Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Loc drückte es einmal so aus: »This is the Eighties and I’m down with the Ladies.« Die Ladys fuhren zwar nicht unbedingt auf Tone Loc ab, aber dafür umso mehr auf die Achtziger, und es war von jeher weibliche Leidenschaft gewesen, die den Mythos der Achtzigerjahre als Teenagertraum beflügelte. Und von allen absurden und abartigen Artefakten aus dieser Zeit hat für sie nichts seine Faszination so sehr bewahrt wie Duran Duran. Was wiederum der Grund meiner Faszi nation für diese Band ist. Worüber zur Hölle haben Männer und Frauen sich bloß unterhalten, bevor es Duran Duran als Gesprächsthema gab? Glücklicherweise brauche ich das nicht zu wissen.
Die ersten Mädchen, mit denen ich die Begeisterung teilte, waren meine Kumpelfreundinnen von der High school, Heather und Lisa, zwei Girlies, die sich gerne über Duran Duran unterhielten, weil sie es so mochten, den Namen zu sagen, den sie »Dschuran Dschuran« aussprachen. Heather und Lisa machten mich bekannt mit Sushi, hohen Absätzen, mit »Wake Me Up Before You Go-Go« und der entscheidenden Bedeutung von sushiförmigen Ohrringen sowie davon, Lisa niemals das eigene Auto zu leihen – aber die wichtigste Lektion, die sie mir erteilten, war das Wissen um Duran Duran. Wir gingen zusammen Eis essen, und dabei sangen sie die Songs mit, die im Radio liefen, und benutzten ihre Löffel als Mikros. Gemeinsam warteten wir darauf, dass auf WHTT-FM wieder »Union of the Snake« oder »Hungry Like the Wolf« lief, was nie lange dauerte.
Lisas Cousine war ein Model, das den Keyboarder der Band heiratete, und Lisa war zu der Hochzeit eingeladen. Wir quetschten sie über die Einzelheiten aus – anscheinend hatte ihr Onkel eine bewegende Rede gehalten, die jedoch in dem ekstatischen Gequietsche unterging, das Roger Taylors Begleitung von sich gab, als er ihr in ihrem rückenfreien Kleid Wirbel für Wirbel das Rückgrat ableckte. Lisa hatte auch allerhand schmutzigen Backstage-Klatsch von Drogen und Sex in petto. Aber das, was für mich wirklich zählte, war die Art und Weise, wie sie den Namen aussprach: »Dschuran Dschuran«. Und ich versuchte, es ihr gleichzutun.
Heather und Lisa hatten wechselnde Liebhaber, die ziemlich unter ihnen zu leiden hatten, was wiederum mich insgeheim dankbar machte, dass ich nicht zu ihnen zählte. Ich war sowieso immer ein besserer Kumpel als ein Beziehungskandidat. Es war nicht gerade so, dass ich den wahren Duran-Duran-Lifestyle lebte, der darin zu bestehen schien, an ferne Orte zu reisen, wo man dann Tische umschmiss und Champagner für heiße Bräute springen ließ, die einem als Gegenleistung dabei halfen, Wimperntusche aufzutragen. Ich mag ja ein schüchterner Bücherwurm gewesen sein, aber ich hatte ein totales Faible für diese Popband, die Sex, Glamour und Gefahr verkörperte. Ich fuhr völlig darauf ab, wie sehr die Mädels auf Duran Duran abfuhren, und ich bewunderte es, wie furchtlos die Bandmitglieder all dieser Verehrung durch die Mädchen begegneten. Von diesen Jungs, da war ich mir ziemlich sicher, konnte ich viel lernen.
Ich beneidete die Mädchen um das beinahe religiöse Ausmaß ihrer Verehrung von Duran Duran. Gestern noch war man nichts weiter als eine gewöhnliche Vorstadtprinzessin, die sich mit Journey oder Styx zufriedengab, aber dann hört man etwas Neues, und mit einem Mal konnte man eines von den Mädchen sein. Es ist komisch, denn ein weibliches Publikum ist oft recht launenhaft, und doch kann es auch genau das Gegenteil sein. »Mädchenmusiker« wie Depeche Mode, Neil Diamond, Duran Duran, Jeff Buckley, Luther Vandross, R.E.M. oder New Kids on the Block verlangen eher eine unerschütterliche Loyalität. Erwachsene Frauen mögen zwar ein etwas spöttisches oder selbstironisches Verhältnis zu ihrem jugendlichen Ich haben, das früher einmal für Duran Duran geschwärmt hat, aber trotzdem können sie diese Schwärmerei noch völlig ironiefrei nachempfinden. Und wenn erwachsene Frauen über diese Band sprechen, dann werden sie wieder zu den Mädchen .
Das ist auch der Grund, warum man in Gesprächen immer wieder auf Duran Duran kommt, ganz gleich, wo man ist oder mit wem man sich unterhält. Vor ein paar Wochen war ich auf dem Konzert der Indierockband The Cribs im New Yorker Bowery Ballroom und unterhielt mich, während ich an der Bar Schlange stand, mit einer Juristin aus dem Musikgeschäft, die die größten Namen des Hip-Hop vertritt. Nach fünf Minuten fing sie an, von John Taylor zu schwärmen. Sie war
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