Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Er wirbelt herum und schießt in den Mob Tollwütiger, die von hinten kommen. »FEUERT EURE WAFFEN!«
Kontakt – fürwahr.
Manche der Jungs werden panisch und flüchten in den nächstbesten Hauseingang. Die meisten Türen bestehen aus Metall und sind verschlossen, doch es gibt auch Glastüren, die sich leicht mit dem Gewehrkolben einschlagen lassen. Vor Zorn und Entsetzen brüllen die Soldaten auf, als sie feststellen müssen, dass die Bewohner Möbel dahinter aufgetürmt haben; einfache Schutzwände zum Fernhalten der Seuche.
Es gibt kein Entkommen.
Zu welchem Zeitpunkt erkannte General Custer, dass er besiegt war? Als er sah, wie die feindlichen Krieger den Hügel mit Mordlust in ihren Augen heraufstürmten? Diese Frage stellt sich McLeod nun. Was hatte Custer dagegen unternommen? Setzte er sich einfach ins Gras und wartete darauf, mit einem Tomahawk erschlagen zu werden? Nutzte er seine kostbaren letzten Minuten, um über sein kurzes Leben nachzusinnen?
Vielleicht kämpfte er auch weiter und nahm dadurch in Kauf, jene Minuten zu vergeuden, um seinem Leben noch ein paar sinnlose Sekunden mehr hinzuzufügen.
Scheiße, wenn ich draufgehe , überlegt McLeod, will ich dabei Spaß haben und nicht mit einem Gewehr feuern . Er würde gern mit dem Schießen aufhören, aber seine Finger gehorchen ihm nicht. Schätze, damit ist das Rätsel gelöst, sagt er sich. Der Selbsterhaltungstrieb überwiegt alles andere. Quantität vor Qualität! Jetzt sollte ich wohl besser auf Dauerfeuer schalten.
Er stellt seinen Halbautomaten auf Rock-'n'-Roll-Modus, jagt das Blei nahezu blindwütig in die Menge.
Seht mich an, ich bin ein zweiter John Rambo .
»Genau so will ich es sehen, Private!«, brüllt Ruiz, der eine Schrotladung abschießt. Dann lässt er die rauchende Patronenhülse aus der Flinte fallen und bestückt sie neu. »Leg sie alle um!«
»Ich versuch's!«, beteuert McLeod.
»Nachladen«, ruft wieder jemand.
»Ich hasse diese verkackte Armee«, wettert Williams. Sein Gewehr hat Ladehemmungen. Im Nu springen Tollwütige auf ihn zu. Zwei Kerle treiben ihre Zähne in seinen Hals und reißen ihn auf. Sein Schrei verwandelt sich in ein ekelhaft gluckerndes Gegurgel.
»Vater unser, der du bist im Himmel«, wiederholt McLeod heiser. Tränen fließen durch seine Bartstoppeln. Er mäht die Infizierten nieder, die seinem toten Freund immer noch wie besessen ins Gesicht beißen und das Fleisch in Fetzen von seinen Knochen ziehen.
Nicht weit entfernt fällt Corporal Hicks auf die Knie, nachdem er übel am Arm verletzt wurde. Mit der anderen Hand hält er seinen Karabiner fest und hört nicht auf zu feuern. Einige Soldaten beeilen sich, einen schützenden Kreis um ihn zu bilden und die Bajonette aufzupflanzen.
Eine Granate fliegt durch ein Fenster in die zweite Etage eines Hauses und explodiert unter hellem Licht. Heißes Glas und flammende Trümmer regnen auf die Straße, gefolgt von einer Wolke aus Qualm und Staub.
McLeod gerät ins Wanken und stößt dabei gegen Ruiz, der rückwärtsgehend ununterbrochen mit seiner M4 Super 90 feuert. Rauch und der Gestank der Krankheit rauben ihnen die Luft zum Atmen. Unter der Wolke, die sich über die Straße senkt, erhascht er einen Blick auf Hicks und Wheeler, die gerade zerfetzt werden. Gemeinsam mit dem Sergeant erreicht er die Stelle, wo man sich soeben noch schützend aufbauen wollte. Rücken an Rücken feuern die beiden im 360-Grad-Winkel in die Tollwütigen.
Der Halbautomat wird heiß in McLeods Händen, ehe er plötzlich nur noch klickt.
»Ein letztes Mal Feuerschutz!«, ruft Ruiz heißer und stolpert davon. Er lässt seine rauchende Flinte fallen und fasst sich an den Hals. Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor.
»Sergeant?«, fragt McLeod und traut seinen Augen nicht.
Ruiz ist unbesiegbar. Er kann nicht sterben!
Gebissen wurde er nicht; ein Irrläufer hat ihn getroffen.
»Emmanuel!«, japst Ruiz und fällt auf die Knie.
»Mann getroffen!«, brüllt McLeod automatisch, obwohl er weiß, dass niemand kommen wird.
Er macht einen Satz vorwärts, um den Sergeant in Sicherheit zu ziehen, wird aber im Getümmel aus Soldaten und Infizierten zu Boden geworfen. Ein Tollwütiger, der über ihn stürzt, drückt ihm die Luft aus der Lunge. Als er wieder zu Atem kommt, sieht er Ruiz auf allen Vieren bei dem Versuch, wieder aufzustehen. Seine Gegner hängen an ihm und bedecken jeden Zoll seines Körpers mit Bissen.
»Sergeant!«, schreit McLeod.
Ein Knie stößt gegen seinen
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