Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
fressen.
»Hey!«, ruft er.
Wyatt zischt ihn an, die Klappe zu halten, aber Mooney kann den Anblick des kleinen Jungen, der da zerbissen wird, nicht ertragen.
»Schwachkopf!«
Eines der Tiere kommt in buckliger Haltung mit zurückgezogenen Lefzen und anliegenden Ohren näher. Es knurrt zur Verteidigung seiner Beute.
Mooney blickt hinunter auf sein Bajonett. Er darf nicht schießen, außer, es geht um Leben oder Tod. Allerdings möchte er sich auch nicht auf einen Messerkampf mit den Straßenkötern einlassen.
Er hebt eine Bierflasche vom Boden auf und wirft sie nach den Hunden, die grollend und kläffend auseinanderlaufen und sich ihre bluttriefenden Mäuler lecken.
»Alter, pass auf«, sagt Wyatt. »Hadschis auf drei Uhr.«
Vier Teenager in dreckigen Kapuzenpullovern stehen auf der anderen Straßenseite und sehen zu ihnen herüber.
»Was meinst du, haben die es sich eingefangen?«
Mooney schüttelt unsicher den Kopf. Dann hebt er einen Arm und winkt.
Die Jungen wechseln Blicke, einer erwidert die Geste.
»Ich glaube nicht, Joel.«
Als die Vier auf sie zukommen, schauen sie sich gewohnheitsmäßig nach beiden Seiten um, ehe sie die Straße überqueren.
Jeder von ihnen führt einen Baseballschläger mit sich. Die Bewaffnung ist verständlich, denn es grenzt an Wahnsinn, nach draußen zu gehen, ohne sich in irgendeiner Form schützen zu können. Mooney hat jedoch keine Lust, weitere Risiken einzugehen.
»Das ist dicht genug«, sagt er und hebt seinen Karabiner an.
Die Jungen bleiben mitten auf der Straße stehen. Ihre Augen lassen zunächst jeglichen Ausdruck missen, dann aber tauschen sie lange, vielsagende Blicke aus, bevor sie sich wieder den Soldaten zuwenden. Einer grinst. Dabei tropft Speichel von seinem Kinn. Er ist infiziert, hat sich aber noch nicht verwandelt.
Unvermittelt setzen sie zum Sprint an und holen mit ihren Schlägern aus.
»Stehenbleiben, oder ich schwöre bei Gott, ihr seid tot«, droht Mooney.
Einer der Halbstarken rennt unbeholfen in Wyatts Bajonett und verletzt sich somit selbst. Der Nächste versetzt dem Soldaten einen Hieb gegen den Arm, der ausreicht, um ihn dazu zu zwingen, sein Gewehr fallen zu lassen. Sie beginnen, miteinander zu ringen. Mooney schwenkt nun seinen Karabiner hin und her, um die beiden anderen Jungen mit dem Bajonett zu erwischen, aber sie weichen zurück und halten inne, öffnen die Münder und lachen geräuschlos.
Einer macht einen Satz nach links, der andere nach rechts …
McGraws Flinte geht mit einem ohrenbetäubenden Knall los und tötet umgehend einen der beiden. Die zwei Unversehrten fliehen, während der Letzte blutend und wimmernd über die Straße kriechen will. Er ist bereits so gut wie tot.
»Erlöse ihn schnell, Mooney«, drängt McGraw.
»Roger, Sergeant.«
Falls der Schuss die Tollwütigen nicht angelockt hat, wird es das grelle Heulen des sterbenden Jungen tun. Mooney holt tief Luft, richtet seinen Karabiner mit dem Bajonett nach unten aus und treibt es ihm in den Rücken.
Die Spitze durchbohrt den Körper widerstandslos und trifft mit einer Wucht auf den Straßenbelag darunter, die Mooneys Arme erzittern lässt und bis ins Genick zu spüren ist. Der Junge zuckt einige Momente lang wie eine an der Wand aufgespießte Fliege, und sackt dann zusammen.
»Jetzt ist er tot, Sergeant«, meldet Mooney.
»Lasst uns weitergehen.«
Der Soldat zieht sein Bajonett heraus und bleibt erschöpft vor der Leiche stehen. Dabei entgeht ihm nicht, dass Petrova ihn mit aufgerissenen Augen anstarrt.
»Ich hatte keine Wahl«, entschuldigt er sich müde.
»Ihre Augen …«, wispert sie.
Mooney blinzelt. Was sieht sie darin?
»Verwundet, Private?«, fragt McGraw an Wyatt gerichtet.
Wyatt steht etwas abseits, hat die Arme verschränkt und die Hände in seine Achselhöhlen geschoben. Er schüttelt den Kopf, wirkt blass.
»Mir geht es gut, Sergeant«, versichert er. Als er sich nach seinem Gewehr bückt, verzieht er schmerzhaft das Gesicht.
»Was stimmt nicht mit meinen Augen«, will Mooney wissen.
Petrova schenkt ihm jedoch keine Aufmerksamkeit mehr. Sie sieht hinauf in den grauen Himmel.
Er folgt ihrem Blick und spürt, dass etwas in der Luft liegt. Gleich darauf hört er es von Südosten her: das Brausen von Rotorblättern. Die Lautstärke nimmt rasch zu, bis drei CH-47-Bananen über sie hinwegdonnern.
»Funk diese Chinooks an und sag ihnen, wir sind unterwegs«, ruft McGraw, der das SINCGAR seit Shermans Tod trägt. »Sie sollen über dem
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