Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
nehm draußen Säurefallout vonner St. ‘Elens-Eruption vom letzten Donnstach wahr. Wenn Se sich heute vor die Tür begeben wollen, täten Se gut daran, en Dekonanzug und ne Atemmaske anzulegen.«
    Ich fühlte ein Zerren (nicht in der Schulter oder im Bein, denn es war kein körperliches, sondern ein geistiges), eins der Schuld. Hier war ich schon wieder beleidigt gewesen – und Ich Rase hatte sich nur an mich gewandt, um mir einen Dienst zu erweisen. Ich hüstelte entschuldigend.
    Anscheinend reichte das nicht. Ich Rase tauschte ein kaum bemerkbares Blinzeln mit Holmes aus, bevor er sich wieder an mich wandte. »Wolln Ses einfach so abtun, Euer Gnaden?«
    Ich stotterte etwas.
    Während ich in meinem Zorn noch immer versuchte, Worte zu bilden, fuhr Ich Rase fort:
    »Wohin willer, ‘Olmes?«
    Ich riß die Augen auf, und eine Gänsehaut lief mir über den Nacken. Ja, in der Tat, wohin wollte ich? Mir fiel die Antwort einfach nicht ein. Ich schüttelte den Kopf, um Gleichgültigkeit vorzutäuschen, während ich die Ohren spitzte, um Holmes’ Antwort nicht zu überhören.
    »Das sollte doch offensichtlich sein, Ich Rase«, sagte Holmes, ohne zuvor an der Pfeife gezogen zu haben. »In Dr. Watsons linker Hand befindet sich seine schwarze Tasche.«
    So war es.
    Ich Rase machte keinen Hehl aus seiner Verachtung. »Er is auf Tuppenny aus.«
    Tuppenny. Cockney-Slang. Die Spur führt zurück zu ‘nem Laib Brot für Twopence. Der räudige Köter hatte gerade gesagt, ich hätte den Kopf verloren.
    Holmes sprang auf, als ich versuchte, dem St. Helena Konkurrenz zu machen. Er sprach so freundlich zu mir, wie ich es selten von ihm gehört hatte. »Lieber alter Freund, kommen Sie und setzen Sie sich wieder. Sie wollten Ihre Runde machen, nicht wahr?« Er schüttelte traurig den Kopf. »Haben Sie vergessen, daß Sie sich in den Ruhestand begeben haben, Watson? Sie haben Ihre Praxis aufgegeben. Es gibt keine Patienten, die Sie besuchen müssen.«
    »Senil, das isser.« Leise, doch ich hörte es.
    Holmes bedachte Ich Rase mit einem mißbilligenden Blick. Aber es stimmte. Ich hatte die Spur der Zeit und der Ereignisse verloren. Wie sonst sollte man den geistigen Nebel erklären, in dem ich mich die meiste Zeit befand?
    Taub trat ich von der Tür zurück und suchte nach einem Sessel, in den ich mich setzen konnte. Sowohl Holmes als auch Ich Rase beobachtete mich, ohne zu zwinkern, obwohl ich sogar bei Ich Rase Mitleid spürte. Um so mehr entnervt, klammerte ich mich mit den Blicken an den Zeigern der Uhr auf dem Kaminsims fest.
    Die Zeiger der Uhr standen auf eine Minute vor zehn. Vormittags oder nachmittags? Vormittags. Soviel wußte ich. Und das Datum? Der dreißigste Oktober. Na also! Ich hatte doch nicht alles vergessen. Etwas kitzelte in meinem Verstand.
    »Warum liegen seine Fleischpasteten auf der Nußbaumuhr, ‘Olmes?«
    Ich Rases Stimme riß mich aus meinem Gedankengang, und ich musterte weiterhin vage die Uhr, mich verwirrt fragend, worüber ich gerade nachgedacht hatte.
    Holmes warf einen Blick auf die Uhr, befragte seinen Armbandcom und zog einmal an der Pfeife, bevor er Ich Rase antwortete. »Dies ist der Abend des dreißigsten Oktober. Dem guten Doktor ist in den Sinn gekommen, daß wir uns noch nicht mit dem Anachronismus der Sommerzeit befaßt haben. Er wird die Zeremonie durchführen, die Zeiger im Salut für das versunkene Greenwich zu stellen.«
    Dank Holmes wußte ich nun, was ich vorgehabt hatte. Doch ich hätte es nicht so phantasievoll ausgedrückt. Es war einfach etwas, das getan werden mußte, und ich war derjenige, der es tat.
    Nachdem ich einen verstohlenen Blick auf meinen eigenen Armbandcom geworfen und mich überzeugt hatte, daß er sich automatisch neu gestellt hatte, trat ich zu der alten Uhr, um den Stundenzeiger elf Stunden vor und somit eine Stunde zurück zu stellen, als gleichzeitig mit Schlag zehn die Klingel der Haustür erklang.
    Holmes hob die Hand, als wolle er die Uhr verstummen lassen. Ich Rases Ohren spitzten sich, seine Schnauze zuckte.
    Über das Intercom-System hörten wir die Mrs.-Hudson-Stimme an der Tür. »Haben Sie einen Termin, Sir?«
    Die Stimme des Besuchers war schroff. »Nein, aber…«
    »Würden Sie sich freundlicherweise bitte identifizieren?«
    Ein ungeduldiges Schnauben. »Wenn Sherlock ‘Olmes so gescheit is, wie man immer sacht, weißa schon, wer ich bin, wenn ich seinen Raum betreten hab.«
    »Es tut mir leid, Sir, aber…«
    Doch dies war eine Herausforderung, die

Weitere Kostenlose Bücher