Mit Kurs auf Thule
Eheschließung verbunden waren, ebenfalls Gültigkeit erhielten, da die Ehe selbst rechtmäßig geschlossen worden war. Bezeichnenderweise wurde die Urkunde von 1414 in einem Bündel mit zwei anderen Dokumenten aus demselben Jahr entdeckt, in denen es um Landübereignungen innerhalb von Thorstein Olafssons Gruppe nordisländischer Häuptlinge ging, während die Erklärung von 1424 mit Sæmunds Bestätigung beginnt, dass er als Sigrids Verwandter der |164| Ehe zugestimmt habe. Damit bekräftigte er noch einmal, dass die Ehe (und alle eventuell damit verbundenen Eigentumsverschiebungen) in Übereinstimmung mit den christlichen Gebräuchen und dem isländischen Gesetz standen. 29
Mit der Abreise Sigrids, Thorsteins und seiner Freunde von Grönland 1410 begann die allerletzte in den Dokumenten verzeichnete Fahrt von Grönland aus. Nach Aussage der Quellen fuhren die Männer, obwohl sie fünf Jahre nicht zu Hause gewesen waren, zunächst direkt nach Norwegen, ohne in Island Halt zu machen. Es steht also fest, dass sie die Segelroute durchaus kannten und dass ihre Ladung aus grönländischen Exportgütern bestand, die man in Norwegen gut verkaufen konnte. Als sie Bergen erreicht hatten, entgingen sie sogar einem formellen Prozess wegen Betrugs gegenüber der Krone. Der umsichtige Annalist, der für das Jahr 1406 festhielt, dass die Gruppe auf dem Weg nach Island im Nebel abgetrieben worden sei, notierte für 1410 nur den hohen Rang der Reisenden und erwähnte keine öffentliche Aufregung wegen ihrer Reise. Diesen bereinigten Bericht in den
Neuen Annalen
haben wir wohl dem vermutlichen Verfasser dieses Abschnitts zu verdanken: Thorsteins eng verbundenem und loyalem Bruder Arni, der 1430 starb, in eben dem Jahr, in dem die
Neuen Annalen
enden. 30
Das Durcheinander, das nach dem Ende der Regierung von Königin Margarete in der Verwaltung in Bergen herrschte, trug vielleicht dazu bei, dass Thorstein und sein Gefolge ungeschoren davonkamen, doch der Hauptgrund lag wohl darin, dass ihnen Thorsteins Brüder Arni und Hall zusammen mit ihren mächtigen Freunden den Weg ebneten. 1409, ein Jahr bevor Thorstein und Sigrid Grönland verließen, hatte Hall Olafsson mit vielen anderen Häuptlingen beim Althing ein Schriftstück unterzeichnet, dem zufolge der norwegischen Krone grundsätzlich ein Viertel des Lagerraums an Bord jener Schiffe gehörte, die von Norwegen aus nach Island segelten. Ausnahmen waren möglich, wenn etwa das Schiff einem Besitzer gehörte, aber von einem anderen gemietet worden war, oder wenn der König oder seine Repräsentanten eine Befreiung bewilligt hatten. Zumindest ein Unterzeichner dieses Dokuments, Vigfus Ivarsson, durfte solche Befreiungen in Island aussprechen. Vigfus war nicht nur der königliche Statthalter, sondern auch ein Freund von Björn »Jerusalemfahrer« und zählte zu der mächtigen Gruppe von Häuptlingen, die aus Verwandten der letzten Grönlandfahrer bestand. Andere Unterzeichner hatten Machtpositionen in Norwegen inne, darunter zwei Mitglieder des Stadtrats von Bergen, die Island während des Althing-Treffens 1409 einen Besuch abstatteten. Sie machten sich offenbar kurz darauf auf den Heimweg, denn am 13. September desselben Jahres lagen die drei isländischen Fassungen des |165| Dokuments (datiert auf den 3., 7. und 13. Juli) bereits schon abgeschrieben und bezeugt in Bergen vor. 31
|166| Die Fortsetzung der norwegischen Politik
Gerade einmal ein Jahr, nachdem Sigrid und Thorstein auf ihren nordisländischen Hof zurückgekehrt waren, markierte Königin Margaretes Tod den Beginn eines weiteren Niedergangs in der Wirtschaft Norwegens und in den Beziehungen des Landes zu seinen atlantischen Kolonien. König Erich von Pommern, jetzt dreißig Jahre alt und Alleinherrscher über Norwegen, Dänemark und Schweden, sollte die Handelspolitik seiner Tante weitere dreißig Jahre lang fortsetzen. Zudem engagierte er sich in einer Reihe fruchtloser Kriege, die ständig neue Löcher in die Staatsfinanzen rissen, und seine immer verzweifelteren Versuche, Geld aufzutreiben, lenkten seine Aufmerksamkeit noch weiter von den Bedürfnissen seiner Untertanen in Norwegen und seinen atlantischen Satelliten ab.
Die isländischen Häuptlinge bekamen diese Entwicklungen deutlich zu spüren, als ihre Macht zu Hause wie im Ausland schrumpfte, während sie gleichzeitig mit den Veränderungen beschäftigt waren, die die Anwesenheit der Engländer in ihr Land getragen hatte. Thorstein Olafsson spielte seine gewagte
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