Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
von den schimmernden braunen Haaren bis zu den rosenroten Zehen. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit, das er als Stolz auslegte. »Auf geht’s. Der Wagen steht in der Auffahrt.«
»Meine erste Hochzeit«, rief Lucy und lief ganz aufgeregt vor ihm die Treppe hinunter. »Eloise hat gesagt, sie haben bloß für den Empfang Tausende Orchideen aus Thailand einfliegen lassen. Wie verrückt ist das denn?«
»Von deinen alten Freunden ist niemand verheiratet?« Seit zehn Jahren tanzte Wyatt schon auf Hochzeiten, meist waren es mindestens zehn im Jahr.
»Manche schon, aber entweder ich konnte nicht nach Hause fahren oder es war eine völlig überstürzte, nicht ganz freiwillige Blitzhochzeit. Meinst du, Tamsins Schleppe ist so lang wie die von Prinzessin Di?«
»Kann man nie wissen. Ich bin mir sicher, sie zieht sämtliche Register.« Und damit traten sie in den Säulengang vor dem Haus, just in dem Augenblick, als die Abendsonne den Fischteich rotgolden aufleuchten ließ. Wieder schaute Wyatt sie an und lächelte, dann hielt er ihr die Tür des 1963er Mercedes seiner Mutter auf. »Du siehst übrigens bildhübsch aus.«
So, jetzt war es raus. War doch kein Grund nervös zu werden. Schließlich machte er Mädels schon Komplimente, seit er, ach, vielleicht sieben Jahre alt gewesen war.
Lucy guckte ihn mit einem Seitenblick an, als wüsste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte.
»Das war ein Kompliment, Lucy. Sag: Danke schön!«
»Danke schön«, sagte Lucy. Vorsichtig schlüpfte sie auf den Beifahrersitz und schaute dann zu ihm auf. Ihre Augen leuchteten. »Tut mir leid, es … Du bist heute Abend bloß so ganz anders als sonst.«
Er wartete, bis sie ihr Kleid geordnet hatte, damit er es nicht in der Tür einklemmte.
»Das war ein Kompliment, Wyatt«, kicherte sie. »Sag: Danke schön!« Wyatt musste lachen und schloss dann die Autotür. Als sie an Palmen vorbei der untergehenden Sonne entgegenfuhren, spürte Wyatt auf einmal eine unbekannte, wohlige Ruhe. Das Mädchen neben ihm war entzückend, bildschön, gebildet, kultiviert und sprühte nur so vor Charme und Selbstvertrauen. Dabei konnte man leicht vergessen, dass er selbst sie zu dem gemacht hatte, was sie war.
»Ich würde sagen fünfzehn, zwanzig allerhöchstens«, murmelte Wyatt mit einem Blick auf die Uhr.
Auch Trip beäugte die Uhr lüstern. »Höchstens fünfzehn. Willst du tausend drauf setzen?«
»Wartet mal, ihr glaubt, die ganze Trauung dauert bloß fünfzehn Minuten?«, flüsterte Lucy. »Wie denn das?« Sie war ehrlich erstaunt und ziemlich enttäuscht. »Dann werden die beiden also nicht stundenlang Gelübde sprechen und die Mitgift überreichen und so? Ich dachte, reiche Leute stehen auf Glanz und Gloria.«
»Nicht so sehr wie auf Gin und Tonic.« Wyatt fächelte
sich mit dem kalligrafierten Programmheft Luft zu, das jeder der Gäste beim Hereinkommen in die Hand gedrückt bekommen hatte. Die vier saßen zusammen in einer der hinteren Bänke von Bethesda-by-the-Sea, einer wunderschönen neugotischen Kirche, prächtig herausgeputzt mit Orchideen, weißen Rosen und Lilien.
»Für eine Viertelstunde eine ganz schöne Blumenverschwendung, finde ich. Hoffentlich verschenken sie die ganzen Gestecke nachher an das örtliche Krankenhaus oder so.« Lucy ließ den Blick durch das Kirchenschiff schweifen. In den Schatten drückte sich etwa ein Dutzend schwarz gekleideter Männer herum. »Das mit den ganzen Security-Typen fasse ich immer noch nicht.«
Wyatt folgte ihrem Blick. »Heute Abend sind beinahe mehr Expräsidenten, Vizepräsidenten und Staatsoberhäupter anwesend als Brautjungfern.«
»Ooh! Ooh! Jetzt geht’s los!« Aufgeregt drückte Lucy Wyatts Arm, als die Orgel die ersten Noten von Mendelssohns Hochzeitsmarsch anstimmte und sich sieben blonde Brautjungfern in lavendellila Seidentaftkleidern in Bewegung setzten und gemessenen Schrittes den Gang entlangschwebten. Lucy, die in einem ihrer vielen Skizzenbücher eine ganze Kollektion von Brautkleidern gezeichnet hatte, sträubten sich die Nackenhaare beim Anblick dieser Modelle. Die Farbe war nicht schlecht, aber die Kleider ertranken fast in den vielen Rüschen und Raffungen und Schleifen, in denen selbst die hagere ältere Schwester der Braut aussah, als habe sie ein Hinterteil wie ein Brauereipferd.
Cornelia, die Hübscheste der Gänseschar, war die vierte in der Reihe – die Rudelchefin, dachte Lucy. Wie eine wärmegesteuerte Rakete hatte Cornelia Wyatt und Lucy
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