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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mit verschmitztem Grinsen auf.
    »Die Nerven, was?« Ihr heiserer, rauchiger Alt strotzte nur so vor liebevoller Amüsiertheit, und Honor hob die Schultern.
    »Im Gegensatz zu einigen Leuten bin ich’s halt nicht gewöhnt, im Königsschloß aus und ein zu gehen.«
    »Wie seltsam. Ich hätte gedacht, daß du dich mittlerweile daran gewöhnt hättest«, entgegnete Henke, ohne die Miene zu verziehen.
    Honor schnaubte verächtlich, und längst nicht so bescheiden, wie sie es vorgezogen hätte, mußte sie zugeben, daß Mike nicht ganz unrecht hatte. Die meisten Offiziere durchliefen ihre Karriere, ohne je von der Monarchin selber persönlich Dank abgestattet zu bekommen, und für Honor war es schon das vierte Mal – und das dritte Mal innerhalb der letzten drei T-Jahre. Das war beinahe ebenso furchteinflößend wie schmeichelhaft, aber es steckte noch mehr dahinter. Sie hatte ihre Herrscherin persönlich kennengelernt, als das Individuum hinter dem Symbol der Krone, und festgestellt, daß die Person ihre Loyalität verdiente.
    Elisabeth III. war seit fast elf manticoranischen Jahren – mehr als achtzehn T-Jahren – Königin, nachdem ihr Vater bei einem Gravoski-Unfall auf tragische Weise ums Leben gekommen war. Sie war die sechzehnte Monarchin, die in direkter Linie von Roger I. abstammte, dem Gründer des Hauses Winton, und besaß all die Würde und Haltung ihrer Dynastie. Darüber hinaus verfügte sie über ein zwingendes, persönliches Charisma, wenngleich ihre Persönlichkeit gelegentlich ein wenig dornig wirkte. Honor hatte vom Naturell der Königin gehört; einige bezeichneten es als Sturheit, die jeden ihrer sphinxianischen Untertanen stolz gemacht hätte. Es hieß, daß sie einen einmal gefaßten Groll hielt, bis er an Altersschwäche starb, und ihn dann ausstopfen und aufstellen ließ, aber damit konnte Honor leben. Die Königin war denjenigen gegenüber loyal, die dem Königreich dienten. Einige Beobachter wandten ein, daß ihre äußerst direkte Art politische und diplomatische Manöver der diffizileren Natur unmöglich mache, aber dies kompensierte die Königin durch unerschöpfliche Energie und uneingeschränkte Integrität – und den Widerstand gegen die havenitische Bedrängung hatte sie zu ihrem Lebensinhalt erklärt.
    All dies war sicherlich wahr und wichtig, für Honor hingegen völlig belanglos. Elisabeth III. war die Frau, der sie den Eid als Offizier und den Treueschwur als Gräfin geleistet hatte. Für Honor Harrington personifizierte sie das Sternenkönigreich von Manticore. Kein unfehlbares, überlegenes Wesen, das verehrt werden mußte, aber ein lebender, manchmal schrulliger und gelegentlich anstrengender Mensch, der dennoch alles repräsentierte, was Honor dem Königreich zu sein abverlangte. Honor hatte geschworen, ihr Leben, wenn es denn sein mußte, dem Königreich zu opfern, und während sie zwar keine Neigung verspürte, sich zur Märtyrerin zu machen, stellte es eine besondere Erleichterung dar zu wissen, daß Elisabeth Adrienne Samantha Annette Winton dieses Eides würdig war.
    Gleitend kam der Kutter zum Schweben und senkte sich sodann unter dem leisen Heulen des Kontragravs hinab. Die Luke öffnete sich. Honor stand auf und setzte sich Nimitz auf die Schulter. Nach einer Tradition, die tatsächlich noch älter war als die Genehmigung von Baumkatzen bei aktivem Dienst durch die Navy, begleitete eine ‘Katz ihren adoptierten Menschen, wenn dieser vor die Krone zitiert wurde. Sieben der letzten neun Monarchen Manticores, darunter auch Elisabeth III., waren bei Besuchen auf Sphinx von Baumkatzen adoptiert worden, fast so, als hätten die ‘Katzen gewußt, wer kam, und sich auf die Lauer gelegt. Tatsächlich gab es – wenigstens auf Sphinx – den alten Scherz, die Krone treffe Entscheidungen erst nach Konsultation der Baumkatzen. Honor lächelte jedesmal höflich, wenn sie die uralte Kamelle hörte, und doch argwöhnte sie manchmal, daß vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit daran sein könnte. Mit Bestimmtheit konnte sie sagen, daß Nimitz bezüglich ihres Handelns mit Lob oder Tadel niemals hinter dem Berg hielt!
    Sie drängte den vertrauten Gedankengang zurück und trat vor Henke durch die Luke. Normalerweise wäre Henke vorangegangen, denn unter den gegebenen Umständen wog ihre hohe Geburt schwerer als Honors höherer Dienstgrad, doch nun war Honor sowohl Captain als auch Gräfin. Zu ihrer eigenen Überraschung bemerkte sie erst in diesem Augenblick, daß sie ihre älteste

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