Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
sofort ins Visier genommen, und als sie an ihrem Platz vorbeistolzierte,
versteifte sie sich merklich. Schnell nahm Lucy ihre Hand von Wyatts Arm.
»Wie lange warst du mit Cornelia zusammen?«, fragte sie ihn, als auch die letzte Brautjungfer an ihnen vorbeigeschlichen war.
»Weiß nicht. Sechs Monate? Acht vielleicht?« Wyatt wandte den Blick nicht von der Hochzeitsgesellschaft, die sich um den Altar scharte.
»Warum habt ihr euch getrennt?«
»Was? Ach, weiß nicht – das Übliche.«
»Nein, im Ernst. Ich kapier das einfach nicht. Sie sieht aus wie eine sagenhafte Schönheit aus einem alten Heldenepos. Und ihr beiden passt prima zusammen, wie Ken und Barbie Rockefeller.«
»Lange Geschichte«, murmelte er nur, wobei er kaum die Lippen bewegte. Ihre Bemerkung schien ihn zu verärgern. »Das ist jetzt weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür.«
Lucy legte den Kopf schief. »Weißt du was, das sagst du immer, wenn ich dir eine persönliche Frage stelle.«
»Bloß dann, wenn du sie mitten in einer Trauung stellst und wir von Hunderten von Menschen umgeben sind.«
Als die San Francisco Philharmoniker – die Bakers, die zu deren wichtigsten Förderern gehörten, hatten darauf bestanden, sie einfliegen zu lassen – Pachelbels Kanon in D anstimmten, um die Ankunft der Braut musikalisch zu untermalen, öffneten sich die übergroßen Flügeltüren der Kirche, und die Gemeinde erhob sich von ihren Plätzen. Tamsin betrat den Gang und ging mit feierlichem Schritt auf den Altar zu. Lucy fiel ihr Schmuck auf, eine einreihige, eher schlichte Perlenkette und passende Ohrringe – wobei die Perlen so gigantisch groß waren, als hätten die Austern Steroide geschluckt.
Ihr bauschiges Brautkleid von Oscar de la Renta, das Lucys Schätzung zufolge aus mindestens fünfzig Metern schwerer Seide bestehen musste, streifte die Kirchenbänke zu beiden Seiten des Mittelgangs und ließ kaum Platz für ihren Vater. Er musste sich ziemlich verrenken, um seine Tochter am Arm zum Altar zu führen.
»Zu viel Kleid für sie«, flüsterte Lucy Eloise zu, als die Braut weit genug von ihnen weg war. Aber dann ruderte sie schnell zurück. »Ich meine, nicht, dass du mich falsch verstehst, sie sieht wunderschön aus …«
»Ja, sieht sie. Sieht sie wirklich. Aber wäre dieses leicht durchschimmernde Kleid von Angel Sanchez, das Libet bei New Yorkers For Children getragen hat – in Weiß meine ich – nicht perfekt für sie gewesen?«
» Genau das habe ich auch gedacht.«
Der Bräutigam und sein Trauzeuge, beide im Cutaway, traten aus der Sakristei in den Altarraum, als Tamsin und ihr Vater nach vorn kamen. »Henry sieht aus, als hätte er einen im Tee«, bemerkte Trip. Und tatsächlich, der Bräutigam schien leicht zu schwanken. Max Fairchild, der als weiterer Traubeistand gleich neben ihm stand, hielt ihn diskret fest und stützte ihn unauffällig.
Während Tamsin und Henry im Schweinsgalopp durch ihr Ehegelübde preschten und anschließend gleich die Platinringe tauschten, versuchte Lucy die tödlichen Blicke zu ignorieren, die Cornelia ihr aus der Reihe ansonsten strahlender Brautjungfern zuwarf. Aber es war auch nicht zu übersehen, dass Max Fairchild, der während der gesamten Zeremonie mit einer Hand den angetrunkenen Bräutigam aufrecht hielt, ebenfalls kaum den Blick von ihr ließ.
»Du armes Ding. Es muss schrecklich sein, Wyatt mit einer anderen Frau zu sehen!« Leslie Reynolds, die drallste unter den Brautjungfern, rempelte sich in dem chintzüberladenen Vorraum zur Damentoilette des B &T, in dem die Hochzeitsfeier stattfand, mit den Ellbogen einen Platz vor dem Spiegel gleich neben Cornelia frei. Leslie und Cornelia hatten sich im zweiten Studienjahr ein Zimmer im Wohnheim von Groton geteilt – das Jahr, in dem alle merkten, dass Leslie in ihren Algebra-Lektor verknallt war, eine Vorliebe für Oma-Schlüpfer mit aufgestickten Wochentagen hatte und dichte schwarze Haarbüschel an eher ungünstigen Stellen.
»Und warum bitte sollte das so schlimm sein?«, entgegnete Cornelia ungerührt. Leslie aalte sich ebenso wie einige der anderen Brautjungfern in Cornelias Unbehagen, und sie würde sich lieber die Zunge abbeißen, als diesen schadenfrohen Weibern auch nur den kleinsten Brocken zum Fraß vorzuwerfen. »Wyatt und ich haben bloß eine kleine Auszeit genommen. Er trifft sich mit anderen Leuten, und ich genauso. Wir stoßen uns ein bisschen die Hörner ab, ehe wir eine feste Bindung eingehen.« Eins der anderen
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