Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Rucksäcke und Panzerwesten. Sie folgen Hawkeye und biegen auf die 38. Straße ab. Bald passieren sie die Kreuzung Tunnel Approach Street, wo sie sich einen Weg zwischen Autos suchen müssen, die während der Nacht eine Massenkarambolage verursacht haben. Nun sind die Wracks hoffnungslos ineinander verkeilt, wie eine riesenhafte Skulptur aus zerkautem Metall. In der Nähe steht ein Rettungswagen mit offenen Türen, dessen Lichter noch rotieren – ein unheimlicher Anblick. Davor, auf einem Teppich aus Glassplittern, liegt ein toter Mann auf einer Trage. Seine Kehle wurde herausgerissen.
Sie gelangen in eine Wohnsiedlung. Kurz vor dem Zentrum des Häuserblocks hören sie Schreie. Diese scheinen von überall aus der Umgebung zu rühren, als fahre eine Schar heulender Gespenster durch den Block.
Dann ruft aus einem Fenster im dritten Stockwerk eines Hauses ein Mann herunter: »Hey, Army!«
Die Soldaten von Gruppe 3 blicken zu ihm hinauf.
Der Mann ist jung, hat dunkle Haut und langes, schwarzes Haar sowie sehr muskulöse Arme.
»Zwei Typen schlagen die ganze Zeit gegen meine Wohnungstür, um reinzukommen, und ich muss das Haus verlassen, weil ich mein Insulin brauche«, ruft er ihnen zu. »Könnt Ihr mir dabei helfen?«
Negativ , muss sich Ruiz per Funk sagen lassen.
»Weiter, Leute«, weist er seine Gruppe an.
»Die Schreie kommen aus diesen Gebäuden«, sagt Williams. »Das ist echt Hardcore, Mann.«
»Hey, Army! Könnt ihr mich hören da unten?«
Als Williams nach oben blickt, sieht er mehrere Leute, die sich aus anderen Fenstern lehnen.
»Unternehmt ihr was gegen diese gemeingefährlichen Irren?«, ruft eine alte Frau herab. Sofort stimmen Weitere mit ein.
»Können wir denn gar nichts für diese Menschen tun, Sergeant?«, fragt Williams.
»Weiter, Leute«, wiederholt Ruiz.
Mit einem durchdringenden Knall stürzt ein Mädchen auf den blauen Toyota Camry rechts von McLeod. Als ihr Gesicht durch die Frontscheibe schlägt, sieht man nichts als Blut und Haare, wobei die Karosserie des Autos kurz unter der Wucht des Aufpralls einsackt und sein schriller Alarm losgeht.
»Scheiße!«, brüllt McLeod und lässt dabei fast seine Automatik fallen.
Drei von Lewis' Leuten eröffnen das Feuer auf das Fenster in der dritten Etage, doch der Dunkelhäutige springt zurück und geht in Deckung.
»Feuer einstellen! Feuer einstellen!«, brüllt Lewis. »Auf wen schießt ihr Idioten?«
Kempers Stimme knarrt über Funk: War Dogs Two-Five an alle Einheiten von War Dogs Two: Feuer einstellen, over.
»Hört auf«, befiehlt Ruiz seiner Gruppe. »Kriegt euch wieder ein.«
Die Männer sammeln sich um die Leiche.
Weitermarschieren, Ende.
»Ihre Beine zucken noch, verdammt«, jammert McLeod. »Oh Gott.«
»Der Lieutenant sagt, wir sollen weitergehen«, drängt Ruiz mit erhobener Stimme, um sich gegen den Autoalarm durchzusetzen. »Hier gibt es nichts für uns zu tun.«
»Der Lieutenant hat kein Herz«, wettert Williams kopfschüttelnd, »oder es ist aus Stein.«
»Sie ist tot, Private«, betont der Sergeant, »und wir leben. Kommt, weiter. Sofort.«
Williams bekommt immer mehr ein ungutes Gefühl, was ihren Auftrag betrifft, und auf seine Vorahnung ist für gewöhnlich Verlass. Er spürt, dass die Jungs fahrig werden, immer zorniger und machtlos in ihrem Drang, auf irgendetwas zu feuern. Er befürchtet, dass sie, sobald sie einmal mit dem Schießen beginnen, eine Grenze überschreiten und überhaupt nicht mögen werden, was sie dahinter vorfinden.
»War Dogs Two-Three an War Dogs Two-Six. Erreichen jetzt Second Avenue, over.«
Fortschreiten auf Second Avenue Richtung Norden, over.
»Geht klar. Biegen auf Second Avenue ab, Ende.«
Einen kurzen Augenblick später meldet sich Ruiz erneut.
»War Dogs Two-Six, hier War Dogs Two-Three. Sie kommen besser schnell her, over.«
Ich sehe es. Sind auf dem Weg, Ende.
An der Kreuzung von Second Avenue und 42. Straße, deren Einfahrt eine Reihe von Polizeieinsatzwagen versperrt, ist es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit zahlreichen Beteiligten gekommen. Mehrere Lebensmitteltransporter, die etwas abseits stehen, sind halb entladen worden. Es scheint, als sei eine offene Schlacht in vollem Gange.
Wir sind nicht hier, um das Massaker von My Lai oder General Custers letzte Schlacht nachzuspielen
Der Lieutenant hat die Unteroffiziere zu einem vertraulichen Gespräch einberufen.
»Die Lage vor Ort hat sich erneut geändert, deshalb gelten wiederum andere
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