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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zerbrechlich sein.«
    »Diese dämlichen Bastarde«, brummte Cortez und lief puterrot an, als er begriff, daß er laut gesprochen hatte. »Ich bitte um Verzeihung, Mylady«, fügte er rasch hinzu, »ich …«
    Morncreek winkte ab. »Sie haben nur ausgesprochen, was ich denke, Sir Luden.« An Caparelli gewandt, sagte sie: »Es ist in der Tat dämlich und einer der großen Fehler unseres Systems. – Oh«, sprach sie rasch weiter, als Caparelli den Mund aufsperrte, »ich will ja nicht sagen, daß es grundlegend schlecht sei. Schließlich hat es uns in den letzten vier T-Jahrhunderten gute Dienste geleistet. Das Oberhaus wird eben nicht gewählt. Das kann eine außerordentliche Stärke sein, wenn es darum geht, dem öffentlichen Druck nach unkluger Politik zu widerstehen, aber es kann sich ebenso als außerordentliche Schwäche erweisen. Ein Abgeordneter im Unterhaus weiß, was ihm bei der nächsten Wahl passiert, wenn er in Zeiten wie diesen der Regierung Knüppel zwischen die Beine wirft; die Lords müssen sich um so etwas keine Gedanken machen. Und deren Markenzeichen ist nun einmal die Bildung einer Scheuklappen tragenden Clique, die nur der eigenen Lieblingstheorie, wie die Dinge sein sollten , folgt.
    Im Augenblick erleben wir bei diesen Cliquen eine Phase der Euphorie – des Gefühls, sich gerade noch unter dem Pulserbolzen weggeduckt zu haben, gepaart mit dem Verlangen, sich unter dem Bett zu verkriechen, bis die Gefahr vorbei ist. Selbstverständlich geht die Gefahr nicht von allein vorbei, aber dieser Erkenntnis verschließen Ihre Durchlauchten sich. Früher oder später werden sie sich den Tatsachen stellen müssen, und ich bete zu Gott, daß sie’s tun, bevor es zu spät ist. Aber selbst dann werden ihre Positionen sich eher noch verhärtet haben. Die Belastungen durch die Aufrüstung hat unsere Politik polarisiert, und zu viele Angehörige der Opposition kaufen sich in die Theorie ein, daß es inhärent ›edel‹ sei, sich jeder Anwendung von Gewalt, ganz gleich aus welchem Grund, zu widersetzen. Edel, und nicht feige Preisgabe des freien Willens und der Fähigkeit, der Aggression oder jeder anderen Form des organisierten Bösen zu widerstehen! So lange nur jemand für sie kämpft, können sie sich den Luxus gönnen, sich zurückzulehnen und im Licht ihrer moralischen Überlegenheit gegen den Kampf zu opponieren. Und ich befürchte, genau das werden nur allzu viele Lords leider tun.
    Und damit kommen wir wieder zurück zu Youngs Prozeß. Ich weiß, daß weder Sie noch Sir Lucien eine Stimme bei der Festlegung der Zusammensetzung des Gerichts hatten – Sie besitzen schließlich gar nicht das Recht, sich einzumischen –, aber ich kann mir kein gefährlicheres Gremium vorstellen. Das ist ein Pulverfaß, das ausgerechnet in dem Augenblick hochgehen kann, in dem der Premierminister bei der Suche nach Stimmen für die offizielle Kriegserklärung jeden Stein auf Manticore umdreht.«
    »Na, ich weiß wenigstens, wo er eine herbekommen kann«, sagte Caparelli säuerlich. Morncreek hob eine Augenbraue, und er lächelte sie verhalten an. »Lady Harrington würde ihm sicher ihre Stimme geben.«
    »Ich wünschte, sie könnte«, seufzte Morncreek, »aber auch das steht völlig außer Frage. Sie hat ihren Sitz im Oberhaus bislang nicht in Anspruch genommen, und dies wäre der denkbar ungünstigste Zeitpunkt dazu. Der Herzog hält jeden Versuch, sie ausgerechnet jetzt im Oberhaus zulassen zu wollen, für einen Schuß, der sehr wohl nach hinten losgehen könnte – selbst wenn wir Young nicht den Prozeß machen würden. Ein Aufschrei ginge durch die Opposition, daß er das nur täte, um sich eine Stimme zu sichern, und unter Anbetracht der ungewöhnlichen Umstände, unter denen sie überhaupt erst zur Peers würde erhoben wurde …«
    Der Erste Lord schüttelte den Kopf, und Caparelli konnte ihr nur zustimmen. Gott, was würde ich geben, wenn ich nie wieder was mit der Politik zu tun hätte!
    »Was also sollen wir nun tun, Mylady?« fragte er.
    »Das weiß ich nicht.« Mit einer raschen, nervösen Handbewegung fuhr Morncreek sich über die Schläfe. »Und ich bin mir ziemlich sicher, daß es dem Herzog genauso ergeht. Deshalb hat er mich gebeten, herauszufinden, wer über Young zu Gericht sitzen wird – und dafür entschuldige ich mich bei Ihnen. Ich weiß, daß es technisch nicht zulässig war, aber unter den gegebenen Umständen blieb ihm keine andere Wahl.«
    Caparelli nickte verständnisvoll, und die Baronin rieb

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