Mit Pflanzen verbunden
Helmkraut (Scutellaria) , das bei mir wie Unkraut wuchert, sagte er: „Gutes Mittel zur Entspannung, wenn man psychisch ausgebrannt ist! Aber vorsichtig dosieren, nur einen drittel Teelöffel pro Tasse!“ Ich dankte ihm für den Hinweis – nun wusste ich, warum ich nach dem Genuss des Tees wie in ein schwarzes Loch gefallen war und am nächsten Morgen alle Mühe hatte, mich wieder aufzurappeln.
Bei unserem Rundgang zeigte ich auf die Kanadische Gold-rute und sagte beiläufig: „Bestes Nierenkraut!“
Er stutzte. „Gefährlich“, brummte er. „Ich kenne eine Familie, die es anwendete; es löste bei ihnen eine schwere Nierenkolik aus. Ich lass die Finger von der Pflanze.“
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Das kann nicht sein. Wie haben die Leute es denn zubereitet?“
Als er erklärte, sie hätten – irgendein indianisches Rezept befolgend – einen Topf voll Goldrute so lange gekocht, bis die Hälfte der Flüssigkeit verdampft war, und dann den Sud getrunken, glaubte ich ihm. Es war viel zu stark gewesen. „Der simple Aufguss ist weniger gefährlich, du kannst ihn problemlos anwenden“, ließ ich ihn wissen.
„Übrigens, warum sprichst du so gut Deutsch, mit fränkischem Akzent?“, wollte ich noch wissen, ehe er ging. Er sei ausgewandert und habe, um ohne umständlichen bürokratischen Aufwand die Kinder seiner Frau adoptieren zu können, einfach ihren Nachnamen angenommen.
Die verschiedenen Goldrutenarten
Die Kanadische Goldrute erhielt ihren Namen, weil sie Mitte des 17.Jahrhunderts, zusammen mit anderen Pflanzen wie der Wilden Goldmelisse und der Agastache, aus Kanada nach Europa gebracht wurde. Bald darauf wurde die hohe Staude mit dem goldgelben Blütenschweif zur neuesten Gartenmode. Jeder Gartenbesitzer wollte diese Herbstblume haben. Der Neuankömmling ließ sich nicht lange bitten: Mit äußerst vitalen Kriechwurzeln überwucherte diese Pionierpflanze die Beetränder, und die zahllosen winzigen Flugsamen machten sich wie Fallschirmjäger zur Eroberung des europäischen Kontinents auf. Inzwischen hat sich die Goldrute – wie auch ihre Kusine, die später im Herbst blühende Riesen-Goldrute – an Bahndämmen, Wegrändern, Brachen, Schutt- und Erdhalden, Säumen und anderen besonnten, durchwärmten, tiefgründigen und nährstoffreichen Ruderalflächen dermaßen breit gemacht, dass Naturpuristen über „Überfremdung“ und „Verdrängung einheimischer Flora“ klagen. Sie würden sicherlich dem amerikanischen „Unkrautexperten“ Edwin Rollin Spencer zustimmen, der in einem College-Lehrtext schreibt: „Auch wenn das Goldrutenkraut wegen seiner schönen Blüte von einigen US-Bundesstaaten zur official state flower ernannt wurde, so ist dennoch nichts Gutes an ihr. Sie ist ein schlimmes Unkraut und verursacht Heuschnupfen“ (Spencer 1968: 261).
Bestimmungsbücher erwähnen meist nur die zwei amerikanischen Goldrutenarten, die inzwischen in unseren Fluren heimisch geworden sind. In Wirklichkeit gibt es jedoch ein riesiges Sortiment von Goldrutenarten. Hier und da finden wir bei uns, neben einer Vielfalt von Züchtersorten, noch etliche andere nordamerikanische Arten, die alle zu Spontankreuzungen und zur Bastardisierung neigen. Kein Botaniker kann sich anmaßen, alle schätzungsweise hundert Solidagoarten, die in dichten Beständen von der Ostküste bis nach Kalifornien wachsen, zu kennen oder zu benennen. Wahrscheinlich hat jede dieser Arten eine heilende Wirkung auf die Niere.
Inzwischen sind auch unsere Apotheker dazu übergegangen, die eher seltene und daher teure europäische Goldrutenart (S. virgaurea) mit amerikanischen Arten zu strecken. Die „Zeitschrift für Phythotherapie“ 4 hat die Unterschiede zwischen der „echten“ europäischen und den „falschen“ Arten untersuchen lassen und stellte die selben oder auch ähnliche Wirkstoffe, aber in verschiedenen Dosierungen fest. Der Flavonoidgehalt ist bei den amerikanischen Arten bedeutend höher als bei der europäischen Goldrute. Dagegen enthält S. virgaurea mehr schmerzlindernde Phenolglykoside.
Die Kommission E, die den Versuch unternimmt, die wichtigsten Heilpflanzen nach wissenschaftlichen Kriterien zu untersuchen, bestätigt, dass alle Solidagodrogen, die europäische wie auch die amerikanischen, harntreibend, krampflösend und entzündungshemmend wirken. Sie eignen sich allesamt zur „Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Harngrieß“. Die Saponine haben
Weitere Kostenlose Bücher