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Mit sich selbst befreundet sein

Mit sich selbst befreundet sein

Titel: Mit sich selbst befreundet sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schmid
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seinem Wohlbefinden förderlich ist und die körperliche Widerstandsfähigkeit erhöht. Genossen werden kann ein Essen auch dann, wenn es nicht in jeder Hinsicht den hohen Maßstäben einer gesunden Ernährung genügt. Zur erneuerten Diätetik gehört durchaus der reuelose Genuss dessen, was das Selbst zu sich nimmt, von ihm selbst gewählt, und wovon es sich intim berühren lässt; intensiviert wird der Genuss durch die volle Entfaltung der Sinne des Sehens, Riechens, Schmeckens und durch die rituelle Inszenierung, die das Essen zum individuellen und sozialen Ereignis macht. Nur der mangelnde Genuss beim Verdacht, das Falsche zu essen, im falschen Rahmen, die spürbare Unlust beim Essen, die nachfolgende Reue sorgen für ungesunde Empfindungen von Stress.
    Von vornherein kann es bei einer erneuerten Diätetik nicht um eine normative , sondern nur um eine optative Lebens- und Ernährungsweise gehen. Das gilt auch dann, wenn Experten imperativische Auskünfte darüber geben, was genau zu essen und zu trinken sei und wie man zu leben habe, um gesund zu leben, mag das auch noch so vernünftig erscheinen, wie etwa bei der Formulierung der »fünf Punkte«: viel Bewegung zu suchen, Übergewicht zu vermeiden, auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss zu verzichten, viel Salat, Gemüse und Obst zu essen, Fleisch nur maßvoll zu gebrauchen. Trotz allem kann dem die Auffassung entgegengesetzt werden, dass es womöglich nicht gesund ist, immer nur gesund zu leben und zu essen: Die Integrität des Selbst und insbesondere Magen und Darm müssen auch Herausforderungen bestehen können. Das ist kein Plädoyer für beliebige Lebensweise und Ernährung, sondern dafür, dem gesunden Leben und Essen allein nicht alles zuzumuten. Das einzelne Individuum selbst trifft die Wahl, die es mit seiner gesamten Existenz auch selbst verantwortet. Entscheidet es sich für diätetischeVeränderungen, ist ein zentrales Problem allerdings die Verflochtenheit der Lebensweise und der Fragen der Ernährung mit dem Phänomen der Gewohnheit . Ernährungsgewohnheiten zu ändern bedarf einer intensiven Asketik, denn die bloße Einsicht in den Sinn von Veränderungen führt noch lange keine herbei; vielmehr bedarf es beständiger alltäglicher Arbeit, um eine mehr oder weniger gedankenlos vollzogene Gewohnheit durch eine bewusst gewählte zu ersetzen. Niemand sonst als das Selbst kann dies leisten, und für seine Mühe gibt es letztlich nur einen ausschlaggebenden Grund: sein Eigeninteresse, denn es geht um sein Leben, das von der Ernährung auf existenzielle Weise abhängt und mit ihr gegebenenfalls auf dem Spiel steht.
    Wenn die Option einer gesunden Ernährung vorgezogen wird, kommt dennoch kein aktuell geltender Standard dazu ohne weiteres in Betracht; vielmehr erscheint es sinnvoll, mit der Zusammenstellung der einzelnen Elemente der Ernährung in Bezug auf die je eigene Lebensweise selbst zu experimentieren, bis eine gut lebbare Komposition gefunden ist. Komponenten sind die Stoffe, die tagtäglich in den Körper aufgenommen und von ihm ausgeschieden werden, und die Frage ist, welche Stoffe auf welche Weise im Körper wirken und wie sie zu dosieren sind zwischen einem Zuviel, das als Gift wirken, und einem Zuwenig, das sich als latenter oder lebensbedrohlicher Mangel auswirken kann. Hilfreich für das Selbst ist, wenn der Bedarf sich in Appetiten äußert: In ihnen kommt das Gespür des Körpers zum Vorschein, das durch Erfahrung weiter zu verfeinern ist. Das betrifft zunächst die Nährstoffe , die als Energielieferanten für Körper und Gehirn fungieren: Neben pflanzlichen und tierischen Eiweißen sind dies Kohlenhydrate und Fette (in Fisch, Fleisch, Milchprodukten, Eiern, Gemüse). Ein Zuviel an Fetten trägt zu Gefäßverengungen bei und wird so zur Belastung für Herz und Kreislauf, ein Zuwenig steht im Verdacht, am Entstehen von Depressionen und Aggressionen beteiligt zu sein. Die Aufmerksamkeit gilt ferner dem richtigen Maß an Wirkstoffen ,Vitaminen wie auch Mineralstoffen, die dem Eindringen von Krankheitserregern in den Organismus entgegenwirken; auch Tausende von »Sekundären Pflanzenstoffen« sind dafür von Bedeutung (in Salat, Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Reis, Kartoffeln; am besten aber nicht aus überdüngten Böden, nicht mit Pestiziden behandelt, nicht in Fertiggerichten, nicht gekocht, wenn aber doch, dann ohne langes Warmhalten, möglichst frisch aus der Region, möglichst abwechslungsreich). Schließlich aber geht es um

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