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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zuwenden zu können.
    Dann gab es noch den Bund der Konservativen – reaktionär, isolationistisch und fremdenfeindlich bis ins Mark … und stur genug, daß die Progressiven im Vergleich richtig weltoffen erschienen. Die Konservativen waren der Meinung (oder behaupteten es wenigstens), daß die anfänglichen, dramatischen Mißerfolge der Volksflotte die neuen Anführer dazu brächten, jeden Gedanken an eine Fortsetzung der Feindseligkeiten gegen die Manticoranische Allianz fallen zu lassen, bevor ein noch schlimmeres Schicksal sie ereilte. Leider zog diese Sichtweise weder den Tonnagenvorteil der Volksflotte in Betracht noch die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, daß die Volksflotte darauf brennen mußte, sich für ihre Demütigung zu rächen. Und schließlich gab es noch die Neuen Menschen, deren einziges Motiv im Erlangen von größerem parlamentarischen Einfluß bestand und die dazu ihre Stimmen zynisch an den Höchstbietenden verschacherten.
    Welch ein Irrsinn! dachte Caparelli. Hier stehen wir, und uns bietet sich die Gelegenheit, hart und endgültig zuzuschlagen, und die Politiker lassen sie verstreichen … Und wenn am Ende Manticore die Rechnung dafür präsentiert wurde, wäre es seine Navy, die den Preis zahlen mußte!
    Er stellte den in letzter Zeit so oft verfolgten, wütenden, grollenden Gedankengang beiseite und räusperte sich.
    »Wie schlimm ist die Lage wirklich , Mylady? Ich habe gestern mit dem Herzog von Cromarty gesprochen und ihm versichert, daß die Navy ihn unterstützen wird, aber …« Caparelli verstummte, als Morncreek ihn mit einem scharfen Blick bedachte, dann zuckte er die Achseln. »Ich dachte, Sie wüßten, daß er mich angerufen hat, Mylady.«
    »Nun, ich wußte es nicht. Und er hat auch nichts davon erwähnt, als wir heute nachmittag miteinander sprachen. Welche Art von ›Unterstützung‹ haben Sie ihm denn genau versprochen?«
    »Keine innenpolitische, Mylady.« Caparelli vermied sorgfältig jede Formulierung, in der sich das Wort ›Putsch‹ oder ›Coup d’Etat‹ auch nur andeutete, und Morncreek entspannte sich ein wenig. »Ich versicherte ihm lediglich«, fuhr Caparelli fort, »daß wir weiterhin alle rechtmäßigen Befehle Ihrer Majestät und ihrer Minister befolgen würden, falls er mich instruierte, laufende Operationen fortzuführen. Das können wir auch ohne Kriegserklärung, aber nicht mehr sehr lange, fürchte ich. Wenn ich sämtliche Bauvorhaben einfriere und jeden Dollar, den ich aus unserer Infrastruktur pressen kann, für die Operationen ausgebe, dann können wir sie vielleicht noch drei Monate lang fortsetzen. Danach muß das Parlament uns zusätzliche Mittel bewilligen – wenn der Lordschatzkanzler bis dahin nicht durch eine offizielle Kriegserklärung freie Hand bekommen hat. Ich sehe keine Möglichkeit, diese Mittel zu erhalten, wenn Haven nicht der Krieg erklärt wird.«
    Mit einem Schulterzucken schwieg er, und Morncreek nagte sanft an einem Fingernagel, dann seufzte sie.
    »Wenn sich der Premierminister das nächste Mal direkt mit Ihnen in Verbindung setzt, Sir Thomas, wäre ich sehr dankbar, wenn Sie mich darüber informierten«, sagte sie. Die Frostigkeit in ihrer Stimme wurde durch ebensoviel Erschöpfung gemildert. »Ich nehme an, der Herzog könnte Ihnen befehlen, die offensiven Operationen ohne Kriegserklärung fortzusetzen, bis Ihnen das Geld ausgeht, aber ich verspreche Ihnen, daß gegen den darauf folgenden Skandal im Parlament die Gryphon-Krise wie eine Kissenschlacht erscheinen wird! Das«, fügte sie grimmig hinzu, »beabsichtige ich in meinem nächsten Gespräch mit Seiner Gnaden unmißverständlich klarzumachen.«
    »Jawohl, Ma’am.« Caparelli kämpfte den Drang nieder, aufzuspringen und Haltung anzunehmen; Lady Morncreek mochte zierlich und attraktiv sein, aber wenn ihr der Geduldsfaden riß, konnte man sich ihrer Autorität nicht entziehen. »Ich habe verstanden, Ma’am. Und ich versichere Ihnen, daß wir nur sehr oberflächlich berührt haben, was Sie als die taktische Lage im Parlament bezeichnen würden. Könnten Sie uns im Lichte dessen, was Sie gerade gesagt haben, einen Eindruck vermitteln, wie es dort aussieht?«
    Ohne Umschweife antwortete der Erste Lord der Admiralität: »Schlimmer als im Moment ginge es gar nicht. Der Herzog muß im Oberhaus um jede einzelne Stimme kämpfen – und Gott allein weiß, welche Versprechen er dazu wem machen muß. Selbst wenn er eine neue Mehrheit zusammenbekommt, wird sie unglaublich

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