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Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Titel: Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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zwei Meter. Trotz des mittelschweren Lärms, den seine klirrende, polternde Ausrüstung schlägt, bewegt sich das Platoon relativ ruhig und schweigsam vorwärts, betroffen angesichts der Verwüstung, auf welche die Zugführer ihre Männer im Vorfeld eingestellt haben.
    Hinter ihnen ziehen sich die Ärzte und Krankenschwestern, die sich zum Abschiednehmen vor die Tür gewagt haben, besorgt ins Hospital zurück.
    »Jesus«, stöhnt Williams nach mehreren Häuserblocks, während er mit dem Kopf wackelt. »Das ist gar nicht gut; alles kaputt, nur noch Asche und Schutt …«
    »Rappst du etwa, Private?«
    Er wirft einen Blick hinter sich und sieht McLeod, der ihn angrinst und den Arm über seine Waffe hebt, um ihm fröhlich zu winken.
    Williams erwidert mit unschuldiger Miene: »Wovon redest du?«
    McLeod schüttelt verständnislos den Kopf.
    Tatsächlich ist es nach fast einem Jahr in den gefährlichsten Gegenden Bagdads für Private First Class McLeod zur Gewohnheit geworden, Tote und ausgebrannte Häuser zu sehen. Dass es sich bei den Toten nunmehr um Landsleute handelt, lässt ihn kalt. Den Großteil seines jungen Lebens bewältigte McLeod dadurch, dass er Verachtung und Spott aufbrachte, um persönliche Misserfolge zu legitimieren, posttraumatische Störungen zu vermeiden und sich ganz allgemein gegenüber allen anderen überlegen zu fühlen. Verachtung zum Beispiel ließ ihn die Zeit im Irak überstehen: Er betrachtete das komplette Volk dort als Selbstmörder, weil es sich fortwährend mit der stärksten Militärmacht der Welt anlegte. Also konnte man nicht dafür belangt werden, dass man dabei half, es zu dezimieren.
    Und was diese New Yorker betrifft – nun, bei ihnen handelt es sich für ihn um einen Haufen wohlhabender, erfolgreicher Leute, die endlich bekommen, was sie verdienen. Eine Lektion zum Thema: So läuft es eben in der Welt. Pech hat nämlich jeder einmal, ob er nun Hinz oder Kunz heißt und was auch immer er getan haben mag. Darum ist es auch egal, wer man ist und was man sich zuschulden kommen ließ.
    »Wann hat man uns zuletzt befohlen, Bajonette aufzusetzen?«, möchte Williams wissen. »Während der Grundausbildung?«
    McLeod denkt laut nach: »Ich verstehe nicht, weshalb wir nicht einfach geblieben sind, wo wir waren, wenn es dort draußen doch angeblich so übel zugeht, dass wir keine Meile weit gehen dürfen, ohne eine Kugel im Lauf und das Bajonett aufgesteckt zu haben. Es ist, als würden sie es darauf anlegen, dass man uns tötet.«
    »Ich weiß nur eines: Dieser Ort jagt mir eine Scheißangst ein«, gesteht Williams. »Bis zum East River Tunnel müssen Hunderte von Toten auf der First Avenue liegen, und niemand sammelt sie ein, um sie zu bestatten. Das finde ich, ehrlich gesagt, am schlimmsten daran.«
    Weiter hinten in der Kolonne hören sie zwei Mitglieder von Gruppe 1 singen:
    Study up on weaponry
    The M16, the M15,
    Sammy knows the enemy
    Flim flam, big slam, tell the Major what you see
    Hut, hut, hut, hut!
    Die Männer gehen dazu über, herumzualbern, um die Stimmung zu heben. Die anderen vom Zweiten Platoon haben wie McLeod das Schlimmste kennengelernt und gewöhnen sich bereits an die neue Abscheulichkeit. Sie stecken es leichter weg und werden wieder übermütig. Mittlerweile stößt sie die neue Einsatzregel nicht mehr so drastisch vor den Kopf. Falls Tollwütige die Schuld hieran tragen, brennen die Soldaten darauf, es ihnen heimzuzahlen.
    »Erzähl mir jetzt nicht, da hinten versucht Rollins, einen auf Rapper zu machen«, empört sich Williams.
    McLeod lacht. »Oh Mann, viel besser: Er singt mit Carrillo einen alten Song von Blondie, Military Rap . Das ist brillant.«
    »Blondie?«
    »Oh, komm schon, Kumpel: Blondie. Blondie!«
    »Wie gesagt: Wer ist das?«
    »Mensch, das ist wirklich genial«, sagt McLeod mit ehrlicher Begeisterung. »Endlich hat diese Mission auch ihren Rock-'n'-Roll-Soundtrack.«
    Mit einem Mal wird ihm bewusst, dass der Gesang hinter ihnen schon ein paar Sekunden vorher abrupt abgewürgt wurde.
    »Private McLeod, halt dein Schandmaul!«, brüllt Sergeant Ruiz aus nur wenigen Zoll Entfernung in sein Ohr, sodass er zusammenschreckt. »Wir befinden uns in einer potenziellen Gefechtssituation, und das bedeutet: keine Liedchen oder Schwätzchen mit den anderen Girls! Williams, dein Anschlag lässt zu wünschen übrig; sieh zu, dass du deine Waffe nicht auf Hawkeyes Arsch richtest, er steht auf unserer Seite! Johnston, steck die Dreckskamera ein, bleib wachsam

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