Mit Resilienz leichter durch den Alltag
zulassen.
Sie lässt sich nicht anmerken, wenn sie erschöpft ist, keine Lust hat oder lieber etwas anderes machen möchte.
Weil die anderen nicht von sich aus zu merken scheinen, was Kathrin selber braucht, spielt sie ihnen etwas vor. Im Lauf der Zeit entwickelt sie Aggressionen gegen den Besuch, die sie aber unterdrückt und nicht als Zeichen erkennt, dass sie sich selbst überfordert.
Auf diese Weise beeinträchtigt und gefährdet sie selbst die Beziehungen, die ihr so wichtig sind. Gleichwürdige Beziehungen zu pflegen bedeutet, sich so zu zeigen, wie man ist, und dem anderen die Chance zu geben, einen so wahrzunehmen und zu mögen.
Vielleicht käme Kathrin ihrer Familie und ihren Freunden sogar näher, wenn sie ihnen das gibt, wozu sie aus freien Stücken bereit ist, und die ihr dafür nichts schuldig bleiben. Ein offenes Wort, um die »Besuchszeit« zu begrenzen sowie die Verteilung der Lasten auf alle Schultern würde das Zusammensein entspannter, fröhlicher und ehrlicher machen.
Reflexionsfragen
Wo gehen Sie über Ihre Grenzen? Wo tun Sie anderen einen Gefallen, erfüllen einen Wunsch, kommen einer Bitte nach, entsprechen Erwartungen, ohne dass sie es wirklich wollen?
Was bringt sie dazu? Was befürchten Sie, wenn Sie das nicht tun?
Was wünschen Sie selbst von einer reifen erwachsenen Beziehung? Wie soll der andere Ihnen begegnen, wie auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse reagieren?
Erinnern Sie sich an Momente, wo Sie Menschen ganz nahe waren, wo alles in Ordnung war zwischen Ihnen – was war da gegeben?
Übungsvorschläge
Wenn Sie das Gefühl haben, Sie tun etwas, weil Sie glauben, dass andere das von Ihnen erwarten, woher kommt diese Vermutung?
Prüfen Sie, ob Ihre Einschätzung stimmt. Fragen Sie, was genau der/die andere erwartet.
Wägen Sie dann ab, ob Sie diese Erwartung erfüllen möchten oder nicht.
Wenn ja, dann prüfen Sie, ob Sie grundsätzlich in der Lage dazu sind.
Wenn ja, prüfen Sie, wer oder was Ihnen das erleichtern könnte. Lassen Sie das zu oder bitten Sie darum.
Lassen Sie sich überraschen, was sich in Ihren Beziehungen positiv verändert, wenn Sie nicht vorschnell Versprechungen machen oder Verpflichtungen übernehmen, sondern nach reiflicher Überlegung geben, was Sie zu geben haben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Beziehungen gestalten – Einsamkeit überwinden
Episode: Glück im Job, Pech in der Liebe
Kurt hat sich im Lauf der Jahre durch viel Arbeit, geschickte Gehaltsverhandlungen und eine glückliche Hand bei Geldanlagen ein materielles Polster geschaffen, das sich sehen lassen kann. Eine geräumige Eigentumswohnung im besten Viertel, eine Finca auf Mallorca, sein geliebter Sportwagen und der Logenplatz in der Fußballarena sind sein ganzer Stolz.
In der Liebe hatte er bisher weniger Glück. Jetzt mit Ende vierzig möchte er endlich eine wunderbare Frau kennen lernen, mit der er das Leben gemeinsam genießen kann. Eigene Kinder zu haben wäre für ihn mittlerweile die größte Erfüllung. Aber noch hat sich keine passende Partnerin gefunden. Seine bisherigen Bekanntschaften haben seine Gefühle nicht wirklich angesprochen.
Im Umgang mit Frauen ist Kurt nicht sehr geschickt. Über alltägliche Themen reden, Komplimente machen, zwanglos flirten, Gefühle ausdrücken, all das fällt ihm schwer. Über den Beruf lernt er immer mal wieder eine Frau kennen, die sich mit ihm treffen will. Auch ist er Mitglied zweier Partneragenturen im Internet. Doch bei vielen hat er das Gefühl, dass sie nicht an ihm interessiert sind, sondern auf ein bequemes Leben im Wohlstand aus sind. Die Frauen, an denen er Gefallen finden könnte, ziehen sich nach wenigen Treffen mit vagen Ausreden zurück.
Die mehr oder weniger versteckten Ablehnungen stürzen ihn in Selbstzweifel. Innere Unruhe, Ängste und das Gefühl von Sinnlosigkeit machen sich breit. Wofür hat er sich eigentlich all die Jahre abgerackert? Was nutzen ihm seine ganzen Besitztümer, wenn niemand da ist, mit dem er sie teilen kann? In seiner Einsamkeit tröstet er sich mit Luxuspralinen und dem besten Cognac.
Kommentar
Beruflicher Erfolg, verbunden mit Wohlstand und einer Reihe von Statussymbolen, scheint vielen Menschen erstrebenswert als ein Weg zu Glück und Zufriedenheit. Doch diese Errungenschaften kompensieren in aller Regel nicht die beruhigende und tröstliche Wirkung von zwischenmenschlichen Kontakten und einem wohltuenden Zugehörigkeitsgefühl.
Kurt hat die Werte Erfolg, Selbstständigkeit,
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