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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der ursprünglich bestallten Offiziere nicht verfügbar waren.
    »Die Angehörigen des Gerichts sind in der Reihenfolge des Dienstalters dort aufgelistet. Admiral White Haven …« – Cortez warf Caparelli einen Seitenblick zu – »wird den Vorsitz führen, vorausgesetzt, er trifft rechtzeitig von Chelsea wieder ein. Damit rechnen wir allerdings. Die anderen Mitglieder sind bereits im System und werden hier bleiben.«
    Morncreek nickte, aber als ihr Blick auf die anderen Namen fiel, zuckte sie zusammen.
    »Für den Fall, daß jemand der Aufgeführten aus irgendeinem Grund nicht mehr zur Verfügung steht, haben wir drei Ersatzleute ausgewählt. Sie stehen auf der nächsten Bildschirmseite, Mylady.«
    »Ja.« Morncreek runzelte die Stirn und rieb die Finger ihrer rechten Hand aneinander, als würde etwas Klebriges daran haften. »Ja, ich verstehe, Sir Lucien, aber manchmal wünschte ich mir, wir hätten ein wenig mehr Entscheidungsgewalt über unsere Vorgehensweise.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Mylady?«
    »Das Problem ist«, sagte Morncreek präzise und langsam, »daß unser peinlich faires Auswahlverfahren uns soeben ein gewaltiges Handgemenge eingebrockt hat. Ich kenne Captain Simengaard und Admiral Kuzak nicht, aber die vier anderen werden schon jetzt ihre Äxte schleifen.«
    »Mit allem schuldigen Respekt, Mylady«, erwiderte Cortez steif, »diese Offiziere kennen ihre Pflicht, fair und unparteiisch zu sein.«
    »Ganz sicher kennen sie sie.« Morncreek lächelte unterkühlt. »Aber unglücklicherweise sind es auch menschliche Wesen. Sie wissen besser als ich, wie White Haven über Lady Harringtons Karriere wacht. Ich stimme mit Ihnen überein – er wird sein Möglichstes geben, um unparteiisch und unvoreingenommen zu sein, aber weder das noch die Tatsache, daß Harringtons Akte seine Unterstützung rechtfertigt, wird verhindern, daß Youngs Parteigänger über seine Bestallung mehr als erzürnt sein werden. Was die anderen drei betrifft …« Sie erschauerte. »In Anbetracht der augenblicklichen Verhältnisse im Oberhaus besitzt dieses Kriegsgericht das beängstigende Potential, zu einem Kampf zwischen den politischen Lagern zu verkommen. Von einem unparteiischen Vorgang zur Gerechtigkeitsfindung kann dann nicht mehr die Rede sein.«
    Cortez biß sich auf die Unterlippe. Ganz eindeutig wollte er Morncreeks düstere Prognose anzweifeln … und ebenso offensichtlich fürchtete er, sie könne recht haben. Caparelli ließ sich tiefer in seinen Sessel sinken. Er wußte nicht, wer sonst noch auf der Liste stand, und wenn er ehrlich war, mußte er zugeben, daß er es auch gar nicht wissen wollte. Auch ohne diesen Prozeß hatte er ausreichend Stoff für zahlreiche Alpträume.
    Der jüngste Angriff der Volksrepublik Haven gegen das Sternenkönigreich von Manticore war dank einer Mischung aus Können und altmodischem, unverschämtem Glück zurückgeschlagen worden. Die Volksflotte hatte sich in Unordnung zurückziehen müssen, nachdem sie auf beiden Zangen ihrer Offensive furchtbare Verluste erlitt, und durch die rasche Reaktion der Royal Manticoran Navy waren ein halbes Dutzend Vorpostensysteme der Haveniten erobert worden. Unglücklicherweise war die Volksflotte der RMN zahlenmäßig noch immer weit überlegen, und die Vorfälle auf der Zentralwelt der Volksrepublik hatten auf Manticore einen Wirbelsturm aus politischen Diskussionen und internen Machtkämpfen ausgelöst.
    Niemand wußte, wie es mit der VRH weitergehen würde. Die Informationsquellen meldeten, daß die Volksflotte nach ihren anfänglichen Niederlagen einen Militärputsch unternommen habe, aber wenn dies zutreffend war, dann war sie die Sache jedenfalls nicht sehr gekonnt angegangen. Der Anschlag, der die gesamte havenitische Regierung ausgelöscht hatte – und dazu die Oberhäupter der meisten prominenten Legislaturistenfamilien, die in der Volksrepublik das Sagen hatten –, war brillant und brutal zugleich gewesen, aber ihm war kein effektiver Durchschwung gefolgt. Dadurch hatte das Quorum des Volkes sich veranlaßt gesehen, ein ›Komitee für Öffentliche Sicherheit‹ zu bilden, das nun die Zentralorgane der VRH kontrollierte und mit gnadenloser Entschlossenheit sicherstellte, daß kein zweiter Militärputsch eine Erfolgschance besaß.
    Das Ergebnis war Chaos innerhalb des havenitischen Militärs. Niemand wußte genau, wie viele Offiziere verhaftet worden waren, aber Festnahme und Hinrichtung Admiral Amos Parnells, des Oberkommandierenden der

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