Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
abgesehen musste Wyatt zugeben, dass sie zwölf von zehn möglichen Punkten absahnte. Die Schlagzeile: IT-GIRL CORNELIA ROCKMAN EROBERT MANHATTAN sprang ihm regelrecht ins Auge.
Es war zum Kotzen.
»Hey«, meinte Trip und boxte Wyatt ganz leicht gegen den Arm. »Das ist ein tolles Foto, und sie ist ein scharfer Feger, aber es war die richtige Entscheidung. Sie hat dich in den Wahnsinn getrieben, stimmt’s?«
»Stimmt«, wiederholte Wyatt und starrte das Plakat weiter unverwandt an. Sie wirkte so selbstzufrieden. So selbstbewusst. So widerlich … hochnäsig. Warum war ihm eigentlich nicht aufgefallen, dass er sie nicht ausstehen konnte, während er noch mit ihr zusammen war? »Ich brauche eine Zigarette«, brummte er und wies auf eine ausladende Markise vor einer Boutique.
»Hey, bitte, Mann, wir sind doch nicht mal einen Block weit gekommen«, protestierte Trip. Aber auch er schlüpfte schnell unter das schützende Stoffdach. »Ist alles okay?«
Wyatt schwirrte der Kopf. Und das lag nicht bloß an dem ganzen Alkohol, den er intus hatte. Und es lag auch nicht nur an Cornelia – nein, es ging viel mehr um all das, wofür Cornelia stand. Und dann, wie in einem schlechten Film, kam ihm ein genialer Geistesblitz, just in dem Augenblick, als über ihren Köpfen von dramatischem Donnergrollen begleitet ein echter Blitz über den Abendhimmel zuckte. »Ich habe eine Idee«, verkündete er langsam und gedehnt. Diese
vier kleinen Worte klangen gefährlich und aufregend, wie sie so aus seinem Mund kamen.
»Ach ja?« Trip vergrub die Hände noch tiefer in den Manteltaschen und trat von einem Fuß auf den anderen. Er schien die Bedeutung dieses Augenblicks nicht ganz zu erfassen. »Und die wäre?«
»Eine Idee, aus der ich ein Buch machen könnte!« Wyatt spürte förmlich, wie er Feuer fing und für seine eigene Idee entflammte. Was seine Arbeit betreffend schon lange nicht mehr passiert war. »Und wenn das funktioniert – wenn ich das schaffe -, dann würde ich Cornelia ein oder zwei Zacken aus dem Krönchen brechen. Ich würde nämlich enthüllen, was für eine Farce diese sogenannte Society eigentlich ist!«
Was nun wiederum Trips Interesse weckte. Er schaute seinen Freund im gelblichen Licht der Straßenlaterne neugierig an. »Okay, raus mit der Sprache.«
»Kann sein, dass die Idee erst mal ziemlich ungewöhnlich klingt …«
»Das habe ich nicht anders erwartet.«
Wyatt ignorierte ihn einfach. »Societymädels in Manhattan haben einfach alles: Geld, Privilegien, Schönheit und Jugend, alles arbeitet für sie. Modeschöpfer schleimen sich bei ihnen ein und schicken ihnen kostenlose Kleidchen; die Klatschzeitschriften bringen nette kleine Artikel über ihre sogenannten »Unternehmen«; jede PR-Tante in der Stadt fleht sie an, doch auf dieser oder jener Party ihr hübsches Näschen zu zeigen. Ob es einem gefällt oder nicht, sie sind Alpha-Tiere – ganz oben in der sozialen Rangordnung.«
»Okay«, murmelte Trip. »Und deine Idee lautet?«
»Ich werde ein gesellschaftliches Experiment durchführen, um die Frage zu beantworten: Könnte jedes Mädel ein
It-Girl werden, wenn es nur wollte? Oder ist da etwas in ihrem Stammbaum, ihrer Persönlichkeit oder ihrem Erbgut, etwas Angeborenes, Inhärentes, das ihren gesellschaftlichen Status bestimmt? Meine These lautet, das ist nicht der Fall.«
»Ungewohnt demokratisch für deine Verhältnisse«, merkte Trip an.
»Und um diese Hypothese zu überprüfen«, fuhr Wyatt fort, »möchte ich wahllos irgendein Mädel von der Straße auflesen und aus ihr das begehrteste Society-Mädel der ganzen Stadt machen. Ich möchte alle davon überzeugen, dass sie echt und authentisch ist – das It-Girl Number one, das Titelgesicht von Townhouse – und das alles in nicht mehr als zwei, drei Monaten. Ich würde aus ihr die neue Cornelia Rockman machen, sozusagen, nur besser. Würde allen unter die Nase reiben, wie hohl dieses ganze System ist, und was für ein Witze die »Society-Größen« von heute eigentlich sind. Ihnen vor Augen führen, dass jede Frau – ganz gleich, aus welchen Verhältnissen sie stammt, woher sie kommt, ganz gleich, wie viel oder wenig sie auf dem Sparkonto hat – als amtierende Society-Queen durchgehen kann.«
»Ist das dein Ernst? Ich weiß gerade ehrlich nicht, ob du mich auf den Arm nehmen willst, Mann.«
»Das ist mein voller Ernst! Ich bin ein aufmerksamer Beobachter menschlichen Verhaltens, Peters, und in New York spiele ich jetzt schon seit gut
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