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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Schlacht von Hancock umkommen solltest! Er floh – und versuchte, sein ganzes Geschwader mitzunehmen –, als du ihn am nötigsten brauchtest. Gott allein weiß, wie viele unserer Leute dadurch umgekommen sind! Sag mir nun nicht, daß er dir auch noch leid tut!«
    »Nein.« Honor sprach so leise, daß Tankersley Mühe hatte, sie zu verstehen. »Er tut mir nicht leid. Aber …« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte um mich selbst. Ich fürchte mich vor mir selbst. Nach all den Jahren stürzt er brennend ab – nach all diesem Haß. Zwischen uns gibt es … nun, eine Art von Verbindung, es hat sie die ganze Zeit gegeben, so sehr ich es auch gehaßt habe. Ich konnte nie verstehen, was in seinem Verstand vor sich geht, aber er war immer da wie eine Art böser Zwillingsbruder. Ein … – auf irgendeine Weise auch ein Teil von mir … Ach«, sie winkte ab, »du hast ja recht. Er verdient es nicht besser. Aber ich habe dafür gesorgt, daß er bekommt, was er verdient, und ich kann ihn einfach nicht bedauern, ganz gleich, wie sehr ich mir Mühe gebe.«
    »Nein, Bedauern ist ja nun wirklich das Letzte, was du für den Kerl empfinden solltest, verflixt noch mal!«
    »Darum geht es doch gar nicht.« Honors Kopfschütteln war nun entschlossener. »Ich sage ja gar nicht, daß er Mitleid verdient, nur sollte die Frage, ob er welches verdient, nichts damit zu tun haben, ob ich welches für ihn empfinde oder nicht.« Sie sah weg. »Er ist ein menschliches Wesen und keine Maschine, und ich möchte niemanden so sehr hassen, daß es mir egal ist, ob die Flotte ihn hinrichtet oder nicht.«
    Sie hatte die rechte Gesichtshälfte von ihm abgewandt, und Tankersley musterte ihr scharf geschnittenes, elegantes Profil von der linken Seite. Ihr linkes Auge war eine ausgeklügelte Prothese, und trotz seiner Künstlichkeit konnte er den Schmerz darin erkennen. Haß wallte in ihm auf, dumpfer Haß, der von seiner Liebe zu ihr noch angestachelt wurde. In letzter Sekunde hielt er eine scharfe Entgegnung zurück – eine heftige Erwiderung, die aus seinem Ärger über ihre Gefühle resultierte. Aber er konnte sie deswegen doch nicht anraunzen! Wenn Honor diese Gefühle nicht verspürt hätte, dann wäre sie nicht die Frau gewesen, die er liebte.
    »Honor«, seufzte er statt dessen, »wenn es dir egal ist, was mit dem Kerl geschieht, dann bist du ein größerer Mensch als ich. Ich will nämlich, daß man ihn hinrichtet – nicht nur für alles, was er dir antun wollte, sondern für das, was er ist. Und wenn die Rollen vertauscht wären – wenn es ihm gelungen wäre, dich vor ein Kriegsgericht zu stellen, dann würde er verdammt noch mal vor Freude tanzen! Wenn du nicht das gleiche fühlst, dann nur deswegen, weil du ein besserer Mensch bist als er. Das ist alles, was mit dir nicht stimmt!«
    Sie drehte sich ihm zu, um ihm in die Augen zu sehen, und er lächelte beinahe traurig. Dann legte er den Arm um sie. Einen Augenblick lang blieb sie angespannt, widersetzte sich beinahe – eine Gewohnheit, die auf der Einsamkeit beruhte, in der sie zu lange gelebt hatte, auf zu vielen Jahren Kommando und Selbstdisziplin. Dann gab sie nach und lehnte sich an ihn. Tankersley war kleiner als sie, und sie schmiegte ihre Wange auf die Oberseite seines Baretts und seufzte.
    »Du bist ein guter Mann, Paul«, sagte sie leise, »und ich verdiene dich nicht.«
    »Selbstverständlich nicht. Niemand verdient mich. Aber ich glaube, du kommst noch am nächsten ‘ran.«
    »Dafür wirst du bezahlen, Tankersley!« knurrte sie und knuffte ihn hart in die Rippen. Aufheulend wich er zurück und preßte sich breit grinsend an die Liftwand. Sie lachte leise vor sich hin. »Das war nur eine Anzahlung«, warnte sie ihn. »Sobald die Nike an Hephaistos festgemacht hat, werden wir beide viel Zeit bei einem Sparring in der Turnhalle verbringen. Und wenn du das überleben solltest, habe ich einige wirklich anstrengende Pläne für später!«
    »Vor dir hab’ ich keine Angst!« rief Tankersley aufsässig. »Nimitz ist nicht da, um dich zu beschützen, und was heute nacht betrifft – leeres Geschwafel!« Er schnippte mit den Fingern, erhob sich zur vollen Größe und zwirbelte mit monumental anzüglichem Grinsen einen imaginären Schnurrbart. »Fritz hat mir Vitaminpräparate, Aufbaustoffe und Hormonspritzen verschrieben. Dich verwandle ich in eine weiche, bebende, um Gnade winselnde Masse!«
    »Das kostet dich extra !« Mit einem Grinsen schlug Honor spielerisch nach

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