Mit Pflanzen verbunden
Pflanzen, galten den Zuni als heilig. Sie wurden von den „Sternen-Leuten“ auf die Erde gebracht und waren einst Menschen. Eingeweihte können noch mit ihnen reden.
Die kalifornischen Indianer verwendeten eine Abkochung des Kalifornischen Goldrutenkrautes (S. californica) , um Wunden und Geschwüre zu waschen. Getrocknete, zu Pulver zerriebene Blätter dienten als Wundpulver – auch für ihre Pferde (Sweet 1962: 60). Im heutigen Kalifornien wird aus der Blüte dieser Art eine Blütenessenz, ähnlich der BachBlütenessenzen , hergestellt. Die Tropfen sollen denjenigen, die zu abhängig vom Sittenkodex der Familie oder von gesellschaftlichen Konventionen sind, dazu verhelfen, den Individualisierungsprozess erfolgreich durchzuführen – das dürfte übrigens ein typisch kalifornisches Anliegen sein. Auch bei Neid, Ängstlichkeit, Beziehungsproblemen und Essstörungen sind die Tropfen angebracht (Kaminski/Katz 1996: 300).
Die Azteken bereiteten aus der Goldrute und einem Greiskraut (Senecio vulneraria) eine Eitermedizin gegen Eiterbeulen und als Bestandteil eines Antisyphilitikums (Gall 1997: 97).
Die Alabamas tranken Goldrutenwurzeltee bei Erkältungen und verwendeten die Pflanze als Packung bei Zahnschmerzen. Die Cherokee räucherten mit den trockenen Blüten bei schamanischen Zeremonien und die Frauen benutzten die Riesen-Goldrute im Bad nach der Geburt oder als Waschung bei Scheidenpilz (Candida albicans) (Garrett 2003: 74).
Die in Minnesota lebenden Meskwaki verwendeten einen wässrigen Auszug aus zerstoßenen Goldrutenblüten bei Insektenstichen und Verbrennungen. Aus den tischtennisballgroßen Gallen, die sich durch den Stich und die Eiablage der Goldruten-Gallmücke an den Stängeln bilden 3 , brauten sie – zusammen mit den Beeren der Amerikanischen Stachelesche (Gelbholz, prickly ash, Zanthoxylum americanum ) – ein Nierenmittel.
Wenn ein Kind nicht reden lernen wollte oder nicht lachte, beschaffte sich der Meskwaki-Medizinmann einen Knochen von einem Tier, das gestorben war, während das Kind geboren wurde, und kochte ihn zusammen mit der Kanadischen Goldrute. Mit dieser Abkochung wurde das Kind gewaschen. Das Rezept mag auf den aufgeklärten Zeitgenossen eher befremdend wirken, aber auch unsere Vorfahren kannten ähnliche Rituale. Wenn ein Kind nicht recht gedeihen wollte, kränkelte und lustlos war, wussten unsere Großmütter, dass es „beschrien“ oder „berufen“ (verzaubert) war. Sie sammelten dann bestimmte weiß, gelb oder lila blühende Kräuter – darunter das Berufskraut (Erigeron) und auch die Goldrute – , kochten diese ab, schütteten den Sud ins Badewasser und badeten darin das bezauberte Kind. Mit dem Badewasser gossen sie dann auch die böse „Berufung“ weg. Wer weiß, vielleicht kannten sie Zusammenhänge, die uns inzwischen nicht mehr bekannt sind?
Für alle Ureinwohner Nordamerikas war die Zeit der Goldrutenblüte ein markanter Fixpunkt im natürlichen Kalender. Wenn die Omaha im Herbst weit weg vom Dorf auf Büffeljagd waren, sagten sie: „Es blüht das gelbe Kraut; zu Hause reift nun der Mais“ (Gilmore 1977: 81).
Die Indianer kochen die Goldrute, vor allem ihre Wurzeln, um Heilmittel herzustellen. Die Ursache liegt in ihrer Philosophie. Als ich einem Cheyenne-Medizinmann vom Verlust ätherischer Öle und anderer Wirkstoffe durch das Kochen erzählte, sagte er: „Heilpflanzen sind wie Tierknochen: Man muss sie lange kochen, um das Mark, ihren kräftigsten Teil, herauszulösen.“ Auch einige unserer Kräuterbücher geben an, die Blütenrispen fünf Minuten lang zu kochen. Ich persönlich finde einen aufgebrühten Tee oder gar den Kaltwasserauszug besser.
Als ich letztes Jahr gerade im Garten war und bei den Kartoffeln jätete, erschien unangemeldet ein bärtiger, langhaariger, wohl beleibter Mann in Harley-Davidson-Rockerkluft. „ Hi , ich bin Peter ‚Buffy‘ Davis und komme aus Oregon. Hab von dir gehört und wollte mal vorbeischauen“, sagte er. Dann berichtete er, er wohne mit Frau und Kindern im Klamath-Indianerreservat und sei Kräuterdoktor; er behandle die Althippies, Biker, Indianer, die ausgebrannten Vietnamveteranen, arbeitslose Holzfäller und die vielen mittellosen Leute, die durch das weitmaschige Netz des amerikanischen Fürsorgesystems gefallen seien und die sich keinen Arzt leisten könnten. Ich nahm ihn in meinen Garten und es stellte sich heraus, dass er tatsächlich eine Menge Praktisches über Heilpflanzen wusste. Wir fachsimpelten. Zum
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