Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
gemacht!,
dachte ich wütend.
Mom zuckte bloß mit den Schultern und zog mir mit einem Ruck meine Bluse aus. Zu Dad sagte sie: »Melody hat sich in den Kopf gesetzt, in die Schule zu gehen – warum, weiß ich nicht –, aber genauso gut kann sie auch hingehen.«
Ich konnte ihnen nicht erklären, dass ich Catherine sehen wollte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mir besser gehen würde, wenn ich mit ihr redete. Sie ist auf dem College – sie würde die richtigen Worte finden. Außerdem musste ich ihr die Karte geben. Heute.
Mom suchte eine Weile nach einer neuen Bluse für mich, bis ihr die ganzen sauberen Klamotten in meinem Koffer einfielen. Als sie den roten Koffer in die Küche rollte, warf ich ihr einen Blick zu und sah dann weg. Ich wollte nicht mehr weinen.
Aus irgendeinem Grund kam der Bus heute früher. Meine neue Bluse hatte ich gerade angezogen, aber mein Mittagessen und Catherines Karte mussten noch in meine Büchertasche gepackt werden und ich musste aufs Klo. Selbst durch den Lärm des Gewitters quäkte die Hupe des Busses laut und deutlich. Sie klingt immer wie eine Gans unter Schmerzen.
Ich hörte, wie Dad die Haustür öffnete und dem Fahrer winkte, dass er weiterfahren sollte. Er brüllte: »Warten Sie nicht, Gus! Sie ist noch nicht fertig!« Der Fahrer – ein rotblonder Typ, der diese Route schon seit zwei Jahren fuhr – hupte noch einmal und rumpelte dann weiter. Gus ist wirklich cool und wartet oft ein paar Minuten, während Eltern sich abhetzten, ihre Kinder aus dem Haus zu kriegen. Manchmal brauchen wir einfach länger, bis wir morgens alles beieinander haben.
»Melody, Liebling, warum bleibst du heute nicht einfach mit Dad und Penny zu Hause? Bitte?«, fragte Mom, als sie mich von der Toilette hob. »Es ist so ein ekliger Tag.«
Ich strampelte und schrie wieder, schüttelte meinen Kopf.
Nein, nein, nein!
Ich wusste nicht, warum es so wichtig war, aber ich wusste, dass ich hingehen musste. Vielleicht wollte ich auch, dass alle sahen, was das Team mir angetan hatte – ich war mir nicht wirklich sicher. Ich wusste nur, dass ich in die Schule musste.
Mom seufzte und zog meine Jeans hoch. Als ich wieder in meinem Rollstuhl saß, deutete ich auf Danke und Mom . Sie schüttelte nur den Kopf und stopfte mein Mittagessen in meine Büchertasche.
Der Regen schien nicht nachzulassen, also atmete Mom tief durch und begann damit, mich ins Auto zu laden. Wenn ich mit dem Bus fahre, rolle ich einfach über unsere Rampe, die Auffahrt hinunter, auf den Bus-Lift und in eine speziell ausgewiesene Ecke im Bus, wo mein Rollstuhl angegurtet werden kann.
Aber wenn ich Auto fahre, involviert das eine ganze Reihe von notwendigen Schritten. Mein Rollstuhl, mein restliches Zeug und ich müssen voneinander getrennt und wieder zusammengesetzt werden. Selbst mit meinem manuellen Rollstuhl ist das eine mühsame Prozedur.
Und Dad war keine Hilfe. Mit seinem Arm in der Schlinge zuckte er mit den Schultern und bemühte sich auszusehen, als täte es ihm leid, dass er nicht rauskommen und Mom unterstützen konnte. Ich glaube, er genoss es ein bisschen, und das machte Mom noch wütender.
Der Regen und der Wind hatten – wenn das überhaupt möglich war – noch zugenommen. Mom hatte einen riesigen Plastikregenmantel über mich und meinen Rollstuhl ausgebreitet und sich selbst einen anderen übergeworfen, aber innerhalb von Sekunden waren die Kapuzen weggeblasen und unsere Köpfe waren klatschnass. Langsam fuhren wir die Rollstuhlrampe hinunter, während der Wind uns peitschte und der Regen uns von allen Seiten angriff.
Ich fand es aufregend. Ich habe den Himmel um 8:00 Uhr noch nie so dunkel gesehen. Der Donner und der Wind schufen eine Szene wie aus einem richtig guten Film. Mein Haar ist kurz und lockig und ich finde, es sieht irgendwie süß aus, wenn es nass ist. Wie passend. Mom hasst es, wenn ihr Haar nass wird – es wird strähnig und schlaff. Ich muss zugeben: Mom mit nassem Haar sollte sich in einem Wandschrank verstecken.
Sie öffnete die Autotür auf der Beifahrerseite und der Wind blies sie wieder zu. Sie öffnete sie erneut und benutzte diesmal mich und meinen Rollstuhl als Türstopper. Der Vordersitz im Auto wurde natürlich klitschnass. Sie hob mich auf den Sitz, gurtete mich an und begann mit dem Prozess, meinen Rollstuhl zusammenzufalten. Glücklicherweise ist er zum größten Teil aus Plastik, Leder und Metall, aber ich wusste, dass er den ganzen Tag feucht bleiben
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