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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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zuließ. Nachdem sich die Situation schließlich entspannt hatte, wurde klar, dass die Ureinwohner Pelze und Felle gegen nordische Waren, vorzugsweise Waffen, eintauschen wollten. Laut »Saga von den Grönländern« verbot Karlsefni seinen Männern zunächst einmal, Waffen zu verkaufen, und befahl den Frauen, stattdessen Milch zu bringen.
    Die »Saga von Eirik dem Roten« dagegen erwähnt die ersten Überfahrten nur flüchtig und weit weniger detailliert. Karlsefnis Unternehmung steht eindeutig im Vordergrund. Dieser beschloss der Saga zufolge kurz nach seiner Heirat mit Gudrid, eine Expedition auszurüsten. Er verließ Grönland mit zwei Schiffen, die größtenteils mit Isländern bemannt waren, und einem dritten |76| Schiff, das vor allem Grönländer an Bord hatte, darunter Thorvald Eiriksson, Eiriks Schwiegersohn Thorvard und Thorvards Frau Freydis Eiriksdóttir. Nachdem sie die Meerenge überquert hatten, verbrachten die Neuankömmlinge einen harten ersten Winter im fremden Land. Sie schlugen ihr Lager an einem Ort auf, den sie Straumsfjord (Stromfjord) nannten und dessen Lage ebenso umstritten ist wie die Lokalisierung von Vínland selbst. Nirgendwo in dieser Saga werden die Häuser erwähnt, die Leif errichtet hatte, denn Leifs Rolle in dieser Fassung der Ereignisse bestand nur darin, als erster die neuen Küsten entdeckt und einer kurzen Inspektion unterzogen zu haben, bevor er nach Grönland zurückkehrte.
    Ein Grund, weshalb Karlsefni und seine Begleiter nicht sofort Unterkünfte am Straumsfjord errichteten, lag wohl darin, dass sie nicht ahnten, wie ungemütlich das Wetter in der kalten Jahreszeit werden konnte. Der Ort wirkte so anheimelnd, als sie ankamen, und »sie waren voll mit der Untersuchung des Landes beschäftigt«. Dabei fanden sie reichlich Nahrung für sich und ihre Tiere, bis der Winter einsetzte und das Essen knapp wurde. Die Gruppe hatte keine Vorräte angelegt – also keinen Fisch gefangen und konserviert, kein Heu und keine Blätter gesammelt und getrocknet. Die Neuankömmlinge hielten dennoch bis zum Frühling durch und konnten dann wieder jagen und fischen. Ureinwohner bekamen sie nicht zu Gesicht, und eigentlich wäre alles gut gegangen, hätten die Nordmänner sich nicht über ihre nächsten Ziele gestritten.
     
    Zehn von ihnen segelten mit ihrem Boot nach Norden, wohl um die Suche nach Vínland wieder aufzunehmen, und es sollte ein böses Ende mit ihnen nehmen. Karlsefni seinerseits wollte nach Süden vordringen, wo, wie er vermutete, das Land noch fruchtbarer sein würde. Die übrigen Männer schlossen sich ihm an und fühlten sich reich belohnt, als sie eine Flussmündung erreichten, die sie Hóp nannten. Hier wuchs laut der »Saga von Eirik dem Roten« in den Niederungen überall wilder Weizen, Weinreben bedeckten die Hänge und es gab reichlich Fisch und Wild genauso wie Weideland für das Vieh, das sie mitgebracht hatten. Diesen lieblichen Flecken Erde hatten die Neuankömmlinge gerade einmal zwei Wochen genossen, als plötzlich Fellboote auftauchten, besetzt mit Männern die Stöcke schwangen und einen Höllenlärm machten. Die Nordmänner gingen ihnen entgegen zum Strand. Die Neuankömmlinge ihrerseits kamen an Land, um sich die Eindringlinge näher anzusehen. Man betrachtete sich eine Weile schweigend, dann stiegen die Ureinwohner wieder in ihre Boote und ruderten davon. Karlsefni und seine Leute errichteten in der darauffolgenden Zeit nach und nach eine Siedlung am Hang über einem Seeufer |77| und verbrachten dort einen angenehmen Winter ohne Schnee und ohne weitere Zwischenfälle, so dass das Vieh für sich selbst sorgen konnte.
    Aber auch Hóp war nicht das Paradies auf Erden. Eines Morgens im Frühjahr – so die »Saga von Eirik dem Roten« – tauchte von Süden her eine große Menge von Fellbooten auf, »so viele, dass es aussah, als trieben Kohlenstücke daher«, und in allen Booten wurden Stöcke geschwenkt wie beim ersten Mal. Die Nordmänner »schwangen … ihre Schilde. Es entwickelte sich zwischen ihnen ein Handel.« Wie auch in der Schilderung der »Saga von den Grönländern« standen Waffen ganz oben auf der Wunschliste der Ureinwohner, aber sie wollten dem Bericht zufolge auch rotes Tuch kaufen, das Karlsefni gern bis auf das letzte Stück gegen graue Felle tauschte. Genau in diesem Moment brach der Stier der Nordmänner unter lautem Gebrüll aus dem Wald hervor, und die verschreckten Ureinwohner rannten zu ihren Booten und ruderten fort. Drei Wochen

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