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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich erneut die Schläfe, dann seufzte sie auf.
    »Der Premierminister hat mir noch nicht gesagt, wie er mit dem Prozeß umzugehen gedenkt«, sagte sie schließlich, »aber im Grunde hat er nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder rasch vorstoßen oder die Bremse ziehen. Wahrscheinlich wäre es am besten, die Sache so rasch wie möglich hinter sich zu bringen, aber das könnte sogar dann noch auf uns zurückfallen, wenn das Gericht Young verurteilt. Je länger wir es herauszögern, desto mehr Zeit hat die Opposition, den Herzog zu immer größeren Zugeständnissen zu erpressen, indem sie mit seiner Furcht vor dem Proezeßergebnis spielt. Die ganze Situation wird dadurch zusätzlich kompliziert, daß Young sogar einen Rechtsanspruch auf eine schnelle Verhandlung besitzt. Wenn wir sie hinauszögern, bis der Herzog genug Stimmen für eine Kriegserklärung erpreßt, erkauft oder erfoltert hat, wird die Opposition sich auf die Verzögerung als zynisches politisches Manöver der Regierung stürzen. Und damit hätte sie sogar recht«, gab Morncreek mit einem angespannten Lächeln zu.
    Erneut seufzte sie und schüttelte den Kopf.
    »Captain Harrington scheint eine Vorliebe zu haben, das Königreich zu entzweien, egal, auf welche Weise.« Die Bemerkung war offenkundig nicht ganz ernst gemeint, aber Caparelli fühlte sich trotzdem bemüßigt, darauf zu antworten.
    »Seien wir fair gegenüber Lady Harrington, Mylady: Sie trifft keine Schuld. Ich bin mir durchaus darüber im klaren, wie unbeliebt sie bei den Anführern der Opposition ist, aber sie ist niemals auch nur einen Millimeter von ihrer Pflicht abgewichen. Darüber hinaus sind die Anklagen gegen Lord Young von Vizeadmiral Parks aufgrund der Empfehlung einer offiziellen Untersuchungskommission erhoben worden. Und wie ich hinzufügen darf, zu Fug und Recht: Lord Youngs Führung rechtfertigt – nein, erfordert eine Gerichtsverhandlung!«
    »Ich weiß, Sir Thomas, ich weiß.« Morncreek streckte die Beine aus und erhob sich mit reuigem Lächeln. »Bitte fassen Sie meine letzte Anmerkung nicht als Kritik an Captain Harrington oder ihrer Führung auf. Es ist nur einfach so, daß einige Leute offenbar das Talent besitzen, immer im Zentrum der Dinge zu stehen, und in den letzten Jahren ist sie das gewesen. Ich bewundere und respektiere ihre Leistungen, und doch wünschte ich mir, sie wäre nach dem Basilisk-Zwischenfall ein wenig … – nun, weniger sichtbar gewesen.«
    »›Sichtbar‹«, wiederholte Caparelli leise, als prüfe er den Geschmack des Wortes. Dann, zu seiner eigenen Überraschung, grinste er. »Nun, Mylady, das ist mit Sicherheit eine treffende Beschreibung Captain Harringtons.« Sein Grinsen verschwand, und er legte den Kopf schräg. »Soll ich sie rufen lassen und die Situation mit ihr diskutieren, Mylady? In Anbetracht der politischen Kräfte wäre es vielleicht nicht unklug, sie zu warnen, daß sie auf sich achtgeben soll. Ohne Zweifel stürzen sich die Medien wie die Geier auf alles, was sie von sich gibt!«
    Morncreek erwog das Angebot nachdenklich und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Nein, Sir Thomas. Oh, sie muß selbstverständlich gewarnt werden, aber das ist doch eher eine politische Angelegenheit, keine militärische. Ich werde sie morgen früh im Palast sehen und die Angelegenheiten mit ihr selbst bereden. Soviel schulde ich ihr, und ich fürchte« – sie lächelte schelmisch –, »daß mein Job so etwas eben mit sich bringt.«
     

3
    Honor beobachtete, wie unter ihrem Kutter der Landeplatz anwuchs, und ermahnte sich, daß sie Mount Royal Palace schließlich nicht zum ersten Mal besuche. Sie rief sich recht streng in Erinnerung, daß ihre gesellschaftliche Stellung sich seit ihrem ersten Besuch geändert habe. Damals war sie eine Bürgerliche gewesen; nun war sie nicht nur hochdekorierter Captain of the List, sondern auch Ritter und Peer des Reiches – und nichts davon linderte ihre Nervosität auch nur im mindesten.
    Sie empfand eine gewisse Ironie über ihre Anspannung, lächelte und warf ihrem Ersten Offizier einen Blick zu. Die Ehrenwerte Commander Michelle Henke wirkte absolut entspannt – was auch kein Wunder war: Anders als ihre Kommandantin machte Mike lediglich eine Stippvisite beim älteren Zweig ihrer Familie. Nimitz in Honors Schoß sah auf und zuckte mit dem buschigen Schwanz, als wollte er sie wegen ihres inneren Aufruhrs schelten. Sie streichelte ihm die Ohren. Die Bewegung erregte Henkes Aufmerksamkeit, und sie blickte

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