Mit Liebe gestrickt
sonst verlangt Gran bestimmt von mir, dass ich mich mit einem Waschlappen über dem Gesicht eine halbe Stunde aufs Sofa lege.
Ich habe gerade fünf ruhige Minuten für mich und esse ein paar verdauungsfördernde Kekse, als Mum hereinkommt, die grantig aussieht.
»Dieser Spiegel in deinem Badezimmer ist absolut grauenvoll, Darling. Ich weiß wirklich nicht, warum du dir keinen anständigen anschaffst.«
»Ich habe es noch nicht geschafft, Mum. Ist Gran fertig?«
»Nein, und diese Frau lässt mich einfach nicht ins Zimmer, sagt, sie möchte nicht, dass die Überraschung verdorben wird.
Sie war ziemlich unhöflich.«
Gut gemacht, Linda.
»Möchtest du einen Tee?«
»Nein danke, und hör auf, andauernd Kekse zu essen, es sei denn, du möchtest unbedingt dick werden.«
»Ich glaube, es ist unter Umständen ein wenig zu spät, sich darüber Sorgen zu machen, Mum. Was hältst du von meinem Kleid?« Ich gehe auf und ab in der Küche.
»Ganz hübsch, aber versuch, dich gerade zu halten; du möchtest doch sicher nicht den Gang hinunterwatscheln. Rosa hat dir eigentlich nie besonders gestanden, aber egal. Ich denke immer noch, dass es ein Fehler ist, in ihrem Alter eine Brautjungfer zu haben, aber meine Meinung zählt offenbar nicht, wie üblich. Wo ist dein Vater?«
Dad hat es sehr gut drauf, sich in Krisenzeiten unsichtbar zu
machen: Gewöhnlich beschäftigt er sich dann mit einer dringenden handwerklichen Arbeit. Vorhin hatte er angedroht, eins der Wohnzimmerfenster auszuhängen. Es klemmt immer, und er wollte es abschmirgeln, aber mit dem Versprechen auf späteres Abschmirgeln habe ich ihn gebeten, stattdessen eine Runde mit den Jungs zu spielen.
»Im Wohnzimmer, er passt auf die Jungs auf.«
»Typisch für ihn, es sich irgendwo gemütlich zu machen, während ich die ganze Arbeit erledige.« Sie bleibt in der Tür stehen. »Derek, hast du deine Fliege ordentlich gebunden? Vielleicht wäre eine Tasse Tee doch ganz nett. Kannst du uns eine bringen, Darling?«
Ich setze den Kessel auf, als Lulu mit Martin kommt.
»Die Wagen sind da.«
»Danke, Martin.«
»Es sind Oldtimer, wirklich schön, aber nur damit du Bescheid weißt, Mum hat sich in den Kopf gesetzt, in einem mitzufahren. Ich habe versucht, es ihr auszureden. Ich meine, es ist ja nicht so, als ob wir zur Familie gehören oder so, aber du weißt ja, wie sie ist.«
»Ist schon gut, Martin. Wir können alle etwas zusammenrücken, und ihr gehört ja quasi dazu, zur Familie meine ich. Kannst du bitte nach oben gehen und Gran sagen, dass die Wagen da sind, Lulu? Und achte darauf, dass Mum nichts mitbekommt, sonst versucht sie, Gran zu sehen zu kriegen, bevor sie fertig ist.«
»Klar, kein Problem.«
Martin trägt seinen vermutlich besten Anzug und sieht ziemlich gut aus.
»Toller Anzug.«
»Danke, du siehst auch toll aus.«
»Martin, es besteht kein Grund, nett zu sein. Ich sehe aus wie ein Pudding.«
»Ich mag Pudding. Ich gehe dann mal und eröffne Mum die guten Neuigkeiten, okay? Und dann mache ich mich lieber auf den Weg zur Kirche.«
»Ja bitte, und danke für das Umparken der Wagen.«
»Gern geschehen.«
»Meine Güte, ich bin vielleicht nervös. Ich war noch nie Brautjungfer, und Mum sagt, ich fange an zu watscheln. Also ein prima Start.«
»Ignoriere sie einfach. Das tue ich gewöhnlich mit meiner.«
»Guter Tipp. Aber es spielt eigentlich auch keine Rolle, so lange Gran es genießt und die Jungs sich vor dem Altar nicht gegenseitig schubsen. Oder sich streiten.«
»Ich bin sicher, dass sie sich vertragen.«
»Ich hoffe es.«
»Mummy, Jack schubst mich ständig. Sag ihm, er soll aufhören.«
Martin grinst.
»Oder vielleicht auch nicht. Bis später.«
Um zehn nach elf haben es plötzlich alle eilig, verschwinden und lassen mich mit Gran im Haus zurück. Elsie schafft es, sich in den zweiten Wagen zu quetschen, und Martin nimmt Betty mit, die inzwischen in ihrem Hochzeitsornat einschließlich eines bombastischen Huts eingetroffen ist.
»Sie ist fertig.«
Linda steht unten an der Treppe, als Gran langsam Schritt für Schritt herunterkommt mit ihrem Strauß rosa Rosen und in ihren neuen Schuhen ganz vorsichtig auftritt.
»Oh Gran, du siehst wunderschön aus.«
»Findest du nicht, dass dieser Hut albern ist?«
»Nein, er ist perfekt.«
Sie trägt einen cremefarbenen Seidenhut mit hellen Tupfen und einem winzigen Schleier, passend zu ihrem Kostüm.
»Sind die Blumen nicht hübsch?«
»Wunderschön. Alles ist wunderschön,
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