Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Kinder, Küche, Kirche. Mit Schrecken musste sie mit ansehen, wie Leute in ihrem Alter sich klaglos gemütlich in diesem öden häuslichen Leben einrichteten. Cornelia sträubten sich die Nackenhaare. Wieso musste das Leben als Erwachsener zwangsläufig todsterbenslangweilig sein? Warum nicht einfach einen endlosen rauschenden Debütantinnenball daraus machen? Allerdings mit nur einer Debütantin und sehr viel aufreizenderen Kleidern. Sie konnte alles haben, genau wie die kleine alte Dame, die immer die Cosmo geleitet hatte, so gerne behauptete. Sie konnte ein Markenname werden und das Erbe der Rockmans ins einundzwanzigste Jahrhundert katapultieren. Sie konnte Big in Japan sein.
Karriere als Sängerin zu machen, war ein zentraler Bestandteil von Cornelias Fünfjahresplan zum Aufbau eines gewaltigen Multimedia-Imperiums: Hit-Album, Buchvertrag, eine Fernsehserie, eines Tages vielleicht sogar eine eigene Zeitschrift. Und wenn die Stevens – Spielberg und Soderbergh – riefen, dann würde sie bestimmt nicht Nein sagen. Sie konnte die Promis nicht verstehen, die behaupteten, von den Paparazzi gehetzt zu werden; sie selbst empfand
es als durchaus angemessene Würdigung ihrer Person, unter ständiger Beobachtung der Presse zu stehen. Dafür hielt sie gerne die Wangenknochen hin. Während ihrer Schulzeit war sie in Brearley und Groton immer zur »Beliebtesten Schülerin« gewählt worden, und sie schien einfach dazu bestimmt zu sein, über die Stadtgrenzen hinaus berühmt zu werden.
Auch wenn Wyatt strikt dagegen war. Natürlich war er das – noch. Als Cornelia ihm im vorigen Jahr in Monaco von ihren Ambitionen berichtet hatte, da hatte er bloß die Stirn gerunzelt und gemeint: »Warum noch eine Schuttschicht auf die Müllhalde des Kulturschrotts häufen?« Aber sie würde ihn schon noch überzeugen. Wenn sie eins von ihrer Mutter gelernt hatte – was in etwa hinkommen mochte, in Anbetracht ihres eher durch Abwesenheit glänzenden Erziehungsstils -, dann, wie man einen Mann so um den Finger wickelte, dass er genau das wollte, was sie wollte. Sie würde Wyatt heiraten und ihr Stück vom Kuchen abbekommen.
Als Daphne ihr steckte, dass Theo Galt eigens zu diesem Abend einfliegen wollte, um Mallory Keeler moralisch zu unterstützen, eine alte Freundin und der Kopf hinter Townhouse , da wusste Cornelia, dass sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen durfte. Daphne, Mitte vierzig und Cornelias Presseagentin, hatte Semiotik an der Brown University studiert, und nun verbrachte sie ihre Zeit damit, Feuchtigkeitscremes für fünfhundert Dollar, Jogginganzüge für dreihundert Dollar, protzigen Glitzerschmuck in Übergröße und ihre Klienten, unter deren Namen der ganze Krimskrams vermarktet wurde, an den Mann zu bringen.
Vielleicht ist es ja sogar besser, dass Wyatt einfach abgezwitschert ist , dachte Cornelia, als sie beobachtete, wie Theo sich den Weg zur Bar bahnte. Sie folgte ihm unauffällig. Man kann einen Mann viel leichter in die Ecke drängen, wenn einem
dabei nicht ein anderer über die Schulter guckt. Was Wyatts Reaktion auf ein einziges blödes kleines Foto zur Genüge unter Beweis gestellt hatte.
»Nur eine Nacht in der Stadt, Theo?« Mit einem ihrer schlanken Finger klopfte sie leicht gegen ihr Glas und schob es über den Tresen, als Aufforderung an den Barkeeper, es aufzufüllen.
Theo wirkte etwas erstaunt, dass sie ihn ansprach. »Nicht mal. Ich fliege gleich nach der Party wieder zurück. Ich habe morgen ein paar wichtige Termine in L. A., die ich nicht verpassen darf, aber ich wollte Mallory heute Abend den Rücken stärken.«
»Das ist aber süß. Bestimmt freut sie sich.« Cornelia fragte sich, was der wahre Grund für all diese Mühen war. Eigentlich ähnelte er viel zu sehr seinem Vater – bauernschlau, ehrgeizig, egoistisch -, um seine Vielfliegermeilen auf eine trutschige Chefredakteurin zu verplempern. »Sicher, dass du nicht hergekommen bist, weil du mich auf dem Titel gesehen hast?«, fragte sie neckisch.
»Dad wollte mir seine neueste Ehefrau vorstellen«, entgegnete er und überging ihre Frage einfach. »Seine alljährliche Hochzeit habe ich leider verpasst.« Theo grinste schief, wobei er zwei Reihen strahlend weißer Zähne entblößte. »Und außerdem hat Mallory mir einen ganzen Saal rattenscharfer Mädels versprochen.«
Was Cornelia vor Ärger einen kleinen Stich versetzte; sie konnte es nicht ausstehen, wenn andere Frauen in ihrem Beisein gelobt wurden. Auch wenn Theos Meinung
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