Mit Pflanzen verbunden
ein schönes Mädchen. Sie hatte langes blondes Haar, und ihr dünnes, leichtes Hippiekleid ließ einen wohlgeformten Körper erkennen. Es war ihm, als säße seine Traumfrau vor ihm. Sie war viel schöner als seine Freundin, lächelte ihn freundlich an und lud ihn ein, bei ihr zu sitzen. Ein Verlangen nie gekannten Ausmaßes erfüllte ihn, und er wusste, sie würde ihn nicht abweisen, wenn er sie in die Arme nehmen und küssen würde. Sein Herz klopfte wild. Doch ehe er sie an sich riss, um den Honig der Ekstase zu kosten, zögerte er. Irgendetwas in ihm hielt ihn zurück. „Komm schon, lieg mit mir,“ lockte ihn die Schöne und machte einen Schmollmund wie Brigitte Bardot. Es war ihm, als spiegelte ihr Blick seine eigene Sehnsucht wider. Was veranlasste ihn zu zögern? Es war doch das Zeitalter der freien Liebe, der Befreiung von alten, verkrampften Moralvorstellungen. Aber aus irgendeinem Grund dachte er an seine Freundin, die da unten im Hippielager auf ihn wartete; er hatte das Gefühl, er würde sie für immer verlieren, wenn er seinem Verlangen nachgäbe. Er riss sich los. Heulend und stolpernd lief er zurück ins Lager, kroch ins Zelt und schlief ein. Als er am nächsten Tag mit brummendem Schädel erwachte, drängte es ihn, noch-mals die Stelle aufzusuchen, wo er das schöne Mädchen gesehen hatte. Vielleicht war sie noch da. Er lief den schmalen Waldpfad hinauf. Gerade da, wo sie auf Mooskissen gesessen hatte, hörte der Weg abrupt auf. Vor ihm lag ein Felsabgrund. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz: Hätte er auch nur ei-nen Schritt weiter auf sie zu getan, wäre er jetzt tot. Die Treue zu seiner Freundin hatte ihm das Leben gerettet. Er war der Belladonna begegnet.
Tollkirsche (Atropa bella-donna)
Weitere Benennungen: Waldnachtschatten, Hirschweichsel, wie den Hirsch findet man auch sie tief im Wald; Weichsel ist eine Bezeichnung für die Kirsche;
Schwarzber, Tintenbeere: Die Beere enthält viel purpurroten, tintenähnlichen Saft;
Teufelsbeere, Teufelsauge, Teufelskirsche, Höllenwurzel;
Giftkirsche, Giftchriesi (= alemannisch Chriesi „Kirsche“);
Sterbebeere, Barstkirsche (von barsten = „krepieren“);
Atternblätter , Otterblätter (Zürich), Chrottebeeri (St. Gallen; Chrotte = „Kröten“);
Wolfsbeere, Wolfskirschen, Wolfschriesi: Als „Wolfspflanzen“ wurden einst giftige und gefährliche Pflanzen bezeichnet. Außerdem erleben Menschen, die mit der Tollkirsche experimentiert haben, oft Wolfserscheinungen oder gar Wolfsverwandlungen (Werwolfphänomene). Wölfe sind Hüter der Schwelle; sie können unvorsichtigen, unlauteren Seelen, die in die Astralwelt oder Anderswelt vordringen, gefährlich werden oder sie sogar töten;
Giftige Hundskirschen;
Saukraut, Saukirsche: Der Botaniker Hieronymos Bock (16. Jh.) schreibt, sie heiße so, „weil Wildsäue sie suchen, wenn sie im Brachmonat von der Hitze oder sonstwie krank werden“;
Judenkirsche , Judebeeri;
Dolo (Hildegard von Bingen nennt sie so), Tollwurz, Tollbeere, Irrbeere, Rasebeere;
Wutbeere, Wutkirsche;
Schlafkraut, Schlafbeere;
Schöne Frau, Schönes Mädchen, Belladonna, Hexenbeere;
Bärenmutz;
Walkerbaum, Walkerbeere.
Familienzugehörigkeit: Nachtschattengewächse ( Solanaceae ). Die Familie trägt diesen Namen, weil sie viele Zauberpflanzen enthält, die die Schatten (Geister) der Nacht sichtbar machen können, wie die Tollkirsche, Mandragora und den Stechapfel. Zu dieser Familie gehören neben verschiedenen Gift- und Genusspflanzen, wie Tabak, Alraune, Schwarzer und Bittersüßer Nachtschatten, auch Gemüsearten wie die Tomate, Kartoffel, Aubergine und Andenkirsche. Der Name Solanaceae entstammt dem Lateinischen ( solanem = „Trost, Linderung, medizinische Behandlung“).
Botanische Merkmale: Kraftvoll treibt die Staude im Frühling ihre Blätter aus und stängelt bald in die Höhe, wo sich der Trieb mehrfach, oft drei- oder fünffach, teilt. Nach Mittsommer erscheinen die blass purpur-bräunlichen, glockenförmigen Blüten, die unter den Blattachseln versteckt der Erde zugewandt hängen, als wollten sie das Sonnenlicht meiden. Die Staude blüht weiter, während sie schon gleichzeitig grüne und rotpurpurne „Kirschen“ trägt. Das Gift tut den Vögeln nichts, Amsel und Drossel verbreiten sogar die Samen.
Planetarische Zugehörigkeit: Mond; in neueren Systemen Mond mit Pluto.
Signatur: Nach kraftvollem Austreiben aus dem Wurzelstock im Frühling gerät der Wuchs im Frühsommer ins Stocken; der Trieb teilt sich
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