Mit Pflanzen verbunden
für Sitz- oder Vollbäder ein oder zwei Hände voll aufbrühen; Frischsaft bei Angina pectoris und Myodegenerativo cordis; als Bierzusatz anstelle von Hopfen. Lässt sich gut mit anderen Heilkräutern kombinieren.
Sammelzeit: Das Kraut wird im Hochsommer gesammelt, wenn es gerade aufblüht, an einem schattigen, luftigen Ort in Büscheln aufgehängt und getrocknet.
Ein Wunder im Cowboy-Land
„Mama don’t let your babies grow up to be cowboys“, singt Willie Nelson in einem seiner beliebtesten Countryhits. Cowboys sind hart im Austeilen, hart im Nehmen und zeigen keine Gefühle. Cowboys haben den Wilden Westen mit Colt und Winchester in Besitz genommen. Für Weichlinge war da kein Platz. Diese Gesinnung bestimmt immer noch Teile der amerikanischen Cowboykultur. Das gilt auch für die Medizin. Krankheit ist ein Feind, der, genau wie der Indianer oder der Outlaw, mit scharfen Waffen bekämpft werden muss. Da helfen keine sanften New-Age-Methoden, wie zum Beispiel Aurassoma oder gar die albernen Blütenwässerchen des Dr. Bach, und eine „Heilmassage“ holt man sich höchstens im Puff. Auch Kräuter kommen nicht in Frage, denn das ist „Indianermedizin“ und eines vernunftbegabten Menschen unwürdig. Wenn Whisky und Glaubersalz nicht helfen, dann müssen eben Pillen und Spritzen her, oder man lässt den „Doc“ mit Skalpell und Nähnadel anrücken. Der wahre Cowboy stirbt mit his boots on („seinen Stiefeln an“) – der Strohtod wurde verachtet.
Meine Schwiegermutter, aufgewachsen auf einer echten Ranch, ist Teil dieser Kultur. Oder sie war es zumindest, bis sie der Schafgarbe begegnete. Einmal hatte sie sich die Handfläche mit einem scharfen Messer aufgeschlitzt. Da wir uns zu der Zeit aber in den Bergen, weit weg von Arztpraxis oder Notfallklink befanden, wo man die Wunde hätte nähen und ihr obendrein noch Antibiotika und eine Tetanusspritze verpassen können, war sie sehr besorgt. Als wir Schafgarbe sammelten, zerstampften und sie ihr auf den blutenden, klaffenden Schnitt legten und einen Lappen drumbanden, war sie noch mehr besorgt. „Das wird sich sicherlich entzünden. Außerdem glaube ich nicht an Kräuter, zumindest nicht in Notfällen!“, warf sie ein.
Aber der tiefe Schnitt hörte fast unmittelbar auf zu bluten, und als wir am nächsten Tag den Verband abnahmen, war die Wunde völlig geschlossen. Nur noch eine rote Linie war zu sehen. Meine Schwiegermutter konnte es nicht fassen. Staunend rief sie aus: „ A miracle!“ („Ein Wunder!“) Schon in den nächsten Tagen trommelte sie ihre Freundinnen vom Women ’ s Club zusammen. Es ging zu wie in einem „Erweckungstreffen“ (revival meeting) fundamentalchristlicher Eiferer. „Kräuter bewirken Heilwunder“, war die Botschaft und sofort wurde die „Kräutergesellschaft der Big Horns“ (Herb Society of the Big Horns) gegründet, mit dem Schwiegersohn als Ehrenmitglied. Ein monatlich erscheinendes Kräuterjournal wurde auch gleich aus der Taufe gehoben. Und schon einige Tage später befand ich mich mit rund vierzig enthusiastischen Frauen auf einem Spaziergang zur Kräuterbestimmung. Wir kamen nicht weit, schätzungsweise fünfzig Meter, denn fast jede Pflanze ist eine Heilpflanze. Ich versuchte jedes Kräutlein zu bestimmen und zu erklären, merkte aber, dass trotz sprudelnder Begeisterung kaum etwas bei meinen Zuhörerinnen hängen blieb.
Nach diesem kurzen Höhepunkt verebbte die Begeisterung allmählich, nach anderthalb Jahren löste sich die Gesellschaft auf. Aber meine Schwiegermutter schlüpfte so langsam in die Rolle einer Weisen Frau, einer Kräuterhexe. Immer wieder kamen Menschen zu ihr und baten um Hilfe und Rat. Sie absolvierte auch einige Fernkurse, um ihren Wissenshorizont zu erweitern. Aber meistens griff sie auf die Schafgarbe zurück, die in den Rocky Mountains besonders aromatisch ist und üppig wächst. Kam jemand mit einer Virusgrippe, verschrieb sie ihm Schafgarbentee – die Indianer tun das übrigens auch. 4 Kam eine Frau mit Menstruationsproblemen, Weißfluss oder Hautpilz, verordnete sie Schafgarbentee oder -sitzbad als probates Mittel. Hatte jemand Magen- oder Darmprobleme, Schafgarbe war die Antwort. Verletzungen oder Schnittwunden? Klar, Schafgarbe! Ihr Ruf als Kräuterfrau verbreitete sich. Allmählich kamen auch einige andere Kräuter dazu, besonders die, welche der „schlafende Prophet“ Edgar Cayce (1877–1945) angegeben hatte. Cayce stellte in einem tranceartigen, somnambulen Zustand brillante
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