten, aber Theo wusste, was damals wirklich passiert war – und ob er nun diese eine seiner zahlreichen Stiefmütter besonders gemocht hatte oder ob es ihn als einzigen Erben geschmerzt hatte, die Hälfte des gigantischen Vermögens seines Vaters den Bach runtergehen zu sehen, jedenfalls war er seither ihr gegenüber recht unterkühlt.
Ehe sie es sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Album aufzunehmen, hatte Cornelia eigentlich nie einen Gedanken an Theo Galt und dessen kalte Schulter verschwendet. Aber im vergangenen Jahr war Cornelia aufgegangen, dass sie mehr vom Leben erwartete als
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