Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Hinterkopf. Ihm wird schwarz vor Augen. Nur ein paar bunte Funken schwirren durch sein Blickfeld. Als er wieder etwas erkennen kann, sieht Ruiz bereits wie ein überfahrener Kadaver aus: ein kopf- und armloser Rumpf, zerquetscht und mit Scherben gespickt.
»Ihr Motherfucker«, bringt McLeod hervor, hilflos heulend in seiner Wut.
Eine Granate schlägt in der Nähe ein. Tollwütige werden versengt und zerfetzt. Er badet in Blut, wird von herumfliegenden Fleischbrocken getroffen. Die nächste Staubwolke weht über die Massen hinweg. Die schrillen Schreie der Sterbenden übertönen sogar das Fiepen in seinen Ohren. Hysterisch schluchzend kriecht er durch Dreck und Glas, bis er es schafft, sich in ein Taxi zu hieven und schlotternd auf dem Rücksitz zusammenzurollen. Das Fahrzeug schaukelt und wird erschüttert wie ein Schiff im Sturm, als sich die Infizierten darum scharen und ihr Massaker an den Verdammten des Dritten Platoons vollenden.
Die Schreie von draußen schwellen weiter an, während die Schussfrequenz der Waffen allmählich abnimmt.
Vater unser, der du bist im Himmel …
Ein Tollwütiger stößt gegen die Seite des Taxis und mit dem Gesicht auf die Türscheibe, deren Glas feine Risse davonträgt. Auf dem Fahrersitz schwankt eine stinkende Leiche durch den Aufprall, ihr Kopf knickt zur Seite. Sie scheint zu grinsen.
Vater unser, der du bist im Himmel …
Vater unser, der du bist im Himmel …
Die letzten Gewehrschüsse fallen. Dann hört man nichts mehr, außer dem Trampeln zahlloser Füße und ein urzeitliches, fast triumphal klingendes Brummen aus tausenden Kehlen.
Vater unser …
Ich hatte keine Wahl
Sie waren einmal zu zehnt. Jetzt sind es noch drei Mann, die sich mit der Virologin Dr. Petrova durchs Niemandsland nach Norden schleppen – schmutzig, müde und blutverschmiert, während Rotten Infizierter die mit Müll übersäten Gassen und Seitenstraßen auf ihrer niemals endenden Jagd nach Frischfleisch durchstreifen.
Sie sind die letzten Überlebenden der Hauptkolonne, nachdem Bowman den Rest des Platoons nach Osten geführt hat, um die Tollwütigen zu täuschen: McGraw, Mooney und Wyatt.
Sie gehen hintereinander und halten sich dicht an den Gebäuden, um im Schatten zu bleiben. Mit jedem Schritt rücken die Schüsse und Schreie weiter in die Ferne. Vor ihnen tauchen die Grünflächen des Central Parks auf, ein lockendes Versprechen auf Zuflucht.
Eine metallene Mülltonne rollt hinter der nächsten Ecke hervor und bleibt am Rinnstein liegen. Ratten wuseln heraus und huschen schutzsuchend davon.
Petrova ächzt vor Ekel und vergräbt ihre Fingernägel in Mooneys Arm. Sie hat alle Entsetzlichkeiten erduldet, ohne zu schreien oder ohnmächtig zu werden, doch sein Arm, der zum Ziel ihrer kanalisierten Hysterie geworden ist, ist nun von Kratzern und blauen Flecken übersät.
Mooney nimmt die Blessuren ohne Murren hin. Er mag die attraktive Forscherin, doch daran liegt es nur zum Teil; der Schmerz hält ihn davon ab, selbst vor Angst, Abscheu und Gram zu schreien.
McGraw ordnet einen Stopp an. Er bedeutet Mooney und Wyatt, dass sie für eine Konfrontation in Stellung gehen sollen.
Mooney zeigt auf Petrova, aber das kümmert den Sergeant nicht. Sonst ist niemand mehr da. Als sie zuletzt an eine Meute Infizierter gerieten, wurden Carrillo, Finnegan, Ratliff, Rollins, Eckhardt und Sherman von ihnen getrennt. Sie bestiegen die Ladefläche eines Pickups, um sich zur Wehr zu setzten.
Jetzt aber sind sie tot. Das weiß McGraw mit Bestimmtheit, weil er wegen ihres Funkgeräts zurückging und die zerfleischten Leichname entdeckte.
Wyatt bemüht ein für ihn typisches Grinsen, das wie das Grinsen eines geistig Minderbemittelten wirkt. Seine große Brille setzt er schief auf die Nase und er zwinkert. Mooney nickt mit einem Gesichtsausdruck, in dem ein Funke Hoffnung durchschimmert. Bisher haben die beiden einander Glück gebracht; sie können jetzt nicht sterben.
McGraw boxt senkrecht mit einer Faust in die Luft und gibt die Richtung vor. Bereitmachen zum Angriff.
Mooney und Wyatt pirschen sich mit ihren Waffen im Anschlag zur nächsten Straßenecke. Außer zwei ausgebrannten Streifenwagen an einem aufgegebenen Checkpoint können sie nichts erkennen. Es scheint sich niemand dahinter aufzuhalten.
Mooney will gerade Zeichen geben, dass die Luft rein ist, als er eine Bewegung bemerkt. Es ist ein Hund – nein, ein ganzes Rudel. Schmutzige, verwilderte Tölen, die von einem toten Kind
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