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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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hatte. So wurde die Kräuterwoche praktisch zur Goldrutenwoche. Ohne viel über sie zu reden und zu erklären, wollten wir erst einmal mit der schönen Pflanze meditieren. Jeder suchte sich „seine“ Goldrute aus, stellte die überflüssigen Gedanken ab und stellte seine Seele auf Empfang ein. Nur so ist es möglich, bewusst mit dem Solidago- Deva , dem archetypischen Geist der Pflanzenart, in Verbindung zu treten.
    Von den Indianern hatte ich gelernt, dass jede Pflanze ihr eigenes Lied hat. Es ist ein magisches Lied, mit dem man den Deva herbeirufen kann, etwa um ihn zu bitten, beim Heilen oder bei der Zubereitung der Medizin zu helfen. Das Lied lernt man nicht, indem man wie der westliche Komponist die grauen Zellen des Hirns anstrengt und kompositorische Regeln befolgt. Man lernt das Lied, indem man still wird, sich auf den „Puls“, auf die „Schwingung“ der Pflanze einstimmt und beginnt, den Körper dazu rhythmisch zu bewegen. Bald schickt der Pflanzengeist auch einfache Worte, die den Rhythmus begleiten.
    Nun, das haben wir gemacht, und tatsächlich bekam Ulli, die sonst für uns kochte, ein Lied geschenkt:

    Goldrütelein Goldstängelein kennst nur Freund und keinen Feind und wer dich trinkt verliert den Neid.

    „Melodie und Text klingen verdammt deutsch,“ bemängelte jemand, „gar nicht indianisch!“
    „Aber schließlich sind wir auch keine Indianer“, antwortete ich, „und die Devas passen sich an: Sie verwenden die in den jeweiligen Menschenseelen vorhandenen kulturellen Muster, um sich auszudrücken“.
    Das Lied ist echt, denn, obwohl wir noch gar nicht über die Pflanze und ihre psychosomatische Reichweite gesprochen hatten, spricht es genau von den Emotionen (Neid), die einem an die Nieren gehen können.

    Fußnoten
    1 Dieser Midewiwin-Tradition entstammt wahrscheinlich auch der „Essiac-Tee“, der heutzutage in der alternativen Heilerszene zur Stärkung des Immunsystems und als Krebsvorbeugungsmittel Furore macht. Angeblich erfuhr die Krankenschwester René Caisse 1922 von den Indianern das Rezept, bestehend aus einer Mischung von Klettenwurzel, Sauerampfer, Rotulmenrinde, Rhabarberwurzel, Brunnenkresse und etwas Löwenzahnwurzel sowie Königskerze und Fenchelsamen. Dennoch sind ethnobotanische Zweifel an dieser Rezeptur berechtigt, denn der Absud, der den Menschen wieder in Übereinstimmung mit dem Großen Geist bringen soll, besteht, bis auf die Rotulmenrinde, aus Pflanzen, die aus Europa kommen und die den Indianern vor der weißen Invasion gar nicht bekannt waren.
    2 Mehr über die Midewiwin-Heiler erfährt der Leser in meinem Buch „Kräuterkunde“ (Aurum Verlag, Braunschweig 1996).
    3 Die Goldrutengallen finden wir in Europa kaum, da die entsprechenden Insekten fehlen.
    4 Hiller, Karl und Gerd Bader, „Goldruten-Kraut“, in „Zeitschrift für Phythotherapie“, 2/96, Stuttgart

Huflattich
    Wenn eine Pflanze wie der Huflattich selbst nach einem strengen Winter zeitig mit goldgelben, nach Honig duftenden Blüten erwacht, dann können das selbstverständlich nur überirdische Kräfte bewirken.
    Otto Ludwig in „Der Thüringer Kräutergarten“

    In Ohio nannten wir den Huflattich colt’s foot („Fohlen-Fuß“). Seine sonnengelben, strahlenden Blüten auf schuppig kahlen Stängeln kündeten, wie ein Jubelgesang der sich erneuernden Erde, das Ende des eisigen Winters an. Kaum war der Schnee weggetaut, sprossen seine Blüten schon an Böschungen, Wegen und Feldrändern hervor. Im Wald blühte zur gleichen Zeit auch der Stinkkohl (skunk cabbage, Symplocarpus foetidus) , dessen gelbe Blüten so viel Wärme produzieren (bis zu 10°C über der Außentemperatur), dass sich in den kalten Nächten oder während eines Schneegestöbers die ersten steifgliedrigen schwarzen Käferchen und Mücken Schutz suchend in den Kelchen verkriechen. Auch der aromatische Fieberstrauch 1 (spice bush, Lindera benzoïn) und die Hexenhasel (witch hazel, Hamamelis virginiana) schoben bereits im Winter, der Kälte zum Trotz, ihre Blüten hervor. Später im Frühling verwandelten sich die gelben Huflattichblüten in weiße kugelige Schöpfe, ähnlich denen der Pusteblumen, und aus dem Wurzelstock trieben nun die ledrigen, hufeisenförmigen Blätter hervor. Diese waren für uns Jungen, wenn wir wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn in den Wäldern lagerten, ein gutes Wildgemüse. Wir kochten sie und anderes Grünzeug, zusammen mit selbst geangelten Fischen, in unserem

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