Mit Konfuzius zur Weltmacht
vor Hitlers Machtergreifung rief Kaiser Wilhelm II. zum Massenmord an einer anderen Rasse auf. In seiner berüchtigten »Hunnenrede« erklärte er am 27. Juli 1900 vor deutschen Truppen, die er nach China verabschiedete: »Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht haben, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, dass es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!«
Bei der Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstands eroberten und plünderten die Deutschen Peking, gemeinsam mit Japanern, Briten und weiteren westlichen Mächten.
Aufgrund solcher Erfahrungen stoßen westliche Reden über Moral und Menschenrechte in China auf taube Ohren. Die Engländer etwa machten sich dort im 19. Jahrhundert vor allem als Drogendealer einen Namen. Damals wie heute plagte den Westen ein Handelsdefizit im Verhältnis zu China. Die Chinesen lieferten Porzellan, Seide und Tee. Die Europäer hatten wenig anzubieten. Ihre Kleider etwa stießen kaum auf Interesse, da das Niveau der Baumwollverarbeitung in China weit höher war. Deshalb überschwemmten die Briten das Reich der Mitte mit Opium. Vor allem das britische Staatsunternehmen East India Company betrieb diesen Handel. Kaiser Daoguang wollte das unterbinden, um die Gesundheit der Chinesen zu schützen. Im Jahr 1839 ließ er 22 000 Kisten Rauschgift verbrennen, worauf Großbritannien sein Reich angriff.
Es war der Erste Opiumkrieg, der mit der Abtretung Hongkongs endete. Im Zweiten Opiumkrieg (1856 – 1860) unterstützte Frankreich den britischen Feldzug für den Freihandel mit Drogen. Die Invasoren drangen bis in den Alten Sommerpalast am nordwestlichen Stadtrand von Peking vor und wüteten dort wie die Vandalen. Sie setzten Schlösser in Brand, zertrampelten prächtige Gärten, die mehr als ein Jahrhundert lang kultiviert worden waren. Sie raubten Goldschmuck und Porzellanvasen, die bis zu 3600 Jahre alt waren. Der französische Schriftsteller Victor Hugo schrieb damals: »Zwei Räuber sind in ein Museum eingebrochen, haben es verwüstet, geplündert und verbrannt und dann lachend Hand in Hand verlassen mit ihren Säcken voll mit Schätzen. Der eine Räuber hieß Frankreich und der andere Großbritannien.« Um die Gefühle der Chinesen nachzuvollziehen, muss man sich die Reaktionen der Westeuropäer vorstellen, sollten Chinesen einmal den Buckingham Palace oder die Gärten von Versailles dem Erdboden gleichmachen.
Teile Shanghais gerieten unter die Kontrolle von Franzosen, Briten und Amerikanern, über wichtigen Gebäuden wehten die Fahnen der Eindringlinge. Am Eingang des Huangpu-Parks warnte ein Schild: »Zutritt für Hunde und Chinesen verboten.« Europäer und Amerikaner benahmen sich wie Herrenmenschen, ließen sich von Kulis in Sänften herumtragen. Die Chinesen wurden im eigenen Land zu Menschen zweiter Klasse.
Der Hass auf die Ausländer wuchs. Doch immer stärker richtete sich der Unmut auch gegen die Kaiserdynastie der Qing, da sie die Demütigung der einst führenden Kulturnation nicht verhinderte. Ein Aufstand in der Stadt Wuchang führte zur Revolution. 1912 musste das Kind abdanken, das nun auf dem Drachenthron saß, der sechsjährige Pu Yi. Bis heute ist er bekannt durch Bernardo Bertoluccis Monumentalfilm Der letzte Kaiser .
Der Demokrat Sun Yat-sen wurde Präsident der neuen Republik China, starb aber 1925 an Leberkrebs. China zerfiel in Herrschaftsgebiete von Warlords, die einander bekriegten. Tote lagen auf den Straßen, Rauch von Explosionen stieg auf, all das gehörte zum Alltag. Die Japaner besetzten Teile des Landes und betrieben grausamen Völkermord. Während der Jahreswende 1937 / 38 töteten sie in der damaligen Hauptstadt Nanjing 300 000 chinesische Männer, Frauen und Kinder.
Die Chinesen erhoben sich gegen ihre Unterdrückung. Zunächst spielte die nationalistische Partei Guomindang dabei die Hauptrolle. Doch sie war korrupt, weshalb die Kommunistische Partei und deren Volksbefreiungsarmee immer mehr Zulauf erhielten. Vor allem arme Bauern schlossen sich ihnen an. Von den Dörfern aus umkreisten sie die Städte. Im Mai 1949 eroberten die Roten Shanghai, eine der letzten Bastionen des alten Regimes.
Die jungen Soldaten vom Lande staunten
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