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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihm, und er antwortete mit einem gekränkten Blick. Während sie sich umdrehte, um den Lift wieder einzuschalten, zog er seine Uniformjacke wieder straff. Honor beobachtete den Positionsanzeiger, der sich wieder zu bewegen begann – und dann fuhr sie mit einem Quietschen auf, als Tankersley die Übergriffe gegen seine Person ahndete, indem er ihr unverschämt in den Hintern zwickte.
    Sie wollte zu ihm herumfahren, aber der Lift bewegte sich bereits, und das Blinken der Anzeige verkündete, daß sie binnen Sekunden ans Ziel gelangen würden. Honor drehte sich abrupt ganz der Tür zu, starrte aber weiterhin über die Schulter auf Tankersley hinunter, welcher sie ohne das leiseste Anzeichen von Reue angrinste.
    »Wir werden sehen, wer den höheren Preis bezahlt, Lady Harrington«, murmelte er düster und selbstgefällig aus dem Mundwinkel, dann fuhren die Lifttüren auf.
     
    Admiral Sir Thomas Caparelli, Erster Raumlord der Royal Manticoran Navy, erhob sich höflich beim Eintreten von Lady Francine Maurier, der Baronin von Morncreek. Neben ihm stand Admiral Sir Lucien Cortez, und beide blieben sie stehen, bis Morncreek Platz genommen hatte. Die Baronin war eine kleine, schlanke Frau von über Siebzig, die dank der Prolong-Behandlung noch immer jung war und auf dunkle, katzenhafte Weise fast gefährlich attraktiv wirkte. Außerdem war sie Erster Lord der Admiralität, die zivile Oberkommandierende der Navy, und im Moment zeigte sich ihre Anspannung überaus deutlich auf ihrem Gesicht.
    »Vielen Dank für Ihr Erscheinen, Gentlemen«, sagte sie, als ihre Untergebenen sich wieder setzten. »Ich nehme an, Sie haben den Grund für dieses Treffen bereits erraten?«
    »Jawohl, Mylady, ich fürchte schon.« Selbst im Sitzen überragte Caparelli Morncreek um Haupteslänge, aber auch nicht eine Sekunde lang war auch nur im mindesten fraglich, wer hier den Ton angab. »Wenigstens glaube ich das.«
    »Dachte ich mir’s doch.« Morncreek schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück, dann sah sie Cortez an, »Ist über die Zusammensetzung des Gerichts bereits entschieden, Sir Lucien?«
    »Jawohl, Mylady, das ist es«, antwortete Cortez ungerührt.
    Morncreek wartete, doch der Fünfte Raumlord fügte kein Wort hinzu. Offiziell hatte außerhalb des Bureaus für Personalangelegenheiten, zu dem das Corps der Judge Advocate General gehörte, niemand zu wissen, wer über Pavel Young zu Gericht sitzen würde, bevor das Gericht zusammentrat. Um genau zu sein, stand es sogar niemandem zu, überhaupt zu wissen, daß ein Gerichtsverfahren empfohlen worden war. Der Umstand, daß diese Tatsache, für deren Geheimhaltung Cortez verantwortlich war, in ›wohlinformierten‹ Kreisen bekannt geworden war, erzürnte nicht nur den Admiral, sondern auch den Rest der Navy. Cortez beabsichtigte nicht, noch mehr preiszugeben, und da die jüngsten Ereignisse gezeigt hatten, daß kein Geheimnis mehr als sicher gelten konnte, bestand seine Abwehr in der Weigerung, irgend jemandem Informationen zukommen zu lassen, wenn es nicht zwingend erforderlich war.
    Morncreek wußte genau, was in Cortez vor sich ging und weshalb, aber sie preßte die Lippen zusammen, und ihre dunklen Augen wurden hart.
    »Ich frage nicht etwa aus morbider Neugier, Admiral Cortez«, sagte sie kühl. »Nun lassen Sie es mich wissen.«
    Cortez zögerte einen Moment, dann seufzte er.
    »Sehr wohl, Mylady.« Er zog ein Memopad aus der Tasche, schaltete mit mehreren Tastendrücken das Display ein und reichte es ihr. Nach wie vor sprach er keinen Namen laut aus, und Caparelli verbarg ein säuerliches Grinsen. Im Grunde hatte er nichts dagegen, wenn Luden derart auf Geheimhaltung beharrte, aber es war schon ein bitteres Zeichen dafür, wie schlecht die Dinge standen, daß er das Memopad trotz seiner offensichtlichen Absicht, die Zusammensetzung des Gerichts mit niemandem zu diskutieren, mitgebracht hatte.
    »Wir mußten drei aus der anfänglichen Auswahl verwerfen, weil sie sich zur Zeit nicht im Sonnensystem befinden, Mylady«, erklärte Cortez, als Morncreek die Namensliste musterte, und sie und Caparelli nickten gleichzeitig. Nach alter Tradition erwählten die Computer von BuPers die Angehörigen eines Kriegsgerichts über ein Kapitalverbrechen willkürlich aus allen diensttuenden Offizieren, die den erforderlichen Rang besaßen. Durch die gegenwärtige Verteilung der manticoranischen Navy über zahlreiche Systeme der Allianz war es schon außerordentlich günstig, daß nur drei

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