Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
ihr völlig schnuppe war. Obwohl er trotz seiner Dauerbräune und des etwas spießigen schwarzen Hemds eigentlich ganz gut aussah, aber ihre Großmutter hatte sie immer gewarnt: »Trau keinem Mann, der zu viel Zeit vor dem Spiegel verbringt«,
und mit den kunstvoll verstrubbelten Haaren und den Kleine-Jungen-Ponyfransen sah Theo aus wie einer Vorabendserie entsprungen. Trotzdem schaute sie ihn mit großen Rehaugen an. Ihre Meinung über Theo tat nichts zur Sache; sie musste ihn auf ihre Seite ziehen. »Aber dafür brauchst du doch Los Angeles sicher nicht zu verlassen.«
»Die New Yorker Mädels sind immer eine Reise wert.« Theo war nicht besonders groß, er war gerade so auf Augenhöhe mit ihr, aber sein durchdringender Blick beeindruckte sie irgendwie. »Du bist also Mallorys erstes Covergirl.«
»Ich fand es echt schmeichelhaft, dass sie ausgerechnet mich gefragt hat.« Tatsächlich hatte Daphne Mallory wochenlang erbarmungslos verfolgt und ihr keine ruhige Minute gelassen, bis Cornelia das Cover bekommen hatte – aber das brauchte Theo ja nicht zu wissen. »Supi übrigens, dass du hier bist. Ich wollte dich schon längst mal angerufen haben. Ich würde so gerne deinen professionellen Rat hören.«
»Lass mich raten: Du willst eine Platte aufnehmen.« Und damit schnaubte er leise. »Eine Frau mit vielen Talenten.«
»Ja«, sagte Cornelia. Theo gefiel sich offensichtlich in seiner kühlen Überlegenheit. Da waren doch alle Männer gleich. »Also, würdest du mir empfehlen, erst ein Demo aufzunehmen? Vielleicht könnte ich ja mal für dich singen, ein kleines privates Vorsingen, und du sagst mir, was du davon hältst.«
Mit einem großen Schluck stürzte Theo den Rest seines Martinis hinunter. »Du bist mir eine. Hat dein Ururgroßvater damals nicht auch ganz klein angefangen, als diese ganze Eisenbahn-Geschichte ins Rollen kam?«
»Na, du kennst dich aber aus in amerikanischer Geschichte«, meinte Cornelia kokett und insgeheim sehr geschmeichelt. »Warum?«
»Das Musikbusiness ist knallhart. Und abgesehen davon, dass man dazu Talent braucht, kann so was auch die ehrgeizigsten Mädels schaffen. Du weißt schon, Mädels, bei denen Plan B ein Haarnetz oder eine Stange zum Tanzen vorsieht. Auf welches College bist du gegangen?«
Die Richtung, die dieses Gespräch plötzlich nahm, gefiel ihr überhaupt nicht. »Yale.«
»Yale. Reiche Mädels, die in Yale waren, werden keine Popstars. Kauf dir ein Haus mit zwanzig Duschen, unter denen du singen kannst. Das ist mein professioneller Rat an dich, Herzchen.«
Theo machte Anstalten zu gehen, aber Cornelia packte ihn wild entschlossen am Arm. »Herzchen, die Firma deines Vaters ist für fünf Milliarden Dollar an die Börse gegangen.« Sie redete ganz ruhig und leise, um keine Szene zu machen, aber sie war stinksauer. Niemand redete so herablassend mit Cornelia, und ganz bestimmt kein mickriger Zwerg im Armani-Anzug, der mal was mit Jennifer Love Hewitt hatte. »Gerade du müsstest doch verstehen, dass Ehrgeiz nichts damit zu tun hat, wie viel Geld man auf dem Konto hat. Ich werde als Sängerin Karriere machen. Ich wollte dich um Hilfe bitten, nicht um Erlaubnis.«
Im ersten Augenblick sagte Theo überhaupt nichts. Dann griff er in seine Jackentasche und fischte eine glänzende Visitenkarte heraus. »Jetzt verstehe ich, was meinem Dad an dir gefallen hat. Ihr seid beide aus demselben Holz geschnitzt.«
»Ich melde mich«, rief Cornelia triumphierend und ließ seine Karte in ihrem winzigen perlenbestickten Täschchen verschwinden.
Mission erfüllt, dachte sie zufrieden und verabschiedete sich schnell, aber überschwänglich bei Mallory und einigen anderen wichtigen Leuten, um dann gleich nach draußen auf
die Fifth Avenue zu laufen. Sie hatte noch zwei weitere Veranstaltungen auf ihrer Liste: eine Buch-Party irgendwo am Ende der Welt, schnarch , und Parker Lewis’ Feiertagssause in Tribeca, die kaum spannender zu werden verhieß. Nachdem sie eben im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gestanden hatte, konnte der Rest des Abends einfach nicht mehr dagegen anstinken – aber zumindest wussten die Leute, die sie noch treffen würde, dass sie von der Titelseite von Townhouse strahlte. Was den anderen Partys wenigstens ein bisschen Glanz und Glamour verleihen würde.
Als sie auf die Straße trat, spürte Cornelia zwei Dinge: Regen, stetig und eiskalt, und einen kleinen wehmütigen Stich. Wie schade, dass Wyatt sich nicht mit ihr über ihren Erfolg freuen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher