Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2
Miß Tinker das uneingeschränkte Recht, Teddy jederzeit besuchen zu dürfen. Wenn sie und Metcalfe ihn manchmal am Abend, wenn das Museum geschlossen hatte, besuchten, nahmen sie Owen Glendower mit. Der Corgi mochte sie sehr. Die junge Frau hatte Metcalfe noch nicht endgültig zurechtgestutzt, doch sie war auf dem richtigen Weg. Und manchmal schauten alle drei noch bei dem bis spät in die Nacht arbeitenden Mr. Jacoby vorbei. Bei einem ihrer Gespräche stellte Mr. Jacoby seine Teetasse auf der Werkbank ab, streichelte seine Katze und sagte: »Da wir von authentischen Antiquitäten sprechen, Metcalfe, wie wäre es, wenn ich die zerbrochene Gretel-Puppe in einen viktorianischen Weihnachtsbaumengel umarbeiten würde?«
»Ausgezeichnet«, sagte Metcalfe und machte mit seiner Pfeife eine bewundernde Geste. »Ehrlich, Mr. Jacoby, ich weiß nicht, wo Sie Ihre Ideen herkriegen.«
Hier senkte Mr. Jacoby bescheiden den Kopf. Doch die Katze und Owen Glendower fühlten sich verpflichtet, einen Blick zu wechseln.
Diese Sammlung wäre nicht vollständig ohne eine wissenschaftlich angehauchte Geschichte. Obwohl Ronald Mason gar nicht so aussieht und handelt wie ich, wurde er gewissermaßen von mir inspiriert. Als ich den Baker Street Irregulars beitrat, dachte ich, es sei einfach, einen Artikel über Sherlock Holmes zu schreiben. Ich erlitt die gleichen Qualen wie Mason, bis ich dann die wahren Absichten des berüchtigten Moriarty erkannte.
ISAAC ASIMOV
Das ultimate Verbrechen
»Die Baker Street Irregulars«, sagte Roger Halsted, »ist eine Organisation von Sherlock-Holmes-Enthusiasten. Wenn Sie das nicht wissen, wissen Sie gar nichts.«
Über seinen Drink grinste er Thomas Trumbull mit einem Hauch unausstehlicher Überlegenheit an.
Die Lautstärke der Konversation während der Cocktailstunde, die dem monatlichen Bankett der Schwarzen Witwer voranging, hatte sich bislang nicht über einen Pegel des höflichen Gemurmels erhoben, doch in diesem Augenblick hob Trumbull stirnrunzelnd die Stirn und begann wieder eine jener Ungehörigkeiten, die für solche Gelegenheiten typisch war.
»Als Jugendlicher«, sagte er, »habe ich die Sherlock-Holmes-Geschichten mit einem gewissen primitiven Vergnügen gelesen, doch ich bin kein Jugendlicher mehr. Das gleiche gilt, wie ich feststellte, jedoch nicht für alle Anwesenden.«
Emmanuel Rubin, der eulenhaft durch seine dicke Brille sah, schüttelte den Kopf. »Es besteht keine Beschränkung auf die Jugendzeit, Tom. Die Sherlock-Holmes-Geschichten markieren den Augenblick, da die Kriminalerzählung als bedeutender Literaturzweig erkannt wurde. Sie ergriffen das, was bis dahin tatsächlich auf Heranwachsende und ihre Groschenhefte beschränkt gewesen war, und machten Unterhaltung für Erwachsene daraus.«
»In der Tat«, sagte Geoffrey Avalon, der mit seinen einsachtundachtzig ernst auf Rubins einszweiundsechzig hinabblickte, »war Sir Arthur Conan Doyle meiner Meinung nach kein ausgesprochen guter Krimiautor. Agatha Christie ist weitaus besser.«
»Das ist eine Sache der Meinung«, sagte Rubin, der – ebenfalls ein Krimiautor – auf diesem speziellen Gebiet weit weniger doktrinär und didaktisch war als auf allen anderen unzähligen Gebieten der menschlichen Errungenschaften, bei denen er sich für eine Autorität hielt. »Die Christie hatte den Vorteil, Doyle gelesen und von ihm gelernt zu haben. Vergessen Sie auch nicht, daß die frühen Werke der Christie ziemlich schrecklich waren. Und dann« – er kam nun allmählich in Fahrt –, »hat Agatha Christie niemals ihre konservativen, xenophobischen Vorurteile überwunden. Ihre Amerikaner sind lächerlich. Sie hießen alle Hiram und befleißigten sich einer Abwandlung der englischen Sprache, die der Menschheit unbekannt ist. Sie war offen antisemitisch eingestellt und warf durch den Mund ihrer Charaktere ihre Zweifel auf alle Ausländer.«
»Und doch war ihr Detektiv ein Belgier«, sagte Halsted.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, entgegnete Rubin. »Ich liebe Hercule Poirot. Ich glaube, er ist ein Dutzend Sherlock Holmes’ wert. Ich weise nur darauf hin, daß wir bei jedem Autor Schwächen aufdecken können. In der Tat waren alle englischen Kriminalschriftsteller der zwanziger und dreißiger Jahre konservativ und auf die Oberklasse fixiert. Das erkennt man an der Art der Rätsel, die sie präsentierten: Baronets, erdolcht in den Bibliotheken ihrer Landsitze; Landadel; unabhängiger Reichtum. Selbst die Detektive
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