Mit Herz und Skalpell
willst.«
»Oh, Alexandra.« Linda fiel ihr in die Arme. »Natürlich will ich das auch. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mir gewünscht habe, dass du meine Liebe erwiderst.«
Alexandra hielt sie ganz fest und streichelte ihr sanft durchs Haar. »Heißt das . . .?«
»Ja, das heißt, ich liebe dich auch.«
Mit einem zärtlichen Kuss besiegelten sie ihre Liebe füreinander. Und in Lindas Herz war nun endgültig kein Platz mehr für Zweifel. Alexandra war bereit, für sie ihren Lebenstraum zu opfern – einen größeren Liebesbeweis konnte es nicht geben. Sie war so glücklich, dass sie sicher war, die Luft um sie herum müsse leuchten.
Doch sie wusste auch, dass sie nicht von Alexandra verlangen konnte, dieses Opfer tatsächlich zu bringen. Sie wusste zu genau, wie sehr Alexandra sich diesen Posten gewünscht hatte.
»Du darfst nicht alles für mich aufgeben«, sagte sie daher, nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten. »Du musst trotzdem um die Stelle kämpfen.«
Alexandra hielt noch immer Lindas Hände fest. Auch sie strahlte glücklich. »Der alte Rosenbusch wird sie mir nie geben, wenn er erfährt, dass ich eine Lesbe bin und dazu noch eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin führe«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Aber ich möchte mich nicht mehr verstellen. Und erst recht möchte ich meine Liebe nicht verstecken.«
Linda drückte ihre Hände. »Das ehrt dich. Aber ich will nicht, dass du alles hinschmeißt. Versuch es trotzdem. Versprich es mir!«
»Ich weiß nicht.«
»Was hast du denn dann noch zu verlieren?« Linda hob eine Augenbraue, wie Alexandra es immer machte – oder zumindest versuchte sie es. Aber offenbar verhielt es sich damit wie mit dem Zungenrollen: Einige konnten es, andere nicht.
Alexandra quittierte den missglückten Versuch mit einem Lachen. »Du hast ja recht.«
Linda grinste. »Ich weiß. Versprochen?«
»Na gut, versprochen.« Alexandra zog Linda zu sich. »Und jetzt, meine Liebste, wirst du dafür büßen, dass du mich zu diesem Versprechen genötigt hast.« Ihre Hände wanderten unter Lindas Pulli.
»Es ist nur zu deinem Besten«, versicherte Linda und versuchte Alexandras Händen zu entkommen, die sie zu kitzeln begannen. Aber gegen ihre starke Freundin war sie chancenlos. Also suchte sie stattdessen Alexandras Lippen und besänftigte sie mit einem leidenschaftlichen Kuss.
~*~*~*~
N ervös, aber überzeugt, das Richtige zu tun, betrat Alexandra am nächsten Morgen die Klinik. Die letzte Nacht mit Linda und ihre Aussprache hatten sie in ihrer Entscheidung noch einmal bestärkt. Heute würde sie mit Melanie reden und ihr erklären, dass sie sich nicht erpressen ließ. Niemals. Ihretwegen sollte das ganze Krankenhaus von ihrer Liebe erfahren. Was bedeutete schon die Arbeit, wenn man mit einer so bezaubernden und wundervollen Frau wie Linda zusammen sein durfte?
Und noch dazu einer, die hundertprozentig hinter ihr stand. Sie hatten am Abend noch lange darüber gesprochen, und daher wusste Alexandra, dass Linda die Konsequenzen klar waren. Immerhin könnte dieses Outing auch für Linda unangenehme Folgen haben, von denen Neid oder Missgunst der Kollegen angesichts der vermeintlichen Bevorzugung vielleicht noch die harmloseste war. Doch sie waren sich einig gewesen, auch in diesem Fall eine Lösung zu finden – und wenn es bedeutete, dass Linda die Stelle wechseln musste. Aus Liebe waren sie beide bereit, ein Opfer zu bringen.
Alexandra schenkte an diesem Morgen jedem, der ihr über den Weg lief, ein strahlendes Lächeln. Nichts und niemand konnte ihrer übersprudelnden Freude etwas anhaben.
Sie straffte die Schultern, bevor sie den Frühbesprechungsraum betrat. Wahrscheinlich, dachte sie, würde es das letzte Mal sein, bevor alle von Melanie erfuhren, wie Alexandra wirklich lebte.
Von der Besprechung bekam sie kaum etwas mit. Gleich würde sie mit Rainer reden. Schließlich war er immer so etwas wie ihr Mentor gewesen. Er verdiente es, über die auf ihn zukommenden Geschehnisse von ihr persönlich informiert zu werden. Immerhin ging es um die Nachfolge seiner Stelle.
Direkt nach der Frühbesprechung bat sie Rainer, ihn in sein Büro begleiten zu dürfen. Jetzt hatte sie heftiges Herzklopfen. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie eine Beziehung mit Linda führte.
»Du bist ja plötzlich ganz blass, Alexandra«, bemerkte Rainer, als sie in seinem Büro ankamen. Er musterte sie. »Dabei hast du
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