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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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den benachbarten Inseln« anrichteten. Er versicherte, dass alle Segelfahrten direkt von England zu Inseln in König Erichs Herrschaftsbereich –
und besonders
nach Island – für mindestens ein Jahr verboten worden seien. Danach würden englische Schiffe nur über den Umschlagplatz Bergen nach Island segeln. Kurz nachdem diese Botschaft hinausgegangen war, kehrte Henry V. aus Frankreich zurück, und König Erichs Gesandte konnten ihm ihr Anliegen noch einmal direkt vortragen. Henry reagierte mit einem Brief an seinen »geliebten Bruder Erich« und wiederholte die Verfügungen des Herzogs von Bedford, die in sechzehn englischen Städten öffentlich verkündet werden sollten. Das Unterhaus |173| allerdings hatte etwas gegen das Verbot des Fischfangs vor Island und reichte eine Petition dagegen ein, mit dem Argument, dass englische Fischer schon seit mindestens sechs oder sieben Jahren mit gutem Erfolg nach Island gefahren seien und dass ein solcher Bann sich sehr negativ auf die Engländer auswirken werde. 13
    Den Engländern ihrerseits, die jetzt weder von König Erich noch von König Henry Freibriefe erwarten konnten, genügten die auf Strohmänner ausgestellten Erlaubnisschreiben, die der Statthalter Bischof Arni in Island ausstellte; sie segelten auch weiterhin nach Island, um zu fischen und zu handeln.

|175| Wo war Thorstein 1419 und 1420?
    Noch 1419 war Thorstein voll integriert in die Machtelite Nordislands. In jenem Jahr war er der einzige Laie in einem Richtergremium, das der Bischof von Hólar ernannt hatte; 1420 stand er auf der Liste der wichtigsten Häuptlinge Nordislands; und als
hir ∂ stjóri
schlichtete er im Frühjahr 1421 einen Eigentumsstreit, an dem auch seine Cousine Vatnsfjord-Kristín beteiligt war. Doch trotz seiner Bedeutung taucht sein Name nicht unter dem Brief an König Erich auf, der am 1. Juli 1419 beim Althing von einigen nordisländischen Häuptlingen unterzeichnet wurde, und auch nicht unter der Beschwerde über die Engländer, die ein Jahr später beim Althing aufgesetzt wurde. Thorsteins Bruder Hall und sein Onkel Arnfinn Thorsteinsson unterschreiben beide Briefe, ebenso Sigrids Verwandter Sæmund Oddsson. 16
    Dass Thorstein den zweiten Brief im Jahr 1420 nicht unterzeichnete, könnte möglicherweise daran gelegen haben, dass er, was die von den Engländern ausgehende Gefahr betraf, anderer Meinung war als seine Mithäuptlinge, doch schwieriger ist zu erklären, warum sein Name unter dem Brief von 1419 fehlt. Der spricht zwar auch die englische Gewalt in Island an, drückt aber vor allem die gemischten Gefühle der Häuptlinge ihren dänisch-norwegischen Obrigkeiten und den Engländern in ihrem Lande gegenüber aus. Nachdem sie ganz offiziell ihre Treue zu König Erich bekräftigt hatten, beschwerten sich die Unterzeichner darüber, dass Norwegens Bündnis mit Island aus dem Jahr 1362, in dem die Ankunft von sechs Handelsschiffen jährlich festgelegt war, von der Krone jetzt so drastisch missachtet wurde, dass die Isländer sich genötigt sahen, mit Ausländern zu handeln, die friedliche und rechtmäßige Geschäfte machen wollten. Die Häuptlinge fügten pflichtschuldigst hinzu, dass Eigner und Besatzungen von Fischerbooten Isländer an der Küste ausgeraubt und auch auf See für Ärger gesorgt hätten, aber sie wiesen auch darauf hin, dass die Isländer selbst diese Übeltäter bestraft hätten. Die Botschaft an Erich war eindeutig: Die Isländer wollten, dass er friedlichen Handel mit den Engländern erlaubte, um die Nachlässigkeit der norwegischen Obrigkeit auszugleichen, eine Situation, an der die Isländer keine Schuld trugen. Die Häuptlinge zeigten zudem eine beträchtliche politische Raffinesse, indem sie zunächst ihre Ehrerbietung gegenüber dem König ausdrückten und dann anfügten, dass sie selbst mit den überaus gewalttätigen englischen
Fischern
fertig geworden seien, die im Gegensatz zu den friedlichen und willkommenen
Kaufleuten
stehen. Zusammengenommen konnte man ihnen aufgrund dieser Aussagen nicht vorwerfen, absichtlich gegen die Wünsche des Königs gehandelt |176| zu haben, oder behaupten, dass sie nicht selbst Recht und Ordnung aufrechterhalten könnten.
    Es ist kaum verständlich, warum Thorstein gegen dieses Schreiben Einwände gehabt haben sollte, wenn es seine Verwandten und andere Häuptlinge zufrieden stellte, deren wirtschaftliche und politische Einschätzungen er wohl geteilt haben dürfte. Die vernünftigste Erklärung für das Fehlen seines

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