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Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite

Titel: Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark
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Bonobos oder die Auswirkungen von Beutegreifern auf ein bestehendes Ökosystem -, hatte Wyatt schon seit Ewigkeiten keine intellektuellen Anstrengungen mehr unternommen. Trotzdem hielt er die Fassade aufrecht und behauptete standhaft, die Safaris, die er alljährlich in die entlegensten Winkel der Erde unternahm, dienten allesamt seiner »Feldforschung«.
    Eigentlich eine Schande. Damals, als er in Harvard gerade seinen Doktor machte, war Wyatt noch als aufgehender Stern am Akademikerhimmel gehandelt worden. Seine Professoren und Mentoren hatten erwartet, seiner Dissertation »Unterordnungsverhalten bei Schimpansen« – er hatte schon als kleiner Junge eine Schwäche für Jane Goodall gehabt
– würde eine steile, illustre Karriere folgen. Doch die blieb aus.
    Stattdessen geschah Folgendes: Nachdem er Tag und Nacht geschuftet hatte, um seine Doktorarbeit abzuschließen, fand Wyatt, er habe sich eine kleine Auszeit verdient. Es war ein herrliches Gefühl, dem akademischen Betrieb endlich entflohen zu sein, den staubigen Bücherstapeln in der Widener Library, in der er unzählige sonnenlose Arbeitsstunden zugebracht hatte. Um die verlorene Zeit wiederaufzuholen, verbrachte er den ersten Winter in St. John und ließ zur Gesellschaft Freunde und Models einfliegen, windsurfte vor Cinnamon Bay und hielt sein Mittagsschläfchen auf einem Katamaran vor Trunk Bay. Anschließend richtete er sich häuslich im Gästehaus seiner Mutter in Southampton ein, wo er mit drei üppigen Mahlzeiten am Tag verwöhnt wurde, zubereitet von ihrem bei Cordon Bleu ausgebildeten Chefkoch und aufgetragen von einer zwölfköpfigen Kellnermannschaft. Dazu jeden Tag mehr Einladungen frei Haus, als ein Mann je in einem einzigen Leben annehmen könnte. Doch Wyatt nahm sie alle an. Es war ein schillerndes, märchenhaftes Leben; Müßiggang, hier und da ein kleiner Zeitvertreib, und dazu Jetset-Wochenenden, die zu ganzen Wochen wurden, wenn ihm gerade der Sinn danach stand. Wyatt landete mit einem großen Knall in den internationalen Societykreisen und flatterte in der glitzernden Gegenwelt der Reichen und Schönen schwerelos von Blume zu Blume. Die Zeit verging wie im Flug, und aus Monaten wurden unversehens erst ein Jahr, dann zwei.
    Sich seinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen zu müssen, kann eine beinahe unüberwindbare Herausforderung darstellen für den Charakter eines Menschen. Der Pfad
zu einer Professur in Harvard war zu steil; dazu brauchte es viele Jahre harter Arbeit – nicht gerade eine verlockende Aussicht. Und Wyatt war auch nicht unbedingt darauf erpicht, an irgendeiner Popel-Uni zu versauern – in seinen Augen alle Universitäten außer Harvard – und in irgendeinem Kuhkaff zu wohnen, wo sich nicht mal ein ordentlicher Scotch auftreiben ließ und Sushi genauso exotisch war wie Weltraumreisen. Und außerdem war es ja auch nicht so, als hätte er dieses Taschengeld nötig, das ihm eine derartige Lehrtätigkeit eingebracht hätte.
    Er hatte die Idee also bereits mehr oder minder begraben – was einzugestehen er sich allerdings standhaft weigerte, auch und gerade vor sich selbst.
    »Viel um die Ohren, hm? Woran arbeitest du denn gerade Interessantes?«, erkundigte sich Trip.
    »Ich überlege, ein Buch zu schreiben.« Ein schamloser Bluff mit einem winzigen Körnchen Wahrheit: Dr. Alfred Kipling, der Herausgeber von Harvard University Press, drängte Wyatt bereits seit Jahren, endlich ein Buch zu schreiben. Kipling – ein dickköpfiger alter Herr, den Wyatt durch seinen Doktorvater kennengelernt hatte – wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass dieser junge Akademiker doch noch etwas Eigenständiges, Provokantes und Nützliches schaffen könnte – etwas, das zumindest mehr wert wäre als Lehman-Papiere. Wyatt hatte eine Doktorarbeit geschrieben, argumentierte Kipling – warum also nicht auch ein Buch? Bisher hatte Wyatt die in ihn gesetzten Hoffnungen allerdings bitter enttäuscht.
    »Ein Buch? Worüber denn?«, hakte Trip nach. Dann blieb sein Blick an etwas hängen, und er stoppte ab und blieb für einen Wimpernschlag vor einer Bushaltestelle stehen. Wyatt bremste ebenfalls und vergaß den Regen völlig. Denn dort
an der Bushaltestelle war Cornelia und starrte ihn überlebensgroß an. Makellos und beinahe überirdisch schön wirkte Cornelia auf diesem Foto, mit dem tief ausgeschnittenen mintfarbenen Cocktailkleid, zu dem sie eine Diamantenkette trug, die ihr Dekolleté umschmeichelte. Von ihren Charakterschwächen mal

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