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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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Letzteres kann sich auf wirkliche Eingeweidewürmer (Helminthen) beziehen, wie auch auf die „Geisterwürmer“, die „Würmlein klein, ohne Haut und Bein, ohne Corpus und Substanz“, wie sie Paracelsus nannte. Die Anwendung von Moxa ( Zhen-Jiu, Moxibustion) in der ostasiatischen Heilkunde, bei der Beifußkügelchen auf bestimmten Akupunkturstellen auf der Haut verbrannt werden, geht ursprünglich auf den Versuch zurück, die Krankheitsgeister zu vertreiben. Der angelsächsische Kräutersegen spricht der Mugwurz, dem ältesten der Kräuter (yldost wyrta) , die Fähigkeit zu, alles Übel, das über das Land dahinfährt, zu vertreiben (Storl 2004: 177). Davon war man auch im Mittelalter überzeugt: „Wer Beifuß in seinem Haus hat, dem mag der Teufel keinen Schaden zufügen. Wer Beifußwurzeln über die Türen des Hauses hängt, dem mag nichts Übles oder Ungeheueres zugefügt werden“ (aus „Gart der Gesundheit“, Mainz 1485). In ganz Europa, von Frankreich bis Russland, wurde – zwecks Schutz vor Hexereien und Spuk – der Beifuß am Johannisabend gesammelt. Beifuß gehört neben Wacholder, Johanniskraut und anderen Kräutern zum Büschel, das zu Maria Himmelfahrt (15. August) geweiht wurde, sowie traditionell zu dem Räucherwerk, mit dem man in den Rau- bzw. Rauchnächten während der zwölf Weihnachtstage Haus und Stall ausräucherte, um eine saubere astrale Atmosphäre zu schaffen, so dass die guten Geister Einzug halten konnten und sich negative Energien auflösten. Damit es nicht allzu heidnisch war, tat man auch etwas Weihrauch (Olibanum) in die Mischung.
    Vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, warum man den Beifuß gegen die Fallsucht (Epilepsie) einsetzte, ein Leiden, bei dem das Bewusstsein schwindet und die Seele über die Saturnschwelle hinaus entrückt wird, was oft als eine Entführung durch Geister oder Dämonen gedeutet wurde. Auch hier ist der Beifuß eine Pflanze des Übergangs.

    Fußnoten
    1 In folgenden Büchern von mir kann der interessierte Leser mehr über die Bedeutung, Anwendung und das Wesen des Beifuß erfahren: Naturrituale (AT-Verlag, Baden/Schweiz 2004) Seite 168 f. Heilkräuter zwischen Haustür und Gartentor (AT-Verlag, Aarau, 2000) Seite 42 f. Pflanzendevas (AT-Verlag, Aarau, 2001) Seite 156.
    2 Ephedrin hat einen sympathikomimetischen Effekt und bewirkt eine erhöhte Ausschüttung des endogenen Überträgerstoffes Noradrenalin aus den sympathischen Nervenendigungen und dem Nebennierenmark (Schaldach 1980: 1010).
    3 WARNUNG! Nicht verwenden bei starkem Bluthochdruck, grünem Star, Schilddrüsenüberfunktion und Herzinfarkt oder bei gleichzeitiger Einnahme von Monoamino-oxydase-Hemmern (MAO, Antidepressivum) (Mabey 1993: 56).
    4 Friedrich Eduard Bilz (1842–1922), im Kaiserreich berühmter sächsischer Naturheiler, dessen Hauptwerk „Bilz, das neue Heilverfahren für Jedermann in gesunden und kranken Tagen“ 1888 erschien, sich 3,5 Millionen Mal verkaufte und in zwölf Sprachen übersetzt wurde. Bilz ist auch der Erfinder der Vitaminbrause „Sinalco“, mit der er die Leute vom schädlichen Alkoholgenuss abhalten wollte (Helfricht 2004: 16).
    5 Die Verbindung zwischen Pflanzen, insbesondere Bäumen, und menschlichen Hausbewohner ist oft dokumentiert worden. Am bekanntesten ist wohl die alte Linde am Wohnsitz des großen Botanikers Carl von Linné ( Linnaeus ), die mit dem letzten Hofbewohner starb.
    6 Die Indianer benutzen den Steppenbeifuß (Artemisia trilobata, A. ludoviciana).
    7 Ethnomed – Institut für Ethnomedizin e.V., Melusinenstraße 2, 81671 München. Tel-Fax: 089–40 90 81 29

Tollkirsche
    Die Salbe gibt den Hexen Mut,
Ein Lumpen ist zum Segel gut,
Ein gutes Schiff ist jeder Trog;
Der flieget nicht, der heut nicht flog.
    Aus Goethes Faust, „Hexenchor“

    Oft ist die Wirklichkeit fantastischer als die Fantasie, und Pflanzen sind bei weitem nicht die geistlosen Zellengebilde, für welche die Menschen sie meistens halten. Pflanzen sind die lebenden physischen Leiber von göttlichen Wesen. Sie sind makrokosmische „Persönlichkeiten“, die die Sternenkräfte einfangen und sie den Menschen und Tieren vermitteln. Aber das habe ich anderswo alles schon mal geschrieben. Hier will ich von der Tollkirsche erzählen, einem Berserker unter den Pflanzen, der die Menschenseele erschrecken, sie in ihren Grundfesten erschüttern, gefangen nehmen und sogar aus dem physischen Körper hinaustreiben kann. Sie ist kein lichtes, „christliches“ Heilkraut wie die

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