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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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schlug gegen die Fenster, und hinter den Bergen ging der Mond auf.
    Schließlich drehte sich das Mädchen zu seinem Bruder um. »Ist es soweit?« fragte es.
    Der Junge antwortete nicht. Statt dessen warf er die Bettdecke zurück und ging durch das Zimmer zu den Fenstern hinüber. Unter ihm schimmerten die Felder silbern im Mondlicht, doch die Berge hoben sich wie dunkle Riesen gegen den Himmel ab.
    »Alles könnte von dort hinabkommen«, sagte er. »Irgend etwas.«
    Das Mädchen trat neben ihn. Gemeinsam sahen sie in die Nacht hinaus und dachten an das Ding, das draußen wartete.
    »Wirst du ihnen jetzt das Buch bringen?« sagte das Mädchen dann.
    »Ja«, gab der Junge zurück.
    Er wandte sich von dem Fenster ab und ging zum Kleiderschrank. Sich bückend öffnete er die untere Schublade und tastete vorsichtig zwischen den Socken und Unterhemden. Das Mädchen kam hinüber und kniete neben ihm nieder. Ihre weißen Gesichter glühten in der Dunkelheit des Zimmers.
    Die beiden lächelten, als der Junge das Buch aus dem Versteck hervorholte. Sie erhoben sich, und der Junge drückte das Buch fest an sich. »Fang nicht an, bevor ich zurück bin«, sagte er.
    »Oh, nein«, sagte das Mädchen. »Das werde ich nicht.«
    Das Buch noch eng an sich gedrückt, ging der Junge zur Zimmertür, öffnete sie leise und trat vorsichtig auf den Flur hinaus.
    Es war ein großes und sehr altes Haus, und tief in seinem Innern konnte man den Wind nur noch als leises Flüstern hören. Der Junge lauschte einen Augenblick, dann ging er die Treppe hinab. Unter seinen nackten Füßen spürte er den dicken Teppich, und das Treppengeländer fühlte sich unter seiner Hand so kalt wie Stein an.
    Unten lag noch der leichte würzige Geruch des Kuchens in der Luft, den die Mutter gebacken hatte. Er ging in den hinteren Teil des Hauses, vorbei an dunklen Räumen, wo sich das Licht aus dem Flur in den Spiegeln wiederfand, und die Nacht lag schwer auf den Stockwerken.
    Die Eltern befanden sich in dem Raum neben der Küche. Dort brannte ein Feuer in dem kleinen Kamin, und leere Kaffeetassen standen auf dem Tisch. An den Wänden hingen Fotos der Kinder. Sie sahen mit geheimnisvollem Lächeln auf den Raum hinab.
    Die Mutter saß auf dem Sofa neben einer Schirmlampe. Ihr Schoß war voller pinkfarbenem Garn, und die Stricknadeln blitzten im Feuerschein auf.
    Der Vater saß zurückgelehnt in einem großen Ledersessel, den Blick zur Decke gerichtet, die Finger um die Rundung seiner Lieblingspfeife geschlossen.
    Das Feuer zischte, und Funken stiegen den Kamin hinauf. Die Blicke des Jungen huschten in die Ecken des Zimmers, wo sich die Schatten vom Kaminfeuer zurückgezogen hatten.
    »Ich konnte nicht einschlafen, bevor ich euch das gebracht habe«, sagte er von der Schwelle aus. Er ging durch das Zimmer zu seinen Eltern und hielt ihnen das Buch entgegen.
    »Ich habe es versteckt, aber das war nicht richtig, nicht wahr?«
    Sie gingen zu ihm. Die Mutter nahm ihn in die Arme und küßte ihn, und der Vater sagte, er sei ein lieber, ehrlicher Junge.
    Die Mutter nahm ihn ein paar Minuten auf den Schoß und wärmte seine Füße mit ihren Händen, und in ihren Augen schimmerte das Licht des Feuers. Sie sprachen eine Weile sanft auf ihn ein, und er hörte zu und antwortete an den richtigen Stellen mit »Ja« und »Nein«, und dann gähnte er und sagte, er sei müde – ob er bitte ins Bett zurückgehen dürfe?
    Sie brachten ihn zur Treppe und küßten ihn, und er ging allein hinauf, ohne sich umzuschauen.
    In dem Zimmer unter dem Dach wartete das Mädchen auf ihn. Er nickte, und sie gingen wieder ins Bett und reichten sich über den schmalen Spalt zwischen ihnen die Hände. Der Mondschein fiel auf den kalten Steinboden, und der Wind strich nun mit einem beruhigenden Geräusch gegen die Fensterscheiben.
    »Jetzt«, sagte der Junge und hielt die Hand des Mädchens fest gepackt. »Und denke immer daran, es ist schwerer, wenn das Buch woanders ist.«
    Lange Zeit bewegten sie sich nicht. Ihre Augen starrten zur Decke, ohne zu blinzeln. Schweiß ließ ihre Gesichter glänzen, und sie atmeten schwer und mühsam. Das Zimmer verschwamm vor ihren Augen. Schatten und Licht verschmolzen und teilten sich dann wieder wie Wellen im Meer.
    Als die Geräusche von unten sie erreichten, bewegten sie sich noch immer nicht. Mit schweißnassen Händen hielten sie sich fest. Ihre Muskeln verkrampften sich und lockerten sich wieder. Ihre Augen brannten und nahmen den Wechsel von Licht und

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