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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Gefühle genauso erwiderst.«
    »Das tue ich auch«, flüsterte Linda kaum hörbar. Die Worte kamen wie von selbst. Aber es war die Wahrheit; sonst wäre das ja alles nicht so furchtbar schwer. Sie starrte zu Boden.
    »Aber was ist dann los?«
    Linda hob den Kopf wieder. Ihre Augen trafen auf Alexandras. Jetzt war der Moment gekommen, in dem sie stark sein musste. »Wie vielen Frauen hast du schon so eine Liebeserklärung gemacht?« Ihr Tonfall geriet doch etwas kühler, als sie beabsichtigt hatte.
    Alexandras Blick verriet nicht, ob die Frage sie überraschte oder gar verletzte. »Das habe ich dir doch gesagt: Du bist die Erste.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    »Das musst du mir glauben. Wie kommst du darauf, dass es anders sein könnte? Ich habe doch gar keinen Grund zu lügen.« Alexandras Stimme klang ehrlich, eindringlich.
    Klang. Aber ob Alexandra das auch war . . . Linda verschränkte die Hände fest miteinander und konfrontierte Alexandra nun endlich mit der entscheidenden Frage: »Und was läuft da mit Melanie?«
    »Melanie?« Alexandras Augen weiteten sich. »Nichts läuft da. Um Gottes Willen.« Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich im Nu von Entsetzen zu einer eisigen Maske. »Was hat sie dir erzählt, dieses Biest?«
    In diesem Moment war Linda sicher, dass Alexandra ihr etwas zu beichten hatte. Dass sie wieder einmal nicht mit der ganzen Wahrheit herausrückte. Aber diesmal war sie fest entschlossen, die komplette Geschichte zu erfahren. Herausfordernd fragte sie zurück: »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Eine große. Merkst du nicht, was diese Schlange macht? Sie versucht dich gegen mich auszuspielen, weil sie . . .« Alexandra brach ab, stöhnte und lief einige Schritte hin und her. Dann setzte sie sich wieder. »Bitte setz dich zu mir. Ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
    »Das glaube ich auch.« Lindas Miene blieb ausdruckslos. Aber sie wusste auch gar nicht, was sie denken oder fühlen sollte. Alexandra sagte, sie liebe sie . . . Alexandra verschwieg ihr offenbar alle möglichen düsteren Geheimnisse . . . wie passte das alles zusammen? Mehr mechanisch als mit bewusster Absicht ließ sie sich wieder neben Alexandra auf dem Sofa nieder.
    »Melanie und ich«, begann Alexandra, »wir waren tatsächlich einmal ein –« Sie verzog abschätzig das Gesicht. »Liebespaar. Oder zumindest hat sie uns dafür gehalten.«
    Es stimmte also doch. Linda hörte ihren eigenen Herzschlag in ihren Ohren hämmern wie eine Uhr, die unbarmherzig die letzten Momente bis zur schrecklichen Offenbarung herunterzählte.
    »Wahrscheinlich hatte sie es von Anfang an auf mich abgesehen«, fuhr Alexandra fort. »Und das natürlich nicht wegen irgendwelcher aufrichtiger Gefühle, sondern aus purer Berechnung. Und ich war so dumm, es nicht zu bemerken.«
    Linda hielt den Atem an. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass alles eine Erfindung von Melanie gewesen war. Sie war nicht sicher, ob sie erleichtert über Alexandras Offenheit oder entsetzt war.
    Alexandra erzählte mit gesenkter Stimme weiter: »Zunächst hatten wir sogar eine harmonische Zeit. Aber irgendwann hat mich langsam das Gefühl beschlichen, dass Melanie versucht hat, unsere Beziehung auszunutzen, um Vorteile zu erlangen. Vor allem auf der Arbeit.« Sie griff nach einem der Sofakissen und umklammerte es. »Trotzdem habe ich sie aus irgendeinem Grund nicht abserviert. Sie hat mich immer wieder beschwichtigt, und ich habe ihr geglaubt. Vielleicht hatte ich gehofft, dass ich doch endlich imstande sein würde, eine vernünftige Beziehung zu führen.« Sie seufzte leise.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Linda. Gleichzeitig spürte sie ein drückende Last auf ihrem Herzen. Wollte sie das wirklich hören?
    »Melanie hat sich auf der Arbeit einen folgenschweren Fehler geleistet. In einem Nachtdienst hat sie bei einer akuten Blinddarmentzündung, die sofort operiert gehört hätte, den zuständigen Oberarzt erst viel zu spät kontaktiert.« Alexandras Finger bohrten sich in das Kissen. »Sie schien zunächst mit der Diagnose überfordert zu sein, und als sie dann endlich bemerkt hat, was dem Patienten fehlte, hatte sie nicht den Anstand, es zuzugeben. Sie war der Meinung, allein damit fertig zu werden.«
    Das passt zu Melanie, dachte Linda.
    »Dann kam es zum Blinddarmdurchbruch, und der Patient hat nur ganz knapp überlebt. Er musste lange auf die Intensivstation.« Alexandra fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Natürlich

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