Mit Kurs auf Thule
Jahre ist nichts bekannt. Er starb irgendwann zwischen 1425 und 1430 außerhalb Grönlands. 21
Der Konflikt mit den Engländern verschärft sich
Der Winter des Jahres 1423 war überdurchschnittlich streng, wenn man den
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glauben darf, die auch eine Fischknappheit für dieses Jahr vermeldeten. Im Sommer 1424 versuchte ein wildgewordener Engländer namens John Selby, diesen Engpass auf seine Weise zu überwinden, indem er Thorstein Olafssons reichen Freund und Nachbarn Brand Halldorsson kidnappte und ein |182| Lösegeld von vier Fudern getrocknetem Kabeljau von ihm forderte. Brands Laune war allerdings gerade nicht die beste (auf dem Althing von 1421 hatte er einen Mann im Kampf tödlich verwundet), und so ist es durchaus möglich, dass er sich entweder weigerte, die Absprache mit Selby einzuhalten, oder aber seinen Einfluss als Mann des Königs geltend machte, um den Engländer zu schikanieren. Jedenfalls bekam Hannes Pálsson, ebenfalls als ziemlich gewalttätig bekannt, Wind von Selbys Tat und wollte eingreifen, wurde jedoch zusammen mit einem weiteren Gefolgsmann des Königs, Balthazar von Damminn, von den Engländern 1425 auf den Westman-Inseln gefangen genommen und nach England gebracht – worüber in Island nur wenige traurig waren, wie die
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säuerlich anmerken. Hannes nutzte seine englische Gefangenschaft, um für König Erich eine Liste mit siebenunddreißig Freveltaten zu erstellen, die die Engländer zwischen 1420 und 1425 in Island begangen hatten. Der König reagierte mit einem Dekret, das, ins Englische übersetzt, im Februar 1426 in Kings Lynn in Norfolk öffentlich verkündet wurde. Es wiederholte noch einmal, dass alle Engländer, die ohne Erichs Erlaubnis nach Island segelten, dafür zur Rechenschaft gezogen werden würden. Inzwischen hatte Hannes seine Klagen vor dem englischen Staatsrat vorgebracht, daraufhin waren die Fahrten nach Island auch von englischer Seite verboten worden. Die Kaufleute und Fischer von Kings Lynn wussten also, was sie riskierten, wenn sie die Insel weiterhin ansteuerten. Dennoch setzte sich ein Mann namens John Vache skrupellos über beide Anordnungen hinweg und brachte sein Schiff im Herbst 1426 am Ende einer Reise nach Island in den Hafen von Kings Lynn zurück. 25
Einige Beschwerden, die Hannes Pálsson vorbrachte, erscheinen zweifelhaft, doch es stimmt wohl, dass die Engländer einige Kinder und Jugendliche aus Island gewaltsam oder gegen eine geringe Zahlung an die gutgläubigen Eltern mitgenommen hatten. Diese jungen Menschen lebten jetzt in England im größten Elend, während viele Orte in Island entvölkert wurden, wie Hannes klagte. Nur vier Jahre, nachdem er seine Beschwerden vorgebracht hatte, wurden tatsächlich elf isländische Jungen und Mädchen in Kings Lynn zum Verkauf angeboten. Bischof Jón Gereksson von Skálholt besuchte die Stadt damals gerade (1429). Er war als König Erichs Repräsentant in England, um mit Henry VI. zu verhandeln, weil ihre Abmachung, den englischen Fischhandel mit dem Umschlagplatz Bergen zu beschränken, ständig verletzt wurde. Er war es wohl auch, der den Kaufleuten des Ortes das Versprechen abrang, die Kinder im nächsten Frühjahr wieder in ihre Heimat zu schicken. 26
Hannes war nur der Erste, der behauptete, dass die Isländer ihre Kinder Ausländern gaben oder sie gar verkauften. Damit verärgerten sie die großen Landbesitzer, |183| die im Folgenden über einen Mangel an Arbeitskräften klagten. 1432 befahl König Erich den Engländern, alle Menschen freizulassen, die sie aus den nördlichen Ländern entführt hatten, vor allem aus Island, Finnmark und Hålogaland und »jedem anderen Territorium im norwegischen Reich«
(hverju ödru landi Noregs rikis)
– ein häufig verwendeter Ausdruck, der so ungenau war, dass er durchaus auch die Grönländer eingeschlossen haben könnte, falls sich überhaupt noch jemand Gedanken über sie machte. Viele isländische Kinder wurden tatsächlich nach Hause geschickt, doch die englische Wirtschaftshistorikerin E. M. Carus-Wilson hat in Anbetracht der vielen isländischen Männer und Frauen, die in diesem Zeitraum und auch später in den englischen Steuerverzeichnissen auftauchen, oder der »in Island geborenen« Männer, die dem englischen König die Treue schworen, festgestellt, dass offensichtlich doch einige, freiwillig oder gezwungenermaßen, in England geblieben sein müssen. Martin Behaims Nürnberger Globus von 1492 bezeugt nicht nur, dass über die
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